LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MeinungenLesedauer: 4 Minuten

Gentechnik Einfach verteufeln greift zu kurz

Seite 2 / 3

In der Landwirtschaft gibt es ebenfalls durchaus positive Entwicklungen. So sind ertragreichere, resistentere und ernährungstechnisch oder geschmacklich vorteilhaftere Pflanzenvarianten verfügbar oder zumindest denkbar. Die Gentechnologie ermöglicht auch einen Anbau in wasserarmen Gebieten, was durch konventionelle Methoden nicht möglich wäre. Während die Schweiz und die EU weiterhin sehr skeptisch sind, setzen andere Länder unterdessen ungebremst auf GVOs.

Das geht teilweise so weit, dass es sogar Gesetze gibt, nach denen nur GVOs zulässig sind, obwohl Forschungsergebnisse zu Langzeitfolgen noch auf sich warten lassen.

Aktuell setzen 29 Länder auf die Gentechnologie. Schon im Jahr 2015 wurden auf zwölf Prozent der globalen Nutzflächen entsprechende Pflanzen angebaut. Zu den wichtigsten Erzeugerländern zählen die USA, Argentinien, Brasilien, Indien, China und Kanada. Der weitaus größte Teil der GVO-Pflanzen wird an Nutztiere verfüttert.

Dabei ist festzuhalten, dass häufig nur geringe Veränderungen an der genetischen Ausstattung vorgenommen werden, und dass die CRISPR/Cas-Methode, die den diesjährigen Nobelpreis für Chemie erhielt, eine weitere Verfeinerung der Werkzeuge zur gezielten Veränderung von Genen durch Menschen verspricht.

Angesichts der offensichtlichen Vorteile, die die Gentechnologie auch bietet, greift es also zu kurz, sie generell zu verteufeln. Dem Wunsch nach einem einfachen, klar operationalisierbaren Ausschlusskriterium im Nachhaltigen Investment steht die inhaltliche Komplexität gegenüber. Ein Beispiel: Ein Filet, dessen Träger vor der Schlachtung mit GVOs gefüttert wurde, ist selbst kein GVO. Der Anteil solcher Produkte am Umsatz - zum Beispiel - ist also als Kennzahl nicht geeignet.

Differenziertes Vorgehen

Eine Bewertung gentechnischer Anwendungen beziehungsweise der entsprechenden Unternehmen erfordert somit das Heranziehen mehrerer Faktoren. Für den Umgang mit der Thematik scheinen vor allem das Problembewusstsein, die Informationspolitik und Transparenz, sowie das Produktportfolio und der Handlungsspielraum der involvierten Unternehmen relevant zu sein.

Tipps der Redaktion