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in RisikomanagementLesedauer: 6 Minuten

Franz Weis im Gespräch „Bayer flog sofort raus”

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Wo finden Sie die besten Unternehmen?

Weis: Die besten Unternehmen, die wir in der Vergangenheit gefunden haben, genießen starken Rückenwind von strukturellen Themen wie der alternden Bevölkerung, der Digitalisierung der Welt oder der wachsenden Mittelschicht in den Schwellenländern. Interessant finden wir auch Unternehmen, die einen riesigen Markt vor sich haben, der noch sehr fragmentiert ist. Auf dem können sie mit einem neuen innovativen Produkt Marktanteile erobern.

Welche Qualitätskriterien wenden Sie an?

Weis: Wir setzen auf Unternehmen, die eigenständiges Wachstum liefern können, ohne Hilfe der Konjunktur. Das ist eine unserer vielen Definitionen von Qualität. Wir suchen Wachstum, das aufgrund von Eigeninitiativen zustande kommt. Ob es eine geographische Ausweitung ist oder weitere Innovationen. Der wichtigste Treiber für die Gewinnentwicklung ist das organische Umsatzwachstum. Das wird auch mitgetragen vom Wirtschaftswachstum, aber das ist ein ganz marginaler Faktor. Wirklich wichtig ist, dass die Unternehmen, in die wir investieren, in Nischen agieren, die schneller wachsen als die Wirtschaft.

Haben Sie ein Beispiel?

Weis: Ambu, ein dänisches Medtech-Unternehmen, hat ein Einweg-Endoskop entwickelt. Das vermeidet, dass ein Patient vom anderen infiziert wird. Allein in Japan gibt es 50 verschiedene Reinigungsprozesse, die sehr teuer sind und viel Mühe kosten. Trotzdem verschickt die US-Arzneimittelbehörde immer wieder Warnungen an Hersteller der wiederverwendbaren Geräte. Ambu hat mit seinem Produkt riesige Wachstumschancen.

Aber Einweg bedeutet: Die Geräte werden einmal benutzt und dann weggeschmissen. Klingt nicht besonders nachhaltig!

Weis: Sagen wir so: Wenn man hundert Prozent nachhaltig sein will, dann hört man auf zu atmen. Es geht darum, Leben von Patienten zu retten.

Wie werden ESG-Faktoren im Fonds konkret berücksichtigt?

Weis: ESG-Faktoren gab es bei uns schon immer, weil wir schon immer ein langfristiger, risikoaverser Anleger waren. Wir wenden ein ganze Reihe von Qualitätskriterien an, ungefähr die Hälfte davon sind nicht finanzieller Art. Verstößt ein Unternehmen gegen ESG-Kriterien, kann es kein Qualitätsunternehmen sein, weil es langfristig Risiken birgt. Bei uns kommen vier verschiedene Noten zum Einsatz. Bei der Bestnote 1 profitiert das Unternehmen von einem geringeren Discount-Satz bei der Berechnung des Zielpreises. Das heißt: Je besser das Unternehmen nach ESG-Kriterien ist, desto positiver die Auswirkung auf den Zielpreis. Wenn sich das Unternehmen unterdurchschnittlich bewegt, geht der Zielpreis nach unten. Es ist dann weniger wahrscheinlich, dass wir investieren. Auf jeden Fall verringert sich die Gewichtung im Fonds.

Investieren Sie in Unternehmen mit der Note 4?

Weis: Derzeit nicht und in den Europa-Portfolios haben wir das bisher auch noch nicht. Die Unternehmen mit Note 4 sind nicht die Schlechtesten. Theoretisch geht die Skala von 1 bis 10. Aber wenn ein Unternehmen bei 5 liegt, gibt es so starke Qualitätsprobleme nicht-finanzieller Art. Da ist uns das Risiko zu hoch, dann sehen wir uns die Bewertung gar nicht erst an.

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