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Fabiana Fedeli im Gespräch „Jetzt gibt es einige interessante Tech-Aktien“

Fabiana Fedeli von M&G Investments
Fabiana Fedeli von M&G Investments: Sie ist davon überzeugt, dass ein großer Teil des Marktabschwungs tatsächlich hinter uns liegt. | Foto: M&G Investments

Das Investment: Die letzten Wochen waren für die Märkte nicht einfach. Liegt das Schlimmste schon hinter uns?

Fabiana Fedeli: Ich bin überzeugt, dass ein großer Teil des Marktabschwungs tatsächlich hinter uns liegt. Weitere Turbulenzen halte ich jedoch für wahrscheinlich, da es immer noch Abwärtsrisiken gibt.

Wie sollten sich Anleger jetzt auf die verschiedenen möglichen Szenarien einstellen?

Fedeli: Ich warne meine Kunden davor, dass sich die Märkte zu sicher fühlen und die Risiken zu wenig einkalkulieren. Eines dieser unbeachteten Risiken war ein möglicher Rückgang der Nachfrage im Zuge des erhöhten Inflationsdrucks. In Verbindung mit den Engpässen auf der Angebotsseite, der Möglichkeit einer fehlerhaften Politik der Zentralbanken und den Auswirkungen der Null-Covid-Politik in China lautete meine Einschätzung: Die Wachstumserwartungen müssen nach unten korrigiert werden.

Ist die schwächelnde Nachfrage das größte Problem?

Fedeli: Ja. Und Anzeichen für eine nachlassende Nachfrage gibt es schon seit einiger Zeit. Das gilt etwa beim Verbrauchervertrauen im Vereinigten Königreich, in der Eurozone und in den USA: Dieses schwächt sich tendenziell ab, seit die staatlichen Coronahilfen 2021 auszulaufen begannen.

Risse zeigen sich sogar bei der bislang robusten US-Verbrauchernachfrage. So liegt etwa die Benzinnachfrage in den USA deutlich unter dem durchschnittlichen Fünfjahreswert vor der Coronakrise. Das ist höchstwahrscheinlich auf einen gestiegenen Benzinpreis zurückzuführen.

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Wie sieht es im verarbeitenden Gewerbe aus?

Fedeli: Hier ist der globale Einkaufsmanagerindex unter 50 gefallen – ein Wert, der auf einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten hindeutet. Die Auftragseingänge liegen nur noch knapp im Expansionsbereich. Selbst die USA sind nicht immun: Die Frühindikatoren für die Wirtschaft tendieren nach unten, so etwa der ISM-Einkaufsmanagerindex und die ISM-Auftragseingänge abzüglich Lagerbestände.

Die Berichtssaison liegt mittlerweile hinter uns. Was halten Sie von den operativen Zahlen der Unternehmen?

Fedeli: Die Ergebnissaison für das erste Quartal 2022 verlief recht freundlich. Weniger gut sieht es allerdings bei den Gewinnen aus. Ein Blick auf die großen globalen Indizes zeigt, dass bei den Nasdaq und den MSCI-Schwellenländer-Indizes weniger als 50 Prozent der Unternehmen die Gewinnerwartungen übertroffen haben. Bei den Umsätzen lief es dagegen besser als erwartet: An den wichtigsten regionalen Märkten übertrafen die meisten Unternehmen die Umsatzerwartungen.

In den vergangenen Wochen war eine zaghafte Erholung an den Aktienmärkten zu beobachten und die Anleiherenditen sind gesunken. Sind also alle schlechten Nachrichten bereits eingepreist?

Fedeli: Nicht ganz – jetzt wird es davon abhängen, wie schlecht die Nachrichten in der Zukunft sind. Ja, ein Großteil der Kursrückgänge liegt hinter uns, doch gerade an den Aktienmärkten gibt es weiterhin Abwärtsrisiken.

Nach dem Einbruch im April und Anfang Mai und der allgegenwärtigen negativen Stimmung werden die Märkte sicherlich sensibler auf positive Nachrichten reagieren. Dies könnten etwa positive Signale im Ukraine-Krieg sein, eine Bremse beim Preisauftrieb oder eine vorsichtigere Straffung der Geldpolitik durch die Zentralbanken. Erste Anzeichen dafür sehen wir in der jüngsten Erholung der Aktienmärkte.

Die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere wurden zudem davon gestützt, dass die Wachstumssorgen die Aussichten auf weiteren Inflationsdruck und eine straffere Geldpolitik verdrängt haben.

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