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Robert Halver über den Preis der Freiheit „Sanktionen werden als Bumerang zurückkommen“

Eine Friedenstaube bei der Demo am Rosenmontag in Köln
Eine Friedenstaube bei der Demo am Rosenmontag in Köln: „Es freut mich sehr, dass der Westen begreift, dass er sich zusammenraufen muss, um erfolgreich für Demokratie und Freiheit zu kämpfen“, erklärt Robert Halver. | Foto: Imago Images / Future Image

Nach dem Zusammenbruch von Warschauer Pakt und Sowjetunion sind viele westliche Politiker selbstgerecht, wenn nicht dekadent geworden und redeten sich selbst ein, dass das totalitäre Monster für alle Zeiten ruhig ist. Lange Jahre hat der Westen, vor allem Deutschland, zwar versucht, die alte heile Nachkriegswelt mit krampfhaften Verbiegungen und Beschwichtigungen aufrechtzuerhalten. Doch hat Wladimir Putin diese Illusionen ausgenutzt wie ein Fuchs das Loch im Hühnerstall.

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt 

Und jetzt kann Putin auf dem eingeschlagenen Eskalationsweg nicht mehr umkehren. Ein Rückzug aus der Ukraine ohne entsprechende Gegenleistung wäre ein fataler Gesichtsverlust, der ihn in Russland zum Versager abstempelt. Mindestens sein politisches Schicksal wäre besiegelt.


Angesichts dieser Fakten muss der lupenreine Aggressor auf eine nachhaltige Gegenreaktion der freien Welt treffen. Auf einen groben Klotz gehört nun einmal ein grober Keil. Es freut mich sehr, dass der Westen begreift, dass er sich wieder zusammenraufen muss, um wie früher im Kalten Krieg erfolgreich für Demokratie und Freiheit zu kämpfen. Mit Putins Weckruf sollte jeder wissen, was die geopolitische Stunde geschlagen hat.

Auch Deutschland scheint die neue Realität wahrzunehmen. Es ist zu hoffen, dass Berlin sich daran zurückerinnert, dass die frühere militärische Abschreckung zwar nicht schön, aber zweckmäßig war, um jahrzehntelang den Frieden zu sichern. Pazifizierung macht nur dann Sinn, wenn sie auch auf der Gegenseite gelebt wird. Hoffentlich hat jetzt die Mutation der Bundeswehr zur freiwilligen Feuerwehr wirklich ein Ende und ist nicht nur ein Lippenbekenntnis.

Immerhin scheinen die USA wieder bereit zu sein, mehr transatlantische Nestwärme zu bieten. Washington hat erkannt, dass eine „Finnlandisierung“ Europas – eine willfährige Neutralität gegenüber Russland – nicht nur zu einem Machtverlust des alten Kontinents, sondern auch der amerikanischen Position auf der Weltbühne führt. Möge der Vorgänger Bidens alles werden, aber bloß nicht noch einmal Präsident. Er begreift nicht, dass Worte zerstören, wo sie nicht hingehören. 

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Aber auch Europa, das sich bislang schwach und zerstritten zeigte, muss jetzt dringend die russische Bedrohung als Anlass nehmen, selbst an internationalem Gewicht zuzulegen. Damit würde Europa übrigens auch kraftvolle Signale Richtung Peking senden, das uns bislang nur als nützlichen Handels-, aber nicht geostrategischen Partner betrachtet. Denn wer meint, nur am moralischen Wesen könne die Welt genesen, wird feststellen müssen, dass zukünftig nicht mit uns, sondern ohne uns über uns gesprochen wird.


Und wenn sich der Zusammenhalt im Westen und insbesondere in Europa festigt, hätte das auch einen positiven Effekt auf die europäischen Börsen, die stabile Rahmenbedingungen geradezu lieben. 

Der Preis der Freiheit

Unsere Sanktionen gegen Russland werden als Bumerang zurückkommen. Eine Mini-Rezession ist möglich, mindestens aber ist das Risiko der Stagflation gegeben. Energie als Schmierstoff für die Wirtschaft wird noch mehr zum Flaschenhals.

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