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M&Gs Jim Leaviss orakelt: „Es könnte wieder passieren“

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DAS INVESTMENT.com: Nun müssen Sie mir mal erklären, wie Sie am Rentenmarkt noch vernünftige Renditen nach Inflation erreichen wollen.

Leaviss: Zum einen durch ausdrücklich inflationsgebundene Anlagen, also inflationsgebundene Staatsanleihen oder besser Unternehmensanleihen. Es ist wichtig, Kreditrisiken einzugehen, auch in Hochzinsanleihen, weil Sie hier die Inflationsrate noch herausholen können. Sie sollten dabei weltweit schauen, um durch Währungsgewinne noch etwas dazuverdienen zu können. Seien Sie dabei flexibel. In einer Welt mit Realzinsen unter Null haben Makro-Bond-Funds 10 Prozent Gewinn eingefahren, und das liegt nicht etwa an Staatsanleihen. Wenn Sie bei Bundesanleihen auf fallende Kurse setzen, verdienen Sie sogar noch Geld, wenn die Inflation kommt und die Zinsen wieder steigen.

DAS INVESTMENT.com: Sie sind short in Schwellenländern. Ist das eine langfristige Position?

Leaviss: Jeder liebt Schwellenländer, sie sind sehr populär. Sie haben eine junge Bevölkerung, kein Problem mit der Altersrente, niedrige Schuldenstände, Rohstoffe, und sie handeln mit China. Aber das alles ist kein Geheimnis mehr, und das ist das Problem.

DAS INVESTMENT.com: Was haben Sie denn dagegen?

Leaviss: Chinas Wachstum wird schwächer. Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank haben bei einer Präsentation von 3,5 Prozent Wachstum pro Jahr in der kommenden Dekade gesprochen. Das Publikum hat gelacht, weil es das einfach nicht erwartet. Aber es muss so kommen. Die Löhne steigen in China, es ist nicht mehr der billigste Platz der Welt.

DAS INVESTMENT.com: Outsourcing des Outsourcings?

Leaviss: Ja, Produktion wandert nach Vietnam und sogar Mexiko aus, das ja näher am US-Markt liegt. Japan passierte das in den 70er Jahren, als Hongkong plötzlich billiger war. Schon gingen Japans Wachstumsraten zurück. In China dagegen steigt das Kreditvolumen rasant, so schnell wie nirgendwo sonst in der Welt – für alle möglichen Arten; in den vergangenen drei Jahren ist das Kreditvolumen um 55 Prozent  des Bruttoinlandsprodukts gestiegen. Wie so etwas ausgeht, sehen wir heute in Spanien oder den USA.

DAS INVESTMENT.com: Wie gehen Sie damit um?

Leaviss: Indem wir Märkte meiden, in denen wir keine Chancen mehr finden. In Ländern wie Brasilien sind die Risikoaufschläge so tief wie nie. Die Renditen der Staatsanleihen liegen nur noch 70 Basispunkte über denen von US-Anleihen. Das Kapital ist schon in diese Länder geflossen. Kaum auszudenken, was passiert, wenn es wieder rausfließt. Manche Fonds haben 2008 mit solchen Anleihen in drei Wochen 10 Prozent verloren. Das macht mir manchmal wirklich Angst. Es könnte wieder passieren.

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