Roundtable zu Eltif 2.0 „Wer sich jetzt zu defensiv verhält, könnte den Anschluss verpassen“
DAS INVESTMENT: Die Eltif 2.0 Novelle ist da. Glauben Sie, dass damit der große Durchbruch gelingt oder sehen Sie es weiterhin skeptisch?
Julia Cramer: Die gesetzliche Grundlage ist auf jeden Fall deutlich besser als zuvor. Was vorher viel zu eng gefasst war, gerade in Bezug auf den Vertrieb und die zulässigen Vermögensgegenstände, wurde jetzt richtig aufgestellt. Es bleibt nun spannend, was der Markt daraus macht.
Das klingt nach einer diplomatischen Antwort.
Klaus Wolfermann: Man muss auch bedenken, dass die technischen Regulierungsstandards bis heute noch nicht final geklärt sind, obwohl die Regulierung eigentlich schon seit Januar greifen sollte. Viele der Großen sind mutig vorangegangen, bevor alles in trockenen Tüchern war.
Torsten Saffier: Aber nachdem die Novellierung nun weitgehend durch ist, dürfte der zusätzliche Anpassungsbedarf überschaubar sein. Wenn wir uns...
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DAS INVESTMENT: Die Eltif 2.0 Novelle ist da. Glauben Sie, dass damit der große Durchbruch gelingt oder sehen Sie es weiterhin skeptisch?
Julia Cramer: Die gesetzliche Grundlage ist auf jeden Fall deutlich besser als zuvor. Was vorher viel zu eng gefasst war, gerade in Bezug auf den Vertrieb und die zulässigen Vermögensgegenstände, wurde jetzt richtig aufgestellt. Es bleibt nun spannend, was der Markt daraus macht.
Das klingt nach einer diplomatischen Antwort.
Klaus Wolfermann: Man muss auch bedenken, dass die technischen Regulierungsstandards bis heute noch nicht final geklärt sind, obwohl die Regulierung eigentlich schon seit Januar greifen sollte. Viele der Großen sind mutig vorangegangen, bevor alles in trockenen Tüchern war.
Torsten Saffier: Aber nachdem die Novellierung nun weitgehend durch ist, dürfte der zusätzliche Anpassungsbedarf überschaubar sein. Wenn wir uns den Markt anschauen, sehen wir Eltifs als Neuanfang und Chance. Dank Depotfähigkeit, mehr Transparenz und besserer Risikostreuung kann der Eltif 2.0 ein echter Gamechanger werden, gerade im Retailbereich.
Wo sehen Sie denn die größten Vertriebschancen für Eltifs?
Saffier: Ich denke in erster Linie an strukturierte Maklerpools mit Vertriebspower. Der klassische Einzelvertrieb wird sich wohl eher nicht auf Eltifs stürzen. Zudem wird man verstärkt über digitale Vermarktungsstrategien nachdenken müssen.
Wolfermann: Am Ende entscheiden die Vertriebe über Erfolg oder Misserfolg. Und hier ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Zum einen muss der Eltif richtig verstanden werden, als rechtlicher Zusatzrahmen für bestehende Fondsstrukturen. Zum anderen müssen die Ressentiments gegenüber alternativen Investments generell weiter abgebaut werden.
Wieso tun sich die Deutschen bisher so schwer mit Eltifs im Vergleich zu Frankreich oder Italien?
Cramer: Die Akzeptanz war dort größer, auch aufgrund gezielter Steueranreize. In Frankreich und Italien konnten Privatanleger in lokale Unternehmen und Projekte investieren und erhielten dafür Steuererleichterungen. Zudem waren klassische geschlossene Fonds dort nie so populär wie hierzulande.
Wolfermann: Bei uns gibt es beim Investment-Steuerrecht für Eltifs noch Optimierungsbedarf, das ist ein offenes Thema. Da müssen wir auf das Finanzministerium und dessen Umsetzung warten. Ursprünglich sollte das im Zukunftsfinanzierungsgesetz gemacht werden, wurde dann aber wieder herausgenommen.
ESG ist ein Megathema in der Finanzbranche. Doch wie wichtig ist Nachhaltigkeit für den Erfolg von Eltifs?
Saffier: Meiner Meinung nach wichtig, aber eher zweitrangig. Nachhaltige Produkte sind im Markt bereits zahlreich vertreten. Mit ein paar Kriterien lässt sich schnell ein Artikel-8-Produkt zimmern. Echte Impact-Fonds nach Artikel 9 sind dagegen noch rar. Beim Eltif schwingt der Aspekt der Nachhaltigkeit zwar mit, ist aber kein erklärtes Muss.
Cramer: Man muss unterscheiden: Bei Privatanlegern steht Rendite meist vor Nachhaltigkeit. Doch für professionelle Investoren mit eigenem ESG-Reporting ist es extrem wichtig. Sie brauchen die Daten und Labels. Grundsätzlich wird der Druck, in ESG-konforme Assets zu investieren, zunehmen – hoffe ich.
Wolfermann: Die Herausforderung ist, an die nötigen Daten zu kommen. Bei Aktien kein Problem, bei Sachwerten dagegen meist schon. Ein Immobilienfonds ist oft schon dankbar, wenn er rudimentäre ESG relevante Verbrauchsdaten erhält. Und die soziale Komponente valide zu messen, ist noch schwieriger. Klar, ein paar Faktoren wie Ökostrom oder E-Ladesäulen lassen sich immer integrieren. Aber es fehlen noch einheitliche, praktikable Standards bzw. die Erhebungen.
Kommen wir zur Vergütungsstruktur. Wie sehen hier die aktuellen Pläne bei Eltifs aus?
Wolfermann: Viele sehen im Eltif per se ein günstigeres Produkt – zu Unrecht! Eltifs unterliegen denselben Kostenzwängen wie andere alternative Investmentfonds auch. Erwartet werden Ausgabeaufschläge von 3 bis 7 Prozent, vermutlich wird er sich ähnlich wie bei Publikumsfonds bei 5 Prozent einpendeln. Dazu wohl eine laufende Vertriebsprovision aus der Managementgebühr, zumindest im 34f-Vertrieb. Die Höhe ist noch offen, ich hörte Spannen von 0,15 bis 1 Prozent pro Jahr.
Cramer: Hier darf man auch nicht die höhere Komplexität des Portfoliomanagements von Sachwerten vergessen. Eine Immobilie zu finden, zu kaufen, zu verwalten und später zu verkaufen führt schlichtweg zu einem höheren Aufwand als einen Wertpapierfonds, bei dem ich einfach ein paar Orders mehr einstelle, zu verwalten. Das scheint mir in der Diskussion oft unterzugehen.