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„Schwellenländer-Anleihen in lokalen Währungen haben höhere Ratings als Papiere in US-Dollar“

Asien wird 2030 Zentrum der Weltwirtschaft sein, <br> meint Jeremy Brewin von der Aviva-Vermögensverwaltung. <br> Bildquelle: Fotolia
Asien wird 2030 Zentrum der Weltwirtschaft sein,
meint Jeremy Brewin von der Aviva-Vermögensverwaltung.
Bildquelle: Fotolia
„Das Zentrum der wirtschaftlichen und finanziellen Aktivität der Welt bewegt sich Jahr für Jahr weiter nach Osten“, erklärte Jeremy Brewin von der Vermögensverwaltung des britischen Versicherers Aviva in einem Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (F.A.Z.). Bis 2030 werde die Weltwirtschaft ihr Zentrum in Asien haben, ist der Brite mit einer 40-jährigen Finanzmarkt-Erfahrung überzeugt.

Staatsdefizit der Schwellenländer soll bis 2015 auf 1,8 Prozent sinken

„Im Hinblick auf die staatlichen Budgetdefizite stehen die Entwicklungsländer nach der Finanzkrise sogar komfortabler als die Industrieländer da“, sagt Walter Schepers, Leiter Produktmarketing der West LB Mellon Asset Management. So betrug das Defizit der etablierten Industriestaaten 2009 nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IMF) im Schnitt 8,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Bei den Schwellenländern waren es hingegen lediglich 4,8 Prozent. Für das Jahr 2015 geht das Institut davon aus, dass das Staatsdefizit der Schwellenländer auf 1,8 Prozent sinkt und damit nicht einmal die Hälfte des Wertes der entwickelten Länder (4,1 Prozent) betragen wird.

Auch was das Wirtschaftswachstum betrifft, liegen die Schwellenländer deutlich vor den Industriestaaten. Laut der IMF-Prognose wird der BIP in den Schwellenländern 2011 um durchschnittlich 6,4 Prozent – in Asien sogar um 8,4 Prozent – steigen. In den Industrieländern hingegen erwarten die Experten ein durchschnittliches Wachstum von lediglich 2,2 Prozent.

Die Inflation ist von 38,4 auf 5,2 Prozent gesunken

Die Inflationsraten hingegen, die in den Entwicklungs- und Schwellenländern in den Jahren 1992 bis 2001 bei durchschnittlich 38,4 Prozent lagen und bei Ausreißern wie Brasilien und Russland sogar jeweils kaum vorstellbare 157 Prozent jährlich betrugen, haben sich mittlerweile normalisiert. Mit 5,2 Prozent lag die Inflation dort lediglich 5 Prozentpunkte unter derjenigen der Industrieländer. Für Brasilien und Russland rechnet der IMF 2011 mit einer Teuerungsrate von 4,6 beziehungsweise 7,4 Prozent. Im Jahr 2015 soll sich nach der IMF-Prognose die Schere weitgehend schließen, so dass die Inflation in den heutigen Entwicklungsländern nicht einmal 2 Prozentpunkte über der der heutigen Industrieländer liegen wird.

Institutionelle Investoren haben die Zeichen der Zeit erkannt, meint Schepers. Sie legen immer mehr Geld in Fonds an, die auf Staatsanleihen von Schwellenländern in lokalen Währungen setzten. Dabei kaufen sie neben den ausschließlich für Großinvestoren konzipierten Spezialfonds auch Publikumsfonds, die Sie unter anderem wegen der hohen Flexibilität schätzen, die auch kleinere Engagements ermöglicht. Beim BNY Mellon Emerging Market Debt Local Currency Fund, der von Spezialisten der BNY-Mellon-Tochter Standish Mellon Asset Management gesteuert wird, machen professionelle Investoren einen großen Teil der Anleger aus.

Der Markt für Lokalwährungsanleihen sei inzwischen mit 802 Milliarden US-Dollar deutlich größer als der für auf US-Dollar lautende Schwellenländeranleihen (407 Milliarden US-Dollar), so Schepers weiter. Er habe zwar weniger Emittenten (15 versus 41), dafür aber höhere Ratings als der US-Dollar basierte Markt. Die Rating-Agentur Standard & Poor’s beispielsweise bewertete die Schwellenmarkt-Anleihen in lokalen Währungen mit BBB+, in US-Dollar hingegen mit BBB-.

Eine Blase auf dem Markt für Schwellenmarktanleihen befürchtet Schepers indes nicht. „Dafür ist die Emerging Market-Story langfristig viel zu stark“, sagt er. Kurzfristige Korrekturen seien hingegen möglich.

„Erträge von knapp 10 Prozent“

Ähnlich optimistisch zeigt sich auch Michael Mewes, Leiter des Anleihenteams bei J.P. Morgan Asset Management. Er rechnet mit einer Aufwertung lokaler Währungen in den Schwellenländern. Diese werde Investoren aus den Industriestaaten, die in Entwicklungsländern Staatsanleihen in lokalen Währungen kaufen, „Erträge von knapp 10 Prozent“ bringen.
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