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Aktualisiert am 19.08.2021 - 17:39 Uhrin MegatrendsLesedauer: 4 Minuten
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Private Equity Früher Moderna-Einstieg sorgt bei Pictet für hohe Gewinne

Impfung mit dem Moderna-Vakzin in Taiwan
Impfung mit dem Moderna-Vakzin in Taiwan: Zahlreiche Krankheiten, einschließlich Krebs, werden von Virusinfektionen verursacht. | Foto: IMAGO / ZUMA Wire

2010 gegründet, 1.500 Mitarbeiter, Sitz am Technology Square in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts, mehr als 5,25 Milliarden US-Dollar Umsatz, keine Schulden: Kennzahlen eines Unternehmens, das bei Anlegern heiß gehandelt wird.

Das Biotechnologieunternehmen Moderna hat sich auf die Entdeckung und Entwicklung von Arzneimitteln auf der Basis von Messenger-RNA (mRNA) spezialisiert. Bis zur Entwicklung des Covid-19-Impfstoffs, der eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent aufweist, blieben die Erfolge allerdings zunächst aus. Noch hat das Biotech-Unternehmen kein einziges seiner eigentlich geplanten Produkte, darunter Therapien in den Bereichen Infektionskrankheiten, Immunonkologie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zur Marktreife bringen können.

Vor diesem Hintergrund war es für Moderna-CEO Stéphane Bancel vor einigen Jahren kein Leichtes, Geldgeber zur Finanzierung des jungen Unternehmens zu finden. Doch in der Schweiz, wo Innovation, Perfektion und ein langer Atem traditionell einen hohen Stellenwert haben, stieß er auf vorsichtiges Wohlwollen: Wie Bancel das Schweizer Finanzblatt „Bilanz“ wissen ließ, investierten Schweizer Investoren, „namentlich von der Pictet-Gruppe und großen Schweizer Familien“ einen beträchtlichen Teil der im Rahmen einer Finanzierungsrunde im Sommer 2012 eingeworbenen Mittel.

Pictet beteiligte sich zu einem Preis zwischen 1 und 5 US-Dollar

„Details zur damaligen Finanzierungsrunde geben weder Pictet noch Moderna bekannt, doch aus Investorenkreisen ist zu vernehmen, dass die damaligen Investments umgerechnet einem Preis pro Aktie zwischen 1 und 5 US-Dollar entsprachen“, berichtet „Bilanz“. Aktuell liegt der Aktienkurs bei mehr als 300 US-Dollar.

In einer weiteren Finanzierungsrunde im Februar 2018, als mehr als 500 Millionen US-Dollar zusammenkamen, war Pictet wieder mit dabei. Weitere Aktien, genau 761.020 Stück, buchte Pictet nach dem Börsengang von Moderna vom Dezember 2018 ein. Mehr als 600 Millionen US-Dollar konnte das Biotech-Unternehmen einsammeln, zu einem Durchschnittskurs von 23 US-Dollar pro Aktie. 2019 stockte der Schweizer Vermögensverwalter den Aktienbestand weiter auf.

Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Renaud de Planta, Senior Managing Partner bei Pictet, einen guten Draht zu Moderna-CEO Stéphane Bancel hat. Vor einigen Monaten führten die beiden ein Interview. Bancel berichtete darin über die immensen logistischen und produktionstechnischen Herausforderungen, die das junge Unternehmen bis zur Auslieferung des Moderna-Impfstoffs bewältigen musste. „Unsere größte Herausforderung bestand darin, dass der Covid-Impfstoff das erste kommerzielle mRNA-Produkt ist. 2019 hatten wir nicht einmal 100.000 Impfdosen hergestellt. Allein im 1. Quartal 2021 lieferten wir über 100 Millionen Dosen aus und befinden uns jetzt auf dem besten Weg, in diesem Jahr 1 Milliarde Dosen zu produzieren“, erinnerte sich Bancel und ergänzte: „Uns standen keine serienmäßig hergestellten Produktionsmaschinen zur Verfügung, wir mussten sie selbst entwickeln. Außerdem gab es Probleme bei der Rohstoffbeschaffung und der Rekrutierung fachkundiger Mitarbeiter.“ Doch die Technologie sei bei der Verfügbarkeit von entsprechender Infrastruktur in starkem Maße skalierbar, weil mRNA-Impfstoffe Enzyme und Wasser verwenden. „Die herkömmliche Zellkulturtechnologie hingegen ist extrem schwer zu skalieren, da sie mit lebenden Zellen arbeitet“, so Bancel.

Auch bei der Anpassung an Covid-Mutationen seien mRNA-Impfstoffe anderen Technologien voraus: „Die Entwicklung eines Boosters für Auffrischungsimpfungen hat von der Sequenzierung der südafrikanischen Variante bis zur Herstellung 30 Tage in Anspruch genommen. Wir hoffen, dass wir bis zum Spätsommer, also rechtzeitig zum Winterhalbjahr, die entsprechenden globalen Zulassungen erhalten. Unser Ziel in Bezug auf weitere Mutationen ist es, das gesamte Verfahren innerhalb von 100 Tagen abzuschließen“, betonte Bancel im Gespräch.

mRNA-Technologie wird die Pharmabranche grundlegend verändern

Dem Moderna-Chef zufolge bieten sich durch den Einsatz von mRNA in den kommenden Monaten und Jahren bei der Behandlung von Krankheiten über Covid-19 hinaus neue Möglichkeiten. „Impfungen spielen eine größere Rolle für den Gesundheitszustand, den wir derzeit genießen, als wir oft annehmen wollen. Seit 1918 wurden 80 neue Viren entdeckt, die Menschen befallen. Vielen von uns ist nicht klar, dass zahlreiche Krankheiten, einschließlich Krebs, von Virusinfektionen verursacht werden.

Das Zytomegalievirus (CMV) ist beispielsweise die häufigste Ursache für Geburtsschäden und derzeit gibt es am Markt noch keinen Impfstoff dagegen. Moderna befindet sich bei dessen Entwicklung kurz vor Phase III. Studien haben gezeigt, dass CMV-Infizierte eine kürzere Lebenserwartung haben, da ihr Immunsystem mit der Abwehr von CMV beschäftigt ist, statt Krebszellen zu bekämpfen.“ Fünf Krebspräparate habe Moderna in der Pipeline, sagte Bancel und prognostizierte: „Die mRNA-Technologie wird die Pharmabranche in ihrer bisherigen Form grundlegend verändern.“

Moderna will das Wachstum verzehnfachen

Um die großen Aufgaben zu stemmen, hat das Biotech-Unternehmen in den vergangenen Jahren enorme Investitionen in IT, Robotik und KI getätigt. Tausende Experimente wurden im Verlauf von zehn Jahren durchgeführt, die Computer können Korrelationen zwischen Unmengen an Daten aufdecken, wo Menschen demütig passen müssen. Weil bei Digitalisierung und Automatisierung auch in den kommenden Jahren riesige Fortschritte zu erwarten sind, geht Bancel von einer Verzehnfachung des Moderna-Wachstums über die nächsten zehn Jahre aus.

„Dieses Streben nach einer Verzehnfachung ist das wichtigste Management-Tool, auf das ich im vergangenen Jahrzehnt zurückgegriffen habe“, gibt Bancel Einblick in seine Motivationsstrategie. „Das Bemerkenswerte am menschlichen Verstand ist, dass die Kreativität leidet, wenn man sich zu enge zeitliche Vorgaben setzt. Ein 10-Jahres-Zeitfenster bietet Raum, um zu denken und zu träumen.“

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