Loys-Vorstand Christoph Bruns „In Japan muss man übergewichtet sein“
DAS INVESTMENT: Sie haben kürzlich zusammen mit Ihrem Kollegen Ufuk Boydak eine Recherchereise nach Japan unternommen und sich Unternehmen vor Ort angesehen. Was haben Sie sich von der Reise versprochen?
Christoph Bruns: Wir wollten verifizieren, ob unsere Grundthese stimmt, die lautet: In Japan verändern sich die Dinge für Aktionäre zum Besseren, allerdings langsam. Wir haben mit vielen Unternehmen gesprochen. Wir wollten auch sehen, ob sich das gesellschaftlich so ablesen lässt.
Haben Sie auf Ihrer Reise eine überraschende Erkenntnis gewonnen?
Bruns: Die Japaner haben eine etwas andere Einstellung zu den Dingen, die etwas unwestlich ist, dadurch aber nicht falsch wird. Man scheint etwas längerfristiger zu denken. Das ganze Wirtschaftssystem ist eher wie eine Familie gebaut: Es geht nicht um kurzfristige Optimierung.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Das müsste für Investoren doch verlockend klingen.
Bruns: Ich hatte das Gefühl, das ganze System ist vielleicht etwas zu konservativ. Wir hofften, dass wir eine größere Dynamik in der Geisteshaltung der Vorstände antreffen. Das war eher nicht der Fall, vielleicht war das eine leichte Enttäuschung. Japan hat ja einen eher günstig bewerteten Aktienmarkt. Er lag 25 Jahre im Dornröschenschlaf, nachdem es Ende der 80er Jahre eine riesige spekulative Blase gegeben hat. Seitdem gibt es keine Zinsen mehr, dafür eine große depressive Haltung.
Können Sie das an einem Beispiel festmachen?
Bruns: Die Bilanzen vieler japanischer Unternehmen sind eigentlich zu stark für diese Wirtschaftsphase und auch für die Nullzinsphase. Wenn man null Zinsen zahlen muss, wäre es nicht verkehrt, auf den Bilanzen auch ein paar Schulden zu haben.