AB-Fondsmanager Kurt Feuerman im Interview „So lange sind die großen Tech-Aktien nicht überbewertet“
Was müsste passieren, dass Sie sich von diesen Unternehmen trennen?
Wir haben einen langfristigen Ansatz. Mindestens fünf Jahre, eher länger. Aber wir handeln auch kräftig, reduzieren Bestände, bleiben aber im Titel, oder fahren den Anteil hoch. Wann würden wir uns trennen? Wenn der Konjunkturzyklus dreht. Aber ich bin optimistisch, und vergessen Sie nicht, die Unternehmen haben keine Schulden. Die sitzen auf Milliarden an Cash. Einige der Großen lassen es auf der Bilanz, andere kaufen eigene Aktien. Unterm Strich: Nichts ist für die Ewigkeit, aber es gibt derzeit keinen Grund, das Engagement in Tech-Titeln zu beenden.
Sie setzen für den AB Select Absolute Alpha Fonds auch Short-Positionen ein. Sind diese Unternehmen der krasse Gegensatz zu den Big Techs?
Ich mag keine Short-Positionen, weil ich an Unternehmen und deren Produktivität glaube. Ich bin Optimist, und ich kaufe Aktien, um von den Unternehmen zu profitieren. Dieses Jahr haben wir uns aber hochverschuldete Unternehmen aus dem Immobilienbereich angeschaut. Etwa Betreiber von Einkaufszentren.
Erwarten Sie mittelfristig ein Comeback der Value-Unternehmen und ein Abkühlen des Wachstums-Hypes?
Ja. Auch wenn es mitunter nicht danach aussieht, erkennen wir erste Zeichen, dass ein Höhepunkt des Growth-Stils erreicht ist. Das Zinsumfeld ist ja nicht nur für Wachstumsunternehmen förderlich. Es hilft allen Unternehmen.
Erwarten Sie eine Übertreibung und eine heftige Korrektur, die Anleger in Value treibt, ähnlich wie 1999?
Die Frage ist legitim. Aber nein. 1999 war Übertreibung pur, es gab Betrug und abenteuerliche Bewertungen und zehnjährige Zinsen lagen bei 5,5 Prozent. Heute gibt es keine Zinsen und der Growth-Bereich ist solide geworden. Daher werden wir einen Schwenk sehen, aber keinen Crash auf der Wachstumsseite.
Wie fällt Ihr Fazit zur mittelfristigen Entwicklung der Aktienmärkte aus?
Ich bin super-bullish für die kommenden Jahre. Wir prüfen jedoch ständig, was schiefgehen könnte. Dennoch investieren wir nach dem TINA-Prinzip: There is no alternative. Aktien sind fantastisch.
Über den Interviewten:
Kurt Feuerman ist Investmentchef der US-Fondsgesellschaft Alliance Bernstein (AB) und als Portfoliomanager mit fast 40 Jahren Erfahrung für US-Aktien verantwortlich.