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Aktualisiert am 15.03.2021 - 16:47 Uhrin FondsLesedauer: 5 Minuten

Frank Fischer im Interview „Aus diesem Grund ist Warren Buffett so besonders gut“

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Sie zeigen viel Verständnis für Buffett. Hat er auch schon mal etwas gekauft, was Sie nicht nachvollziehen konnten?

Fischer: Mit Dexter Shoes hat er sich 1993 keinen Gefallen getan. Er zahlte damals mit Aktien von Berkshire, die heute fast 9 Milliarden US-Dollar wert wären. Er hat 1,6 Prozent seiner Firma hergegeben, um ein absolut wertloses Geschäft zu kaufen. Später hat er das selbst als eine Pleite bezeichnet, die reif fürs Guinnessbuch der Rekorde wäre.

Gibt es umgekehrt auch Gelegenheiten, die Buffett aus für Sie unverständlichen Gründen nicht ergriffen hat?  

Fischer: Vielleicht etwas sehr Naheliegendes, Microsoft. Aber das liegt auch nicht unbedingt in seinem „Circle of Competence“, wie es Buffett ausdrücken würde, also in dem Bereich, in dem er sich auskennt. Buffett selbst bedauert es nach eigener Aussage außerdem sehr, nicht in Alphabet beziehungsweise Google investiert zu haben. Dabei hat er mit dem Auto-Versicherer Geico lange Zeit von Google profitiert, indem er die Google-Dienste in Anspruch genommen hat. Ein direktes Investment in Alphabet hätte Berkshire aber noch viel bessere Ergebnisse gebracht.

Sie fahren häufig zu den legendären Hauptversammlungen von Berkshire Hathaway nach Omaha. Kennen Sie Buffett persönlich?

Fischer: Es ist nicht so, dass wir schon viele Bier miteinander getrunken und gequatscht hätten. Leider nicht. Aber am Rande der Hauptversammlung ist Buffett immer mal wieder auf die Treffen der deutschen Value-Gemeinschaft gekommen. Das ist eine Chance, mit ihm mal ein Wort zu wechseln, auch wenn es dann nicht unbedingt um seine Anlagepolitik geht. Schließlich hat er vorher schon sechs Stunden lang Fragen dazu beantwortet.

Berkshire Hathaway ist momentan eine der Top-Fünf-Positionen in Ihrem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Verlassen Sie sich ganz auf Ihr Vorbild?

Fischer: Wir haben uns gerade wieder intensiv mit der Berkshire-Hathaway-Aktie beschäftigt. Das hat einige Wochen Engagement gekostet, denn viele meiner Kollegen finden Berkshire gut und haben eine Meinung dazu. Wir gehen aufgrund des weiter gedrückten Niveaus der Aktie von deutlich zweistelligen Renditen über die nächsten fünf Jahre aus. Vermutlich zwischen 11 und 14 Prozent – je nachdem, welche Annahmen man trifft und wie das mit Corona ausgeht. Wenn Berkshire noch weitere eigene Aktien zurückkauft, eröffnet das zusätzliche Renditechancen. Es lohnt sich, weiter Berkshire-Aktionär zu bleiben.

Top-Positionen Ihres Fonds sind außerdem Amazon, Facebook und Alphabet. Das klingt ein wenig fantasielos.

Fischer: Wir konnten diese ganzen Wonderful Businesses in der Corona-Krise sehr günstig kaufen. Bei Alphabet sind wir seit 2014 investiert. Beim chinesischen Amazon-Pendant Alibaba, ebenfalls in unseren Top Ten, sind wir seit Börsengang dabei. Bei Facebook auch schon mehrere Jahre, die Aktie konnten wir jetzt günstig nachkaufen. Ebenso den Dotcom-Domain-Betreiber Verisign. Einige unserer Value-Titel nach Graham-Stil durchlaufen dagegen noch eine Durststrecke. Zum Beispiel der Waschanlagen-Spezialist Washtec. Sie werden sich wieder erholen, aber es sind eben zyklischere Aktien. Vor allen Dingen gut getan haben uns auf jeden Fall die Wonderful Businesses. Das ist es ja, was wir von Buffett lernen: Wenn es möglich ist, ein tolles Geschäftsmodell zu einem annehmbaren Preis zu kaufen, sollte man das tun. Genau das war in der Corona-Krise wieder möglich.


Über den Interviewten:
Frank Fischer ist Vorstand und Investmentchef des Frankfurter Fondshauses Shareholder Value Management. Neben dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen trifft er auch die Anlageauswahl in den Fonds Prima Globale Werte, Value Focus Fund und Frankfurter Stiftungsfonds. Bevor er zu SVM kam, war Fischer Geschäftsführer von Standard & Poor's Fund Services, vormals Micropal.

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