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Solvency II Wie gut die Lebensversicherer für Crashs gerüstet sind

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Zur Erinnerung: Unternehmen mit einer Bedeckungsquote von 100 Prozent verfügen über exakt ausreichende Kapitalreserