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Gentechnik Einfach verteufeln greift zu kurz

Saatgut-Forscher im Labor
Saatgut-Forscher im Labor: Gentechnologie ermöglicht nicht nur fragwürdige, sondern auch sehr sinnvolle Eingriffe in die Natur, meint Roman Limacher. | Foto: Unsplash.com
Roman Limacher
Foto: Hauck & Aufhäuser

Nachhaltige Investmentstrategien arbeiten sehr häufig mit Ausschlusskriterien. Zu den gängigen Bereichen, die regelmäßig vom Anlageuniversum ausgeschlossen werden, zählen unter anderem die Produktion von Waffen, Alkohol und Tabak, fossile Energierohstoffe oder Kinderarbeit. Häufig wird auch die grüne Gentechnik als „No Go“ aufgeführt.

Der Grund ist, dass der Einsatz genveränderter Organismen (GVO) in der Landwirtschaft in der Gesellschaft kontrovers beurteilt wird. Deshalb hat beispielsweise das unabhängige Prime-Values-Ethik-Komitee jene Unternehmen aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen, deren Geschäftspolitik auf eine vorbehaltlos instrumentalisierende Nutzung der grünen Gentechnologie hindeutet. Doch was genau versteht man unter „vorbehaltlos instrumentalisierender Nutzung“?

Der Einsatz von GVOs in der Landwirtschaft lohnt sich insbesondere bei einer industriellen Anbauweise, die maximale Ernteerträge zum Ziel hat. Die (zu) intensive Bewirtschaftung führt dann zu einem Verlust der Artenvielfalt, ausgelaugten Äckern und zu einer Verschmutzung der Gewässer. Außerdem birgt der Einsatz wenig diversen Saatguts in Monokulturen Risiken bezüglich der Resilienz des Gesamtsystems sowie des Anbaus vor Ort.

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Der Vorteil, den Großkonzerne durch den Verkauf von GVOs erlangen, verdrängt Subsistenzbauern und geht typischerweise mit einer Spezialisierung und Exportorientierung der Anwenderländer einher. Häufig kommt es zu einer Abhängigkeit von den Herstellern von Saatgut, Pestiziden, Herbiziden und Dünger. Darüber hinaus besteht die Gefahr von Fehlern in der Entwicklung und unbeabsichtigten, womöglich irreversiblen Folgen wie die ungewollte Verbreitung der Pflanzen und Resistenzen.

GVOs haben auch Vorteile

Diese handfesten Nachteile, Gründe der Vorsicht und der Respekt vor weltanschaulichen Grundüberzeugungen lassen einen absoluten Ausschluss sinnvoll erscheinen. Allerdings hat sich die Technologie der Gentechnik allgemein weiterentwickelt. So haben die Humanmedizin, die Industrie und die Abfallwirtschaft Anwendungen hervorgebracht, die durchaus einen Nutzen stiften. In der Medizin lassen sich durch rote Gentechnik beispielsweise Krankheiten mittlerweile mit Gentherapien behandeln, bei denen dies früher nicht möglich war.

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