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in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 6 Minuten

Branche im Wandel Grünes Gold: So nachhaltig ist das gefragteste Edelmetall

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Tretter verweist zudem auf Initiativen der Unternehmen zu Wasseraufbereitung, Müllvermeidung und Recycling. Mit Barrick Gold will einer der größten Betreiber seine Minen bis 2050 CO 2-neutral betreiben – andere dürften folgen.

Auf Broschüren und Zertifikate der Firmen will sich Tretter aber nicht verlassen: „Man muss sich die Minen vor Ort anschauen.“ Mit Commodity Capital investiert er hauptsächlich in Minenunternehmen in Kanada, Australien und den USA. Teilweise kämen auch Betreiber in Südamerika infrage. „China, Russland oder auch Afrika schließen wir hingegen aus, da es nahezu unmöglich ist, einen nachhaltigen Abbau zu garantieren“, so der Rohstoff-Experte.

Gesetz soll Gold-Importe aus Krisengebieten verhindern

Kritisch sei der informelle Kleinbergbau, „der umweltschädlich ist, nichts mit den staatlichen Bergbau-Unternehmen zu tun hat und sich deren Kontrolle entzieht“, sagt Rohstoff-Expertin Berlenbach. Etwa 10 Prozent des weltweiten Primärgoldes stammen Daten des World Gold Councils zufolge aus entsprechenden Minen. Dass dieses Gold in die Europäische Union importiert wird, soll die EU-Konfliktmineralien-Verordnung verhindern, die Rohstoff-Importeure seit 2017 verpflichtet, Tantal, Zinn, Wolfram und Gold nur noch aus verantwortungsvollen Quellen zu beziehen. Kritiker monieren allerdings Schlupflöcher. So gilt das Gesetz nur für Firmen mit größeren Importmengen.

 

Zum Jahreswechsel ist in Deutschland zudem das Lieferkettengesetz in Kraft getreten, das große Unternehmen verpflichtet, bei Zulieferern im Ausland stärker auf die Einhaltung von Menschenrechten
und Umweltschutz zu achten. Ab 2024 könnten europaweit ähnliche Regeln gelten – die EU verhandelt über ein entsprechendes Gesetz. „In der Lieferkette der Bergbau-Industrie gibt es eine Vielzahl von Akteuren“, so Expertin Berlenbach. Standards entlang der gesamten Kette festzulegen und durchzusetzen, sei eine große Aufgabe. „Wir sind noch lange nicht am Ziel.“ Noch sei das Ökosystem nicht ausgereift. So werde etwa geprüft, ob Lieferketten mithilfe von Blockchain-Technologie transparent gemacht werden könnten.

Gold-Recycling: Potenzial bei Elektrogeräten ist groß

Ein weiterer Hebel: Initiativen für mehr Recycling. Vor allem bei Elektrogeräten ist das Potenzial noch groß, wie jüngst eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft gezeigt hat. Demnach sind in allen Handys, die in Deutschland ungenutzt herumliegen, etwa 3,6 Tonnen Gold verbaut. Damit ließe sich der Materialbedarf für alle neuen Smartphones der nächsten zehn Jahre decken, rechnen die Studien-Autorinnen vor. Oft würde sich aber die Wiederverwertung betriebswirtschaftlich nicht lohnen, die Prozesse seien noch nicht effizient genug.

Allein durch Recycling, sagen Experten, lasse sich der Bedarf ohnehin nicht decken. Daher sei es wichtig, den Wandel der Industrie voranzutreiben, meint Beraterin Berlenbach: „Unsere Aufgabe ist es,
Unternehmen zu bewerten, die sich auf dem Weg zur Nachhaltigkeit befinden.“ Das sei ein Prozess und geschehe nicht über Nacht: „Mir ist auch außerhalb der Bergbau-Industrie kein Unternehmen be-
kannt, das sein oberstes Nachhaltigkeitsziel bereits erreicht hat.“

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