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Anleihespezialisten am runden Tisch „Sind die Notenbanken Ihre Freunde oder Ihre Feinde?“

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Und jenseits der Staatsanleihen?

Christian Bender: Die Zentralbanken ermöglichen es Anlegern auch, risikobehaftete Anlagen zu kaufen. Die Fed sagt, dass sie sich Einzelschuldner und den Kreditmarkt anschaut. Damit strahlt sie starke Signale aus und vermittelt eine gewisse Sicherheit. Das ist gut. Ich betrachte außerdem gern die Währungen, zum Beispiel die Norwegische Krone. Das Land ist reich und innovativ und hat eine junge Bevölkerung. Die Anleiherendite ist zwar nicht auskömmlich. Aber die Krone ist im Zuge des Ölpreis-Crashs unter die Räder gekommen und bietet jetzt eine entsprechende Chance.

Kommen wir zur Frage, wie man ein Portfolio aufbaut. Mögen Sie zurzeit lieber Investment Grade oder Hochzins?

Bender: Mein Schwerpunkt liegt in Investment Grade, ich darf aber High Yield beimischen. Der April war eine gute Zeit, um zuzukaufen.

Was haben Sie sich denn gegönnt?

Bender: Zum Beispiel eine Dollar-Anleihe von Petroleos Mexicanos mit einer Laufzeit bis Januar 2021. Unsere Schwellenländerexperten hatten mit dieser Laufzeit trotz des Ölpreis-Absturzes keine großen Bauchschmerzen, denn das Unternehmen ist für Mexiko sehr wichtig.

Welche Ablaufrendite hatte das Papier?

Christian Bender, Portfoliomanager und Leiter Renten International bei Signal Iduna AM
Foto: HP Studios, Hamburg

Bender: Etwas über 8 Prozent, was ich für sehr gut halte. Ich habe im Hansa International, den ich seit 20 Jahren manage, immer ein großes liquides Polster. Ein liquider Block sind US-Staatsanleihen. Die hatten uns im März viel Freude bereitet, sodass ich sie nutzen konnte, um solche Satellitenpositionen einzukaufen.

Franck: Auf dem High-Yield-Markt nehmen die Einzelrisiken wieder deutlich mehr Raum ein als vor der Krise. Sie können also gute Spreads abgreifen, müssen aber die Wackelkandidaten meiden.

Klingt nach einem Minenfeld.

Franck: Wenn Sie Anleihen gut auswählen können und die Risikosysteme gut funktionieren, dann ist es kein Minenfeld. Generell gesprochen rechnen wir tatsächlich mit weiteren Ausfällen. Der Markt hatte für den BB-Bereich eine Ausfallrate von 8 bis 9 Prozent eingepreist, das ist inzwischen wieder um die Hälfte gefallen. Zu tief, wie ich finde, weshalb wir generell bei Hochzinsanleihen vorsichtig geworden sind. Aber machen wir uns nichts vor, die Zinsen werden niedrig bleiben. Hochzinsanleihen liefern wenigstens einen Spread, mit dem man die Realverzinsung über null halten kann.

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