Chinas Aktienmarkt Tauwetter im Traumland
Am 15. Januar haben die USA und China nach vielen Monaten des Schlagabtausches und zusätzlichen Zöllen ihren Handelskonflikt vorerst auf Eis gelegt und einen ersten Handelsvertrag unterzeichnet. Wie stark die Streitereien den Wirtschaftsmotor gebremst haben, offenbart der Außenhandel. 2019 sanken die Exporte Chinas um 2 Prozent, die Einfuhren gar um 6 Prozent. Trotz der Rückschläge durch die Zankerei mit den USA stieg die Wirtschaftsleistung auch 2019 um 6,1 Prozent.
Experten melden zwar regelmäßig Zweifel an der exakten Höhe der offiziellen Zahlen an. Dass China von den großen Volkswirtschaften die mit Abstand höchsten Zuwächse hat, bleibt aber unstrittig. Zudem beginnt mit dem Jahr der Ratte laut Horoskop ein neuer Zyklus. Daher steht 2020 Kang zufolge für einen Neubeginn und ein besonders profitables Jahr: „Die Ratte ist zwar in unserem Sprachgebrauch ein hinterlistiges und wenig beliebtes Tier, doch in China steht sie für Fleiß, Klugheit, Energie, Entschlossenheit und das Erreichen von Zielen.“
Ein rundum sorgenfreies Anlageuniversum wird China so schnell jedoch nicht. Erstens ist das Ringen zwischen den USA und seinem aufstrebenden Herausforderer nur aufgeschoben, nicht aufgehoben – schließlich geht es um die weltweite ökonomische und technologische Vorherrschaft. Zum anderen können jederzeit externe Effekte für Probleme sorgen. Jüngster Sorgenquell dieses Typs ist nicht der eingangs erwähnte sprichwörtliche Schnupfen, sondern leider gleich eine Epidemie.
Das Auftreten einer neuen Lungenkrankheit erinnert an den Ausbruch von Sars 2003. Damals infizierten sich mehr als 8.000 Personen mit dem in Südchina ausgebrochenen Virus, was schließlich zu 774 Todesfällen in 37 Ländern führte. „Sars hat die chinesische Wirtschaft, insbesondere den inländischen Verbrauch hart getroffen“, weiß Hao Zhou, Analyst im Research-Team der Commerzbank.
Damals brach der Einzelhandelsumsatz spürbar ein. Für Zhou besteht wieder das Risiko, dass dem chinesischen Konsum ein kräftiger Wind entgegenbläst, wenn die Behörden das Coronavirus nicht eindämmen können. Dies gilt insbesondere, weil die am stärksten betroffenen Sektoren mittlerweile einen größeren Teil der Wirtschaft ausmachen. Der Tourismus etwa sorgt für rund 5 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts, während der Anteil 2003 nur 2 Prozent betrug.