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Franklin-Templeton-Fondsmanager im Interview „Chinas Pharmafirmen entwickeln sich zu Innovationsführern“

Ärzte in Pekinger Krankenhaus: China will bei neuen Medikamenten und Therapien unabhängiger von anderen Ländern werden.
Ärzte in Pekinger Krankenhaus: China will bei neuen Medikamenten und Therapien unabhängiger von anderen Ländern werden. | Foto: imago images / Xinhua
Michael Lai, Franklin Templeton

Herr Lai, die Corona-Pandemie hat Gesundheitssysteme weltweit in den Fokus gerückt. Wie steht China im Vergleich zu anderen Ländern da?

Michael Lai: Das Land hat das Virus bislang relativ erfolgreich bekämpft und gehört zu den führenden Lieferanten von Medizinprodukten. Wir beobachten, dass Innovationen in der Gesundheitsbranche in China zunehmen. Die Dynamik gleicht dem Beginn des Technologiebooms, in deren Folge Internetfirmen wie Alibaba und Tencent einen rasanten Aufstieg hingelegt haben.

Woran liegt das?

Lai: Wir sind überzeugt, dass hier verschiedene Kräfte im Spiel sind: Zuallererst wächst der Bedarf rasant. Gründe dafür sind die alternde Bevölkerung, aber auch eine ungesündere Lebensweise, die die Zahl von Krebserkrankungen, Schlaganfällen sowie sogenannten Wohlstandskrankheiten steigen lässt. Höhere Einkommen sorgen zudem dafür, dass die Menschen mehr Geld für Gesundheitsprodukte ausgeben.

Gleichzeitig öffnen sich die Kapitalmärkte für entsprechende Firmen, die Investitionen in Forschung und Entwicklung damit stetig erhöhen können. So hat die Börse in Hongkong ihre Notierungsregeln geändert und lässt nun auch Biotechnologiewerte ohne Umsatz zu. Das kürzlich ins Leben gerufene Science and Technology Innovation Board an der Shanghai Stock Exchange gibt zudem grünes Licht für den Börsengang von Unternehmen, die noch keinen Gewinn erzielt haben. Hinzu kommt, dass die Regierung Innovationen in der Gesundheitsbranche stark fördert.

Wie sieht diese Förderung im Detail aus?

Lai: Unternehmen, die kontinuierlich in Forschung und Entwicklung investieren, erhalten Steuervergünstigungen. Zudem gibt es Bemühungen, Genehmigungsverfahren von Generika zu standardisieren und zu beschleunigen. China hat Bioäquivalenz-Tests eingeführt, mit denen Hersteller den Nachweis erbringen müssen, dass ihre Medikamente den Original-Präparaten in puncto Qualität entsprechen.

Neue Regelungen bei der Arzneimittelforschung, die Qualität und Sicherheit garantieren, könnten als positiver Nebeneffekt zu einer Verringerung der Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Risiken führen. Außerdem haben die chinesischen Behörden ein Einkaufsprogramm gestartet, um die Generikapreise zu senken, und ermutigen Arzneimittelhersteller, sich auf neuartige Behandlungen zu konzentrieren.

Welche Rolle spielen dabei Handelskonflikte wie die Spannungen mit den USA?

Lai: China strebt ein autonomes Gesundheitswesen an – insbesondere vor dem Hintergrund des Konflikts mit den USA. Die chinesischen Behörden haben sich ambitionierte Ziele für die Entwicklung moderner Arzneimittel und Produkte gesteckt. Dadurch will das Land die Abhängigkeit vom Westen verringern und zu einem wettbewerbsfähigen Global Player in der Gesundheitsbranche werden.

Wie will China den Bedarf an Fachkräften decken?

Lai: Der sich immer weiter entwickelnde Markt lockt chinesische Wissenschaftler und Unternehmer, die im Ausland studiert und gearbeitet haben, zurück ins Land. Viele der gut ausgebildeten Rückkehrer arbeiten anschließend in Führungspositionen. Zudem bringen Chinas Universitäten hochqualifizierte Fachkräfte hervor, die die Arzneimittel- und Medizinprodukteentwicklung vorantreiben. Das könnte chinesischen Firmen helfen, sich von schnellen Nachahmern zu Innovationsführern zu entwickeln.

Die Entwicklung von Arzneimitteln birgt aber auch Risiken. Was müssen Anleger beachten?

Lai: Unsicherheiten gibt es vor allem bei jungen chinesischen Biotechnologiefirmen mit teilweise noch unerfahrenem Management. Die Beurteilung von Produkten kann ebenfalls komplex sein, da sich Forschung, ärztliche Methoden und die Wettbewerbslandschaft in China deutlich von der in Industrieländern unterscheiden.

Auch der stärkere Trend zur lokalen Produktion kann sich auf chinesische Firmen auswirken. So bemühen sich westliche Länder etwa, die Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten bei persönlicher Schutzausrüstung zu verringern. Mit Blick auf diese Herausforderungen sind eine umfassende Analyse der Fundamentaldaten sowie eine aufmerksame Beobachtung von Branchentrends erforderlich.

Welche Unternehmen sind besonders gefragt?

Lai: Innovative Arzneimittelhersteller mit neuen Therapieprodukten bieten unserer Einschätzung nach langfristig mehr Potenzial als Generika-Hersteller, die möglicherweise durch staatliche Reformen unter Druck geraten. Einige chinesische Biotechfirmen haben in rasantem Tempo neuartige Behandlungen auf den Markt gebracht.

Haben Sie ein Beispiel?

Lai: Ein Entwickler von Immunonkologie-Präparaten, die mithilfe des eigenen Immunsystems Krebs bekämpfen, hat im vergangenen Jahr von der US-Arzneimittelaufsicht FDA die Zulassung für eine Behandlungsmethode gegen eine seltene und aggressive Form von Lymphomen erhalten. Es war das erste in China entwickelte Medikament, das die US-Behörde mit dem Status einer „bahnbrechenden Therapie“ bewertete. Die FDA war mit ihrer Zulassung sogar schneller als die chinesische Behörde.

Sehen Sie weitere Trendthemen in der Branche?

Lai: Unter den Pharmazulieferern gibt es ebenfalls vielversprechende Unternehmen. Dazu zählen Auftragsforschungsinstitute, die Hersteller mit Dienstleistungen wie vorklinischen Studien, klinischen Prüfungen und der Arzneimittelherstellung unterstützen. Daneben sehen wir eine Reihe von innovativen Medizingeräte-Herstellern. Die führenden inländischen Anbieter haben einen großen Kostenvorteil gegenüber ausländischen Konkurrenten. Die staatlichen Initiativen zur Förderungen der Gesundheitsbranche könnten ihnen zusätzlich Auftrieb verleihen.

Wir glauben, dass chinesische Gesundheitsfirmen in den kommenden Jahren für neue, wegweisende medizinische Behandlungen sorgen könnten. Im Zusammenspiel mit den boomenden Kapitalmärkten, der staatlichen Förderung und motivierten Fachkräften entsteht gerade ein dynamisches Ökosystem, das auch Chancen für Anleger bietet.

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