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in RisikomanagementLesedauer: 6 Minuten

Franz Weis im Gespräch „Bayer flog sofort raus”

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Sie behaupten, das Risiko im Fonds ist extrem begrenzt aufgrund des engen Fokus auf die Qualität. Breit gestreut ist ein konzentriertes Portfolio mit 35 Positionen nun aber nicht wirklich, oder?

Weis: Je mehr Aktien ich im Portfolio habe, desto ähnlicher werde ich dem Index. Dann unterscheidet sich auch die Performance immer weniger davon. Die Abweichung vom Index spielt keine Rolle für das Risiko. Selbst die Gelehrten sagen, dass ab 15 Titeln im Portfolio der Diversifikationseffekt abnimmt. Und wenn ich 150 Unternehmen im Fonds habe, wie gut kann ich das 150. noch kennen? Je mehr Unternehmen im Portfolio, desto größer das Risiko, dass ich nicht überzeugt bin und nicht mehr mit den täglichen Risikofaktoren und Ereignissen im Unternehmen vertraut bin. Deswegen sind wir lieber konzentriert unterwegs. Wir sind von jeder einzelnen Position überzeugt, nur deswegen ist sie im Portfolio und es bleibt überschaubar. Und wer nicht vom Index abweicht, der kann auch nicht besser abschneiden als der Index.

Das Jahr 2018 hat der Fonds mit 5 Prozent im Minus abgeschlossen. War waren die Gründe?

Weis: 2018 war ein untypisches Jahr, weil es zweigeteilt war: In den ersten acht Monaten hatte der Markt zunehmend Sorgen über das politische Umfeld in Europa, mit Brexit und italienischen Wahlen. Zudem gab es durchaus berechtigte Sorgen über die sich verlangsamende Konjunkturdynamik. Jeden Monat waren die Konjunkturdaten schwächer als im vorherigen und die Wachstumsprognosen gingen nach unten. Deswegen haben sich Anleger immer mehr auf Qualitätsunternehmen konzentriert in ihren Anlagen und auch auf Wachstumsunternehmen, weil jeder die Tech-Unternehmen aus den USA in Europa erkennen wollte. Die Prämie für überdurchschnittliches Wachstum stieg immer weiter an. Das heißt, wir hatten bis Ende August 2018 mit rund 10 Prozent eine sehr gute relative Performance.

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Und wie zufrieden sind Sie mit der Performance?

Weis: Die Performance war eigentlich viel zu gut für das überdurchschnittlich beständige Wachstum der Unternehmen, in die wir investiert waren. Wir wussten, dass das nicht haltbar war. Das war nicht alles verdient. Und im September kam es zu Zinsspekulationen in den USA, die eine Sektor-Rotation ausgelöst haben. Dann hat sich auch noch der Handelskrieg verschärft und die Anleger haben sich ernste Sorgen um die Konjunktur gemacht. Der ganze Markt ging nach unten. Normalerweise schneiden wir besser ab in schwachen Marktphasen, aber die Korrektur von Qualitätswachstumswerten hielt weiter an. Deshalb waren wir ausnahmsweise in einem schwachen Quartal schlechter als der Markt und die Vergleichsgruppe. Im Gesamtjahr lagen wir aber immer noch 6,4 Prozentpunkte vor dem Index. Zu Beginn 2019 haben wir in einem steigenden Markt besser abgeschnitten, was auch untypisch ist. Aber kurzfristige Zeiten können immer mal Abweichungen haben, über längere Zeit ab fünf, zehn oder 20 Jahren stehen wir immer besser da als der Markt.

Über den Interviewten:
Franz Weis ist Teamleiter Europa und Manager des Comgest Growth Europe (ISIN: IE0004766675). Er kam 2005 als Portfoliomanager und Analyst zu Comgest und ist heute einer der Geschäftsführer der Gruppe.

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