Feri-Chefvolkswirt Axel Angermann
Wie hoch steigt die Inflation noch?
Feri-Chefvolkswirt Axel Angermann. Foto: Feri
Steigende Energiepreise treiben die Inflation aktuell deutlich nach oben. Ob der Trend anhält, ist unter Experten umstritten. Feri-Chefvolkswirt Axel Angermann rechnet langfristig mit einer hohen Teuerungsrate.
Die zunehmende Rivalität zwischen den USA und China verschärft diese Gefahr noch einmal deutlich: Selbst wenn es nicht zur Herausbildung zweier konkurrierender Blöcke und der damit verbundenen Abschottung voneinander kommen sollte, ist abzusehen, dass der globale Handel der Zukunft stärker von politischen Machtkämpfen und nicht in erster Linie von den ökonomischen Vorteilen der globalen Arbeitsteilung bestimmt wird.
Im Ergebnis fiel der jährliche Zuwachs des globalen Welthandelsvolumens bereits in der zweiten Dekade des Jahrhunderts mit einem Plus von 2,2 Prozent deutlich geringer aus als in der Dekade davor, als der Beitritt Chinas zur WTO dem Welthandel einen enormen Schub versetzt...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die zunehmende Rivalität zwischen den USA und China verschärft diese Gefahr noch einmal deutlich: Selbst wenn es nicht zur Herausbildung zweier konkurrierender Blöcke und der damit verbundenen Abschottung voneinander kommen sollte, ist abzusehen, dass der globale Handel der Zukunft stärker von politischen Machtkämpfen und nicht in erster Linie von den ökonomischen Vorteilen der globalen Arbeitsteilung bestimmt wird.
Im Ergebnis fiel der jährliche Zuwachs des globalen Welthandelsvolumens bereits in der zweiten Dekade des Jahrhunderts mit einem Plus von 2,2 Prozent deutlich geringer aus als in der Dekade davor, als der Beitritt Chinas zur WTO dem Welthandel einen enormen Schub versetzt und ein jährliches Wachstum von knapp 6 Prozent ermöglicht hatte. Mit rückläufigen Welthandelsvolumina rechnen wir derzeit zwar nicht. Es spricht aber viel dafür, dass die Dynamik des globalen Handels im laufenden Jahrzehnt nochmals sinken und in jedem Fall geringer sein wird als die Dynamik der Weltwirtschaft als Ganzes. Die von der Globalisierung ausgehenden disziplinierenden Effekte auf die Löhne in den Industrieländern werden damit geringer.
Das gilt umso mehr, als China im Zuge seiner enormen Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte seinen Status als Billiglohnland abgelegt hat. Es entspricht inzwischen auch dem politischen Willen der dortigen Führung, in bestimmten definierten Bereichen wie KI, Quanteninformation, integrierte Schaltkreise, biotechnologische Züchtung sowie Luft- und Raumfahrttechnik selbst zum Weltmarktführer aufzusteigen und die globalen Märkte nicht dank günstigerer Produktionskosten, sondern infolge eigener technologischer Überlegenheit zu beliefern.
Inwieweit China damit Erfolg hat, wird sich zeigen, aber der dämpfende Effekt, der von einer hunderte Millionen Menschen zählenden Armee chinesischer Arbeiter via globaler Verfügbarkeit der von diesen Menschen produzierten Erzeugnisse auf das Kosten- und Lohnniveau in den Industrieländern ausgeht, dürfte bereits heute weitaus schwächer sein als noch vor zehn Jahren. Angesichts der Größenordnungen dürfte der Wegfall dieser Armee an Billigarbeitern nicht ohne weiteres durch anhaltend niedrige Löhne in anderen Ländern kompensierbar sein.
Das größte Potenzial liegt in dieser Hinsicht zweifellos in Afrika mit seiner weiterwachsenden Bevölkerung, jedoch stehen dem zumindest bis auf weiteres die völlig unzureichenden institutionellen Rahmenbedingungen in den meisten afrikanischen Ländern entgegen.
Änderungen globaler Lieferketten
Die Corona-Pandemie hat die Verletzlichkeit vieler Länder und Unternehmen für exogene Schocks verdeutlicht. Unternehmen werden versuchen, sich von derartigen Schocks unabhängiger zu machen. Das muss und wird nicht zwingend eine Rückverlagerung von Produktion in die Heimatländer der Unternehmen zur Folge haben, wohl aber eine breitere Streuung der Verflechtungen mit den Lieferanten wichtiger Vorprodukte. Die bisherige Strategie, möglichst immer und überall die jeweils kostengünstigste Lösung zu suchen, wird dadurch zumindest aufgeweicht. Für die Unternehmen bedeutet dies mindestens partiell höhere Kosten. Ob sie diese an ihre Kunden weitergeben können, ist zwar je nach Branche und Markt sicher unterschiedlich, aber generell ist auch dies ein Faktor, der zu höheren Preisen beitragen dürfte.
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