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Aktualisiert am 08.06.2023 - 11:20 UhrLesedauer: 5 Minuten

Afrika-Fondsmanager im Interview „Investoren unterschätzen Ägypten“

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Was hat Ägyptens Regierung in den letzten Jahren konkret für Investoren getan?

Bou-Diab: Präsident Abd al-Fattah as-Sisi weiß, dass Stabilität und Sicherheit von zentraler Bedeutung für Investoren sind. Entsprechend hat er Rahmenbedingungen geschaffen, die überbewertete Währung korrigiert und Staatschulden reduziert. Fremdwährungen sind aus dem Schwarzmarkt verschwunden und Devisen fließen jetzt wieder in den Bankensektor. Außerdem hat Abd al-Fattah as-Sisi die Energiekrise bewältig. Neue Gesetze schützen Fremdkapital und verkleinern bürokratische Hürden für Investoren.

Welcher Wirtschaftszweig ist für ausländische Investoren in Ägypten besonders interessant?

Bou-Diab: Der Gesundheitssektor ist eine Goldgrube. Er befindet sich zwar noch nicht ganz auf dem europäischen Niveau, ist aber im afrikanischen Vergleich führend. Viele Afrikaner reisen für Behandlungen und Kuren nach Ägypten. Mit dem BB African Opportunities  investieren wir in die Cleopatra Hospital Group. Ihr Management baut eine hochwertige Marke für private medizinische Versorgung in Ägypten auf.

Neben der Gesundheitsbranche ist auch die Finanzindustrie in Ägypten lukrativ. Im Moment haben nur 8 Prozent der Haushalte dort ein Bankkonto, das Potenzial ist enorm und die Margen sind sehr hoch. Auch die Nachfrage nach Immobilienkrediten ist hoch und wurde bislang noch gar nicht adressiert.

Wo ist das der Fall?

Bou-Diab: In neuen Wohnquartieren in großen Städten, die für zahlungskräftige Kunden interessant sind. Hier sind die Besitzverhältnisse klar geregelt, weil der Staat von Anfang an Planungssicherheit hatte. Das ist ja in Ägypten nicht immer der Fall.

In welchen afrikanischen Ländern außer Ägypten investieren Sie?

Bou-Diab: In Ruanda, Südafrika und Marokko. Marokko setzt wie Ägypten seine Steuergesetze immer besser durch. Die Digitalisierung der Steuerunterlagen zwingt die Unternehmen zur Disziplin und dürfte die Einnahmen deutlich erhöhen. Außerdem genießt die Energiewirtschaft in Marokko einen guten Ruf. Das Land will bis 2030 50 Prozent seines Bedarfs mit erneuerbaren Energien decken.

Ich investiere auch in Kenia. Die Wirtschaft ist breit aufgestellt und kenianische Start-ups aus der Mobile-Payment-Branche sind in Afrika führend. Viele Kenianer haben schon Smartphones. Das macht das Angebot weiterer Dienstleistungen einfacher und bringt die Wirtschaft voran.

Aus welchem Staat halten Sie sich fern?

Bou-Diab: Aus Nigeria. Präsident Muhammadu Buhari hat nach dem Absturz der Ölpreise im Jahr 2015 mit allen Mitteln versucht, die Landeswährung Naira gegenüber dem Dollar stabil zu halten, was die Marktwirtschaft in eine Schieflage gebracht hat. Nigerias Bruttoinlandsprodukt wächst kaum über 2 Prozent und ist geringer als das Bevölkerungswachstum. Die nigerianische Zentralbank verfolgt eine höchst unkonventionelle Geldpolitik und ist nicht transparent, da sie seit Jahren ihre Bilanz nicht offenlegt. Wir vermeiden auch Investitionen in Tunesien. Die Regierung bläht den Staatsapparat dort personell auf, um Arbeitsplätze zu schaffen. Vielversprechender wäre es, Privatunternehmen zu fördern.

Zum Abschluss: Für welchen Investorentyp eignet sich der Bellevue African Opportunities?

Bou-Diab: In erster Linie für langfristig denkende Investoren. Der Zeithorizont sollte mindestens fünf Jahre betragen. Wie gesagt, der Erfolg des Fonds hängt von der Durchsetzungskraft politischer Reformen in Afrika ab. Und die brauchen nun mal ihre Zeit. Wir sehen den Fonds als Beimischung in ein breit aufgestelltes Schwellenländer-Portfolio. Wenn die Wirtschaft an Fahrt aufnimmt, ist die Gewinnmarge hoch. Afrika hat ja makroökonomisch betrachtet noch sehr viel Nachholbedarf.

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