FvS-Stratege Philipp Vorndran
Die betrogene Generation
Aktualisiert am 14.09.2021 - 12:21 Uhr
Demonstrantin in Berlin: Die Fridays-for-Future-Bewegung setzt sich für Klimaschutz ein und schwänzt dafür freitags die Schule.
Bei den Fridays-for-Future-Demos setzen sich junge Menschen vehement für den Klimaschutz ein, vergessen dabei aber ein Thema, das mindestens genauso viel Sprengkraft hat. Welches es ist, erklärt FvS-Stratege Philipp Vorndran.
„How dare you?“ Mit dieser Anklage stellte die schwedische Aktivistin Greta Thunberg beim UN-Klimagipfel in New York die ältere Generation an den Pranger. Sie wirft ihr vor, wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel zu ignorieren und die Zukunft der Jugend zu verspielen. Gretas Botschaft ist auch in Deutschland angekommen, wie die anhaltende „Fridays for Future“-Bewegung zeigt.
Doch nicht nur bei der Klimapolitik zeichnet sich ein Generationenbetrug ab. Die ökonomische Zukunft der Jugend scheint zu einer Manövriermasse der Älteren zu werden. Dabei geht es um nichts weniger als Wohlstand und Jobs, ein sichereres Auskommen im Alter, das Gesundheitssystem oder eine funktionierende...
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„How dare you?“ Mit dieser Anklage stellte die schwedische Aktivistin Greta Thunberg beim UN-Klimagipfel in New York die ältere Generation an den Pranger. Sie wirft ihr vor, wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel zu ignorieren und die Zukunft der Jugend zu verspielen. Gretas Botschaft ist auch in Deutschland angekommen, wie die anhaltende „Fridays for Future“-Bewegung zeigt.
Doch nicht nur bei der Klimapolitik zeichnet sich ein Generationenbetrug ab. Die ökonomische Zukunft der Jugend scheint zu einer Manövriermasse der Älteren zu werden. Dabei geht es um nichts weniger als Wohlstand und Jobs, ein sichereres Auskommen im Alter, das Gesundheitssystem oder eine funktionierende Infrastruktur.
Die Rente ist sicher?
Der Generationenvertrag – mit diesem Schlagwort wurde 1957 das bis dahin kapitalgedeckte durch ein umlagefinanziertes Rentensystem ersetzt. Seither garantieren die Erwerbstätigen in Deutschland die Renten der Älteren. Doch egal ob Deutschland, Spaniern oder Italien: Die Bevölkerung altert und die Lebenswartung steigt. Daher kommen statistisch gesehen auf einen Erwerbstätigen immer mehr Rentner, die von der jüngeren Generation zu finanzieren sind. Und der Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge ab Mitte der 2020er Jahre wird die Probleme verschärfen.
Mit mehreren Reformen haben Politiker in Deutschland versucht, gegenzusteuern. So wurden 1992 und 2006 die Altersgrenzen heraufgesetzt und das Rentenniveau gesenkt. Doch: „Das umlagefinanzierte gesetzliche Rentensystem wird künftig durch die demografische Entwicklung erheblich unter Druck geraten“ beurteilte die Deutsche Bundesbank die langfristigen Perspektiven der gesetzlichen Rentenversicherung Ende vergangenen Jahres.
Ohne zusätzliche Maßnahmen soll der Beitragssatz bis zum Jahr 2070 von derzeit 18,5 auf stolze 31 Prozent steigen. Dann würden die „Friday for Future“-Demonstranten in Rente gehen, die im Jahr 2001 geboren wurden. Mit 69 Jahren, denn ein Renteneintrittsalter von bis zu 67 Jahren, wie es ihre Eltern noch „genießen“, dürfte das System vollends überfordern.
Zugleich müsste der Anteil der Bundesmittel für die Rentenversicherung in etwa verdreifacht werden. Schon jetzt fließen jährlich mit zuletzt 114 Milliarden Euro etwa ein Drittel des Bundeshaushalts in die Rentenkasse. Kaum zu glauben, dass die Kinder der „Friday-for-Future“-Anhänger eine solche Belastung klaglos schultern werden.
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