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Unterschätze Anlageklasse Wandelanleihen – in wechselhaften Zeiten in ihrem Element

Defensive und offensive Qualitäten
Defensive und offensive Qualitäten: Anleger, die an den richtigen Stellschrauben drehen, können von Wandelanleihen profitieren | Foto: Leitwolf

Besser als Unternehmensanleihen, besser als Aktien, und das ohne die extremen Ausschläge: 2020 konnten Wandelanleihen glänzen wie lange nicht. In äußerst unberechenbarem Umfeld hielten sie ihr Versprechen: aktienähnliches Potenzial bei gleichzeitig anleiheähnlicher Sicherheit zu liefern. „Wandelanleihen haben sich lehrbuchmäßig verhalten“, erklärt Marc-Alexander Knieß, Senior Portfolio Manager Wandelanleihen bei Lupus alpha. „Sie konnten sowohl ihre defensiven Qualitäten – also die Absicherung über den Bond Floor – als auch ihre offensiven Qualitäten über die Partizipation an der Aktienmarktrallye beweisen.“ Auf das Gesamtjahr gerechnet kamen Wandelanleihen, gemessen am Refinitiv Global Focus Convertible Bond Index (EUR hedged), auf ein Plus von 21,5 Prozent, während der globale Aktienmarkt lediglich um 11,9 Prozent zulegte, High Yield-Anleihen um 3,9 Prozent und Investment Grade-Anleihen um 4,2 Prozent (siehe Grafik 1).


Ausfälle gab es trotz massiven BIP-Einbruchs weltweit nur wenige. Außerdem nahmen Wandelanleihen Investoren die so herausfordernde Frage des Market Timing ab. „Die schnellen, tiefgreifenden Trendwechsel haben wohl nur die wenigsten Anleger für sich genutzt und von Aktien auf Anleihen und wieder zurück auf Aktien gewechselt“, erklärt Stefan Schauer, ebenfalls Senior Portfolio Manager Wandelanleihen bei Lupus alpha.

Das vergangene Jahr war sicher herausragend, doch auch auf lange Sicht haben sich Wandelanleihen, auch kurz „Wandler“ oder „Convertibles“ genannt, bewähren können: Die Performance ähnelt auf lange Sicht der von Aktien – und das bei niedrigerer Volatilität. Das Analysehaus Scope Analysis bezeichnete Wandelanleihen dann auch als „unterschätzte Anlageklasse“. „Die vergleichsweise hohe Komplexität dieser Anlageklasse und geringere Markteffizienz bieten Outperformance-Potenziale“, heißt es in einer Scope-Studie aus dem Jahr 2019.

Dreizehnjahreshoch bei Neuemissionen

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Uber Technologies, HelloFresh, Zalando, Delivery Hero, Pinduoduo – sie alle trugen dazu bei, dass sich das Volumen an Neuemissionen 2020 gegenüber 2019 fast verdoppelt hat auf weltweit rund 159 Milliarden US-Dollar (siehe Grafik 2). Das ist der höchste Stand seit 2007. Das Volumen aller ausstehenden Wandler kletterte von rund 400 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf über 500 Milliarden US-Dollar. Das lag auch am enormen Finanzierungsbedarf der Unternehmen durch die COVID-19-Krise. Platzierungsprobleme gab es keine, vielmehr griffen – auch wegen der Niedrig- beziehungsweise Negativzinsen am klassischen Anleihemarkt – immer mehr Anleiheinvestoren bei Wandelanleihen zu. „Viele Wandelanleihen waren deutlich überzeichnet“, berichtet Knieß.


Gleichzeitig wurde der Bereich ordentlich aufgemischt. Normalerweise finanzieren sich vor allem Wachstumsunternehmen aus den Branchen Technologie, Pharma und zyklische Konsumgüter über Convertibles. 2020 tauchten zunehmend andere Adressen auf, etwa aus der Industrie, dem Versorgerbereich und der Luftfahrt.

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