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Weik & Friedrich „Griechenland – kein Grund für Jubelgesänge“

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Anfang 2018 gab es bereits Jubelmeldungen der Presse zu Griechenland über den erzielten Überschuss von 7 Milliarden Euro. Doch bei genauer Betrachtung ist zu erkennen, dass manipuliert wurde. Zwar gab es im Haushalt der Athener Regierung im Jahr 2017 tatsächlich einen Überschuss von 1,94 Mrd. Euro, aus dem jedoch nach Zinszahlungen ein Minus von 4,2 Mrd. Euro wurde. Auch dieses Defizit ist geschönt. Addiert man die Steuerrückzahlungen und Rückstellungen für schwebende Rentenanträge hinzu, dann ergibt sich sogar ein Defizit von 6,3 Mrd. Euro!

Kein Land zahlt seine Schulden zurück

Die Industrieproduktion ist seit dem Hoch im Jahr 2017 um 24 Prozent eingebrochen und befindet sich heute auf dem Niveau von 1994. Damit ist es für die griechische Volkswirtschaft nicht möglich die Schulden zu begleichen.

Wir sollten uns von der Illusion verabschieden, dass wir das an Griechenland geflossene Geld – wir sprechen nicht von Zinsen - jemals wiedersehen werden. Kein einziges Land bezahlt seine Schulden zurück, auch nicht der Exportweltmeister Deutschland. Der einzige Grund, warum sich die Schulden unseres Landes gegenwärtig verringern, ist, dass einerseits Deutschland sich auf Grund der Niedrigzinsphase historisch billig neu verschulden kann und andererseits wir Sparer keine Zinsen mehr erhalten. Der Staat entschuldet sich folglich auf Kosten von uns Bürgern. 

Fazit

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Griechenland ist immer noch hoffnungslos pleite. Die Mär, dass die Rettung für Deutschland ein gutes Geschäft ist, weil 2,9 Milliarden Euro Zinsen eingenommen wurden, ist ebenfalls ein Trugschluss und pure Augenwischerei - denn diese Zinsüberschüsse wurden bereits an Athen zurücküberwiesen!

Der Euro ist nach wie vor und wird auch in Zukunft viel zu stark für das Land sein. Solange der Euro in Griechenland besteht, wird das Land nicht aus der Krise kommen, sondern weiter am Tropf und folglich dem guten Willen der zahlungskräftigen Euroländer hängen. Sobald die Konjunktur abkühlt – wovon wir ausgehen und wonach es momentan aussieht, von den Konsequenzen eines globalen Handelskriegs möchten wir überhaupt nicht sprechen –, wird Griechenland wieder frisches Geld benötigen.

Wie lange werden wir noch gutes Geld schlechtem hinterherwerfen? Die Insolvenzverschleppung geht weiter auf Kosten der Menschen! Griechenland wird seine Schulden zu keiner Zeit zurückbezahlen können. Das Land benötigt einen kompletten Schuldenerlass und muss aus der Eurozone austreten. Wenn wir tatsächlich die europäische Idee im Kern am Leben erhalten möchten, braucht das Land dann einen Marshallplan wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich sind Ökonomen, Honorarberater und Bestseller-Autoren. Weitere Informationen finden Sie unter: www.friedrich-weik.de, bei www.facebook.com/friedrichundweik/ und bei Twitter www.twitter.com/FRIEDRICH_WEIK.

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