33 Fonds im Crashtest Die besten Fonds für Osteuropa-Aktien
Politische und wirtschaftliche Risiken bestimmten in den vergangenen Jahren die Börsen östlich des Elbufers. Das vergangene Jahr machte da keine Ausnahme. Doch spätestens seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten erwachen in Russland die Hoffnungen auf sich bessernde Verhältnisse und ein Ende der Wirtschaftssanktionen. Der Börse in Moskau verhalf das zu einer fulminanten Kursrally.

Zudem stabilisierten sinkende Förderquoten und die weltweit steigende Nachfrage nach Rohstoffen den Ölpreis. Das trieb vor allem die Notierungen der Ölproduzenten und Energieversorger nach oben, die an der Moskauer Börse seit jeher zu den Schwergewichten gehören. So stieg der marktbestimmende RTS-Index allein in den vergangenen drei Monaten um 20 Prozent, im gesamten Jahr 2016 um über 50 Prozent. Auch die Märkte in Ungarn, Tschechien und Polen reagierten mit teils zweistelligen Gewinnen auf die positive Stimmung in der Region.
Die besten Fonds für Osteuropa-Aktien
Fonds | Punkte Gesamt |
Pkt. Perfor- mance |
Pkt. Stress- test |
Pkt. Rating |
Vol. in Mio. € |
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1 | SEB Eastern Europe Small Cap Fund | 248 | 89 | 94 | 65 | 100 |
2 | Schroder Emerging Europe | 240 | 86 | 74 | 80 | 527 |
3 | Aberdeen Eastern European Equity Fund | 183 | 49 | 84 | 50 | 54 |
4 | Julius Baer Eastern Europe Focus Fund | 162 | 57 | 66 | 39 | 29 |
5 | Invesco Emerging Europe Equity Fund | 149 | 75 | 19 | 55 | 19 |
28 weitere Fonds >> | ||||||
Sortierkriterium: Punkte Gesamt, Quelle: Testverfahren DER FONDS, Berechnung und Daten: FWW Fundservices GmbH (Stichtag: 18. Januar 2017), Wertentwicklung auf Euro-Basis |
Komplett anders dagegen das Bild in der Türkei. In vielen Osteuropa-Fonds ist es nach Russland das am höchsten gewichtete Land. Angesichts der massiven politischen Turbulenzen und der unverhohlen diktatorischen Avancen von Staatschef Recep Tayyip Erdogan ziehen Anleger derzeit in Scharen Geld aus dem Land ab. Die Unsicherheiten belasten sowohl den Aktienmarkt, der in den vergangenen drei Monaten rund 15 Prozent nachgegeben hat, als auch die Währung des Landes. Zu allem Überfluss kämpft die Türkei mit einem chronischen Leistungsbilanzdefizit: Seit der Jahrtausendwende exportiert das Land kontinuierlich weniger als es importiert.
Die Beispiele verdeutlichen, wie unterschiedlich sich die wirtschaftliche Situation in den einzelnen Ländern Osteuropas darstellt. Im Vergleich mit den globalen Schwellenmärkten sind die Börsen jedoch recht günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des MSCI Eastern Europe liegt bei 8,3, jenes für globale Schwellenmärkte bei 13,6. Noch teurer sind Aktien des MSCI World mit einem KGV von mehr als 17.
Der aktuelle Crashtest von DER FONDS analysiert 33 Fonds, vier weniger als bei der vorangegangenen Auswertung im September 2015 und deutlich weniger als noch vor fünf Jahren, als sich 55 Fonds qualifizierten. Das Angebot schrumpft also, was sicherlich nicht zuletzt der schlechten Wertentwicklung der vergangenen Jahre zuzuschreiben ist. Die beiden Spitzenplätze im Gesamtranking gehen an den SEB Eastern Europe Small Cap Fund und den Schroder Emerging Europe, die im Vergleich zu 2015 die Plätze getauscht haben. Mit 248 respektive 240 Punkten liegen sie weit vor der Konkurrenz.
