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Hüfners Wochenkommentar Ungereimtheiten bei den Inflationszahlen

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Darüber hinaus gibt es noch Anderes

Als Folge des Immobilienbooms gehen zum Beispiel die Baupreise nach oben. Sie lagen in Deutschland zuletzt 1,5 Prozent über Vorjahr.

Nun soll man nicht übertreiben. Es gibt auch Gegenposten. Einer ist die Aufwertung des Euros. Sie verbilligt die Importe. Ein anderer ist die schwierige Lage in den Krisenländern, wo die Inflation nach wie vor negativ ist. Das setzt der Euroinflation Grenzen. Sie wird daher nicht dramatisch ansteigen. Ich rechne am Jahresende mit einer Rate von 1 Prozent bis 1,5 Prozent. Das sieht nach nicht viel aus. Aber: Es ist keine Deflation mehr. Von minus 0,2 Prozent bis plus 1,5 Prozent ist ein ganz schöner Weg. Und – das ist für die Märkte wichtig – der Trend weist nach oben.

Was heißt das nun für die Zinsen?

Im Augenblick rechnen viele für den weiteren Verlauf des Jahres noch mit einer weiteren Lockerung durch die EZB. Wenn die Inflation aber so verläuft, wie ich das hier skizziert habe, dann wird es dazu nicht kommen. Die Erwartungen werden sich drehen. Ich glaube zwar nicht, dass die EZB die Zinsen erhöht. Das wäre zu früh. Auf den Märkten wird aber zunehmend die Frage diskutiert werden, was denn nach Auslaufen des Wertpapierankaufsprogrammes geschieht.

Das wirkt sich auf die Märkte bei kurzen Laufzeiten nicht aus, wohl aber bei längeren Laufzeiten. Es wäre verwunderlich, wenn die Sätze nicht nach oben gingen. Es kann dabei auch zeitweise hektischere Bewegungen geben. Im vorigen Jahr erhöhten sich die Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen von Mitte April bis Mitte Juni um 90 Basispunkte. Die Rendite erreichte wieder fast ein Prozent. So etwas könnte ich mir im zweiten Halbjahr als Folge der höheren Inflationsraten auch wieder vorstellen. Allerdings sollte man auch hier die Kirche im Dorf lassen. In den Vereinigten Staaten haben die Kapitalmärkte auf die höheren Preissteigerungen und auf die geldpolitische Normalisierung nur sehr maßvoll reagiert. Allerdings sind die Sätze dort auch schon erheblich höher (1,80 Prozent).

Für den Anleger

gibt es keinen Grund zur Panik. Man muss sich nicht von allen Beständen an Festverzinslichen trennen. Man weiß ja nicht, wie dauerhaft das ist. Allerdings ist es sicher nicht falsch, ein paar Umschichtungen vorzunehmen. Zum einen sollte man sich inflationsgeschützte Anleihen anschauen. Damit kann man von zunehmenden Preissteigerungsraten profitieren. Zum anderen werden Anlagen, bei denen Zinsänderungsrisiken ausgeschaltet sind, interessanter. Die Aktienmärkte wären bei einer Änderung der Inflationserwartungen verunsichert.

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