Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau
Wirtschaftspolitik gegen Corona
Jörn Quitzau ist Volkswirt bei der Berenberg Bank. Foto: Berenberg
Wirtschaftspolitiker bringen weltweit Maßnahmen auf den Weg, um die Corona-Krise abzufangen. Berenberg-Volkswirt Jörn Quitzau gibt einen Überblick und sagt, welche Länder gute Finanzpolster haben.
Großbritannien hatte zunächst zusätzlich zum ohnehin expansiv ausgerichteten Haushalt weitere 12 Milliarden Pfund für den Kampf gegen die Krise bereitgestellt. Kürzlich verkündete der britische Finanzminister zudem staatlich garantierte Hilfsdarlehen in Höhe von 330 Milliarden Pfund. Auch sollen Kreditraten für drei Monate ausgesetzt werden können, was den Bürgern finanziell Luft verschaffen würde.
In den USA wird ein Programm mit einem Volumen von rund einer Billion US-Dollar auf den Weg gebracht. Teil des Programms sollen direkte Finanzhilfen für die US-Bürger sein. Ausgezahlt werden diese Finanzhilfen voraussichtlich im April und Mai. In einem Land, das über kein ausreichendes...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Großbritannien hatte zunächst zusätzlich zum ohnehin expansiv ausgerichteten Haushalt weitere 12 Milliarden Pfund für den Kampf gegen die Krise bereitgestellt. Kürzlich verkündete der britische Finanzminister zudem staatlich garantierte Hilfsdarlehen in Höhe von 330 Milliarden Pfund. Auch sollen Kreditraten für drei Monate ausgesetzt werden können, was den Bürgern finanziell Luft verschaffen würde.
In den USA wird ein Programm mit einem Volumen von rund einer Billion US-Dollar auf den Weg gebracht. Teil des Programms sollen direkte Finanzhilfen für die US-Bürger sein. Ausgezahlt werden diese Finanzhilfen voraussichtlich im April und Mai. In einem Land, das über kein ausreichendes soziales Netz verfügt, ist das ein durchaus sinnvolles Instrument, damit alle Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Alle diese Maßnahmen haben eine Brückenfunktion: Sie verbessern die Liquidität für alle Betroffenen, bis der Shutdown überstanden ist und der Geschäftsbetrieb wieder anlaufen kann.
Wer soll das bezahlen?
Berechtigterweise tauchen Fragen nach der Finanzierbarkeit dieser Programme auf. Kann ein Land wie Italien, das schon ohne die Corona-Krise unter chronischer Wachstumsschwäche und hohen Staatsschulden (133 Prozent des BIP) litt und deshalb im Clinch mit der EU lag, diesen Wirtschaftseinbruch finanziell überstehen?
Können sich die USA ein Billionen schweres Hilfspaket leisten, wo das Land doch bereits mit knapp 110 Prozent des BIP verschuldet ist und schon seit Jahren Haushaltsdefizite von rund 5 Prozent verzeichnet? Sind die Staatsfinanzen allerorts nicht längst so weit strapaziert, dass die Regierungen eigentlich keine Spielräume mehr für weitere Schulden haben?
Für Deutschland gilt das nicht, denn Deutschland hat die Schuldenquote in den vergangenen Jahren dank niedriger Zinsen und sprudelnder Steuereinnahmen von über 80 Prozent auf unter 60 Prozent des BIP senken können. Die Bundesregierung wird erst einmal keine Probleme haben, Konjunkturpakete zu finanzieren. Auch andere Länder werden den Kapitalmarkt für weitere Schulden nutzen können. Es ist aber damit zu rechnen, dass ein Teil der neuen Schulden letztlich in den Bilanzen der Notenbanken landen wird.
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