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Aktualisiert am 07.06.2020 - 21:59 Uhrin MischfondsLesedauer: 5 Minuten

22 Fragen an Barnaby Wiener „Nassim Taleb trifft die Sache auf den Punkt“

Erfolgreicher Fondsmanager statt erfolgsloser Autor: Barnaby Wiener (MFS).
Erfolgreicher Fondsmanager statt erfolgsloser Autor: Barnaby Wiener (MFS). | Foto: MFS
  1. Ihre erste prägende Erfahrung zum Thema Geld?

Nach alter englischer Tradition werden an Weihnachten Münzen in den Kuchen eingebacken. Ich erinnere mich, dass ich als kleiner Junge immer sehr aufgeregt war, weil ich sie finden wollte. Rückblickend war das keine besonders hilfreiche Erfahrung: Geld wächst schließlich nicht auf Bäumen oder in Kuchen, auch wenn die Zentralbanken das vielleicht anders sehen ...

  1. Wären Sie nicht Fondsmanager geworden, wären Sie heute …

… ein erfolgloser Autor

  1. Haben Sie ein berufliches Vorbild?

Ich bin ein großer Bewunderer des mittlerweile in Rente gegangenen Fondsmanagers Anthony Bolton – zum Teil wegen seiner enormen langfristigen Erfolgshistorie, aber vor allem, weil er so bescheiden ist. Das ist selten in unserer Branche

  1. Welche andere Persönlichkeit imponiert Ihnen oder fasziniert Sie?

Bill Gates. Er ist einer der reichsten und klügsten Menschen der Welt, und er nutzt beides, um tiefgreifende soziale und ökologische Probleme zu bekämpfen. Ich hoffe, dass mehr reiche und kluge Leute es ihm gleichtun – sonst haben wir nämlich ein Problem

  1. Welches Buch sollte jeder Fondsmanager gelesen haben?

Narren des Zufalls“, und eigentlich alle Bücher von Nassim Taleb. Ich glaube nicht, dass er besonders gut schreiben kann, und seine Art kann nervig sein. Aber seine Kernaussage trifft die Sache auf den Punkt: Die Menschen machen beim Denken so viele Fehler, und oft sind es die vermeintlich Klügsten, die Denkfehler machen. Er nennt sie „intellektuelle Idioten“. Natürlich zähle ich Bill Gates nicht dazu

  1. Wie motivieren Sie sich, wenn Sie mit Ihrem Fonds einmal hinter der Konkurrenz zurückbleiben?

1.200% Rendite in 20 Jahren?

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Über die Performance meiner Fonds denke ich überhaupt nicht nach. Denn wenn man das tut, ändert das im besten Fall gar nichts. Im schlimmsten Fall führt es dazu, dass man seinen Prozess verändert

  1. Und die Belohnung, wenn Sie alle anderen abgehängt haben?

Keine – weil ich eben nicht über die Performance nachdenke. Aber eines muss ich dazu doch noch sagen. Ich meine, Mehrertrag ist für einen Fondsmanager manchmal gefährlicher als Minderertrag, weil er zu einem übersteigerten Selbstbewusstsein führen kann

  1. Ihr bislang schönstes Erlebnis als Fondsmanager?

Grundsätzlich finde ich es hilfreich, Emotionen aus dem Investmentprozess herauszuhalten. Aber ich freue mich über den menschlichen Austausch (wenn auch vielleicht nicht über jeden), der in meinem Beruf stattfindet – den Austausch mit Kollegen, Geschäftsleitungen von Unternehmen und Kunden

  1. Welchem verpassten Investment trauern Sie noch heute nach?

Wenn ich mich an die frühen 2000er-Jahre zurückerinnere, an die Zeit nach dem Platzen der Technologieblase, gab es da wahrscheinlich viele wirklich interessante Chancen in diesem Sektor. Aber weil ich mich mit vielen Produkten und Geschäftsmodellen nicht auskannte, habe ich sie nicht weiterverfolgt. Großer Fehler

  1. Worüber haben Sie sich in jüngster Zeit so richtig geärgert?

Da fällt mir nichts ein

  1. Und wem würden Sie gern einmal gehörig die Meinung sagen?

Die Liste wäre endlos! Wie die meisten Leute über 50 verbringe ich wahrscheinlich viel zu viel Zeit damit, mich über die Entscheidungen anderer zu beklagen. Wenn ich eine Person nennen müsste, dann wäre das Milton Friedman. Er ist zwar mittlerweile verstorben, war aber die intellektuelle Kraft hinter der Idee, dass der einzige Zweck eines Unternehmens darin besteht, die Aktionäre reich zu machen. Diesem Konzept mangelt es entschieden an Weisheit und Vorstellungskraft. Deshalb hat es der Gesellschaft und am Ende auch den Aktionären so viel geschadet

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