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Makroperspektiven von Eyb & Wallwitz Amerikanische oder europäische Aktienmärkte – wer macht das Rennen?

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2. „Animal Spirtits“ vs. „Safety First”

An Donald Trump wird ja selten ein gutes Haar gelassen, aber jüngst hat Robert Shiller, Nobelpreisträger des Jahres 2013 und „Vater“ des nach ihm benannten Shiller-KGV, eine Lanze für ihn gebrochen: Seine Wirtschaftspolitik, vor allem die Steuerreform und Deregulierungsmaßnahmen, sorge nicht nur für höhere Unternehmensgewinne, sondern habe auch die „Animal Spirits“ unter den amerikanischen Anlegern und Unternehmen geweckt. Trotz der hohen Unsicherheit an den Finanzmärkten nach den deutlichen Kursgewinnen der vergangenen Jahre blicken Investoren wieder zuversichtlicher nach vorne und sind deswegen auch bereit, weiterhin Aktien zu kaufen. Dies unterscheidet den amerikanischen Anleger vom Europäer oder gar Deutschen, der sich doch eher gemäß dem Motto „Safety First“ verhält.

3. „Politische Großwetterlage“ trotz Trump für US-Börsen kein Thema

Zwar hat zumindest die gefühlte (wirtschafts-)politische Unsicherheit global nicht zuletzt seit Beginn der Amtszeit Donald Trumps merklich zugenommen. Interessanterweise sind die negativen Auswirkungen in Europa aber stärker fühlbar als in den USA und überlagern andere positive Entwicklungen. So ist die Korrelation zwischen der politischen Unsicherheit (gemessen anhand eines sogenannten „Economic Policy Uncertainty“-Index, der verschiedene Medien nach Schlagwörtern untersucht) und der Aktienkursentwicklung in den USA seit 2016 kontinuierlich zurückgegangen, während sie in Europa im dritten Quartal sogar wieder zugenommen hat (vgl. Grafik 4). Zwar gilt auch hier die alte Börsenweisheit, dass der Einfluss der Politik auf die Kursentwicklung nur „kurze Beine“ hat, aber trotzdem sind die vorübergehenden negativen Auswirkungen offensichtlicher deutlicher zu spüren als in den USA.

Grafik 4: Einfluss der Politik auf die Aktienkursentwicklung in den USA rückläufig, nicht aber in Europa

Wie geht es weiter?

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Wir erwarten, dass sich die Outperformance amerikanischer Aktien allmählich ihrem Ende nähert und gerade europäische Werte vor einer Aufholbewegung stehen. Für diese These spricht unseres Erachtens vor allem die Gefahr einer in den Konsensschätzungen noch nicht eingepreisten abnehmenden Gewinndynamik bei amerikanischen Unternehmen. Diese passt immer weniger zu einem KGV von 18 (auf Basis der erwarteten Gewinne des Jahres 2019).

Erwartetes Gewinnwachstum für 2019 und 2020 sehr ambinioniert

Die Gewinnerwartungen für US-Unternehmen sind im Gegensatz zur Eurozone oder den Schwellenländern seit Jahresbeginn auf hohem Niveau stabil geblieben, während sie für den Rest der Welt kontinuierlich nach unten revidiert wurden. Mittlerweile ist für die Eurozone und die Schwellenländer sogar ein Gewinnrückgang in den Kursen eskomptiert. Erst 2019 erwartet der Konsens wieder eine Belebung, erneut angeführt von den USA.

Tabelle: Erwartetes Gewinnwachstum für USA seit Jahresbeginn auf hohem Niveau stabil, in Eurozone und Schwellenländer ist sogar Gewinnrückgang eingepreist

Aber auch dort nehmen die positiven Gewinnrevisionen kontinuierlich ab, während sie sich in Europa von niedrigem Niveau allmählich wieder erholen (vgl. Grafik 5). Dies könnte unseres Erachtens die Initialzündung für europäische Aktien sein. Überdies sind gleichzeitig die Konjunkturdaten nach einer Schwächephase im zweiten Quartal wieder seit Wochen zu Gunsten Europas ausgefallen, ohne dass sich das bisher in einer besseren relativen Wertentwicklung niedergeschlagen hätte. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall.

Grafik 5: Die positiven Gewinnrevisionen in den USA verlieren relativ zu Europa an Dynamik

                                                                                               Quelle: Yardeni Research
                                                                                              Quelle: Yardeni Research

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