Dem auf Platz 3 gelandeten Aberdeen Eastern European Equity Fund fehlen immerhin 57 Punkte zu Platz 2. Der Fonds wird vom globalen Aberdeen-Schwellenländerteam um Devan Kaloo gemanagt. Nachteilig wirkte sich hier die hohe Gewichtung türkischer Aktien (22 Prozent) aus, was einen besseren Platz in der Performance-Auswertung verhinderte. Sollte es jedoch zu einem nachhaltigen Aufschwung am Bosporus kommen, könnte der Fonds mehr als seine Wettbewerber von diesem Szenario profitieren.
Indexfonds wie der Comstage MSCI Eastern Europe (Rang 13) investieren dagegen nur in die vier Länder Russland (71 Prozent), Polen (20 Prozent), Ungarn (5 Prozent) und Tschechien (3 Prozent). Titel aus Estland, der Ukraine, Rumänien, Griechenland oder der Türkei sind nicht im Index enthalten.
Wer den früheren Erfolgsfonds Nevsky Eastern Europe sucht, findet ihn im F&C Eastern European Fund wieder. Die amerikanische Gesellschaft F&C, die wiederum seit 2016 zur Bank of Montreal Financial Group gehört, hat Thames River Capital bereits 2013 übernommen.
Die drei Siegerfonds im Kurz-Porträt

Der Gesamtsieger: SEB Eastern Europe Small Cap Fund
Knapp 100 Millionen Euro verwaltet Marko Daljajev in seinem etwas exotisch anmutenden Fonds. Als einziger im Testfeld setzt der Estländer den Schwerpunkt auf Nebenwerte mit einer Börsenkapitalisierung von unter 500 Millionen Dollar. Größer kapitalisierte Konzerne sowie nicht aus der Region stammende Werte, die einen großen Teil ihres Umsatzes in Osteuropa erwirtschaften, komplettieren das in der Regel 80 bis 100 Positionen umfassende Portfolio.
Obwohl Daljajev vermeintlich volatile Small Caps bevorzugt, unterbietet er fast alle anderen Fonds in punkto Schwankungsbreite und Risiko. Platz 2 im Stresstest und Platz 1 in der Performance-Auswertung gaben den Ausschlag für den Gesamtsieg. Der Fondsmanager arbeitet mit einem Team aus mehreren Branchenspezialisten zusammen und verfolgt aus der Bottom-up-Perspektive heraus einen ausgeprägten Stockpicking-Ansatz.
Das Ergebnis ist ein Portfolio, das sich von der Benchmark völlig entfernt. Daljajev: „Wir konzentrieren uns vor allem auf das Risiko-Rendite-Profil einzelner Unternehmen und nicht auf Top-Down Wetten zu bestimmten Ländern.“ Außer auf attraktive Unternehmenskennzahlen achtet der Manager vor allem auf eine gute und transparente Unternehmensführung.
Geografische Schwerpunkte ergeben sich somit aus der Auswahl der Einzeltitel. Hier dominieren Werte aus Russland mit 30 Prozent. Mittlerweile findet Daljajev auch viele türkische Aktien wie den Flughafenbetreiber Tav Havalimanlari Holding attraktiv. Insgesamt kommen Titel vom Bosporus auf 20 Prozent. Weitere größere Länderpositionen sind Georgien, Kasachstan, Polen und Rumänien. Größte Einzelwerte sind die georgische TBC Bank und der kasachische Gaskonzern Kazmunai Gas Exploration.
Auf Sektor-Ebene dominieren Rohstoffwerte (20 Prozent) vor Finanzdienstleistern (18 Prozent) und Energietiteln (14 Prozent). Unter bestimmten Voraussetzungen ist Daljajev für 2017 positiv gestimmt: „Wenn der Ölpreis sich weiter erholt und wir eine moderate polnische und türkische Politik sehen, könnte ein weiteres starkes Jahr für die osteuropäischen Märkte folgen.“ Trotz der guten Performance des vergangenen Jahres sieht er die Märkte im Vergleich zu den Weltbörsen weiter als unterbewertet an.