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Aktualisiert am 15.03.2021 - 16:47 Uhrin FondsLesedauer: 5 Minuten

Frank Fischer im Interview „Aus diesem Grund ist Warren Buffett so besonders gut“

Frank Fischer
Frank Fischer: Der Vorstand und Investmentchef des Fondsanbieters Shareholder Value Management spricht im Interview über sein Investoren-Vorbild Warren Buffett. | Foto: SVM

DAS INVESTMENT: Warren Buffett gilt als lebende Legende und Prototyp eines Investors in seiner sympathischen Variante. Was fasziniert Sie persönlich an ihm?

Frank Fischer: Ich glaube, es gibt einen Grund, warum Menschen wie Buffett so besonders gut sind. In langen Krisen zahlt sich seine Disziplin aus. Seine Beharrlichkeit, nie zu viel zu zahlen und keine falschen Risiken einzugehen. Die Stabilität seiner Holding-Firma Berkshire Hathaway rührt aus vielen unterschiedlichen Ertragsquellen her. Wenn ein Bereich mal ausfällt, geht es anderen immer noch gut. Der Ansatz und was Warren Buffett daraus gemacht hat, ist ein ziemlich gutes Konstrukt.

War Buffetts Ansatz immer gleich, oder hat er sich erst zu dem entwickelt, was ihn heute ausmacht?

Fischer: Buffett war ja Schüler von Benjamin Graham, dem Vater der fundamentalen Aktienanalyse. Dessen Grundgedanke und der Kern von Value-Investing überhaupt ist es, zwischen Preis und Wert zu unterscheiden und nie zu viel für ein Investment auszugeben. Buffett hat Grahams Stil weiterentwickelt. Er hat nicht nur auf ein niedriges Kurs-Gewinn- und ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis geachtet, sondern sich im Laufe der Jahre verstärkt an wachsenden Umsätzen und Gewinnen und an den Maßstäben von Phil Fisher orientiert …

… einem anderen berühmten Wall-Street-Analysten.

Fischer: Philip Fisher hat ein 15-Punkte-System entwickelt, das zu verstehen hilft, ob es sich bei einer Firma um ein „Wonderful Business“ handelt. Das Unternehmen sollte auch langfristig profitabel arbeiten und Aussicht auf solides Wachstum haben. Wenn ein Unternehmen gut genug ist, spielt der Preis keine so große Rolle mehr. Das ist die moderne Art des Value-Investing für das auch Buffetts Partner Charlie Munger steht. Warren Buffett hat damit eine Entwicklung durchgemacht, die für Value-Investoren ganz typisch ist. Auch wir legen teilweise nach dem Graham-Stil an, handeln aber zunehmend im Sinne des modernen Value-Investing. 

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Buffett musste sich in den vergangenen Monaten viel Kritik anhören. So habe er in der Corona-Krise zu zögerlich und auch zu wenig investiert.

Fischer: Er bleibt seiner Linie treu und investiert nur in Geschäftsmodelle, die er auch versteht. Über Dominion Energy hat Buffett gerade in Erdgas investiert. Er ist auch schon bei Solar- und Windenergie im Rahmen seiner Energieversorger engagiert. Natürlich würden sich viele Investoren freuen, wenn er nicht 10 Milliarden, sondern gleich 60 Milliarden Dollar investiert hätte. Denn auf Cash bekommt er keine Erträge. Mir ist es aber sehr recht, dass er so viel Disziplin hat. Denn nur so weiß ich, dass wir nichts verlieren können und auf Dauer schöne Ergebnisse haben.

Seine Beteiligungen an Fluglinien hat Buffett verkauft. Das werten einige Beobachter als schweren Fehler.

Fischer: Man weiß aktuell nicht, wie schnell sich das Flug-Business wieder erholt. Das hängt auch davon ab, wie sich die Ansteckungsrate bei Corona entwickelt und wie Fluglinien in Zukunft ausgelastet sein werden. Für nachhaltiges und langfristiges Investieren ist es aber wichtig zu wissen, wie der Cashflow in fünf Jahren aussieht. Und ob wenigstens noch ein zufriedenstellender Substanzwert vorhanden ist. Daher wünsche ich denen viel Glück, die in den Fluglinien eine Riesen-Chance sehen und sagen, Buffett habe einen Fehler gemacht. 

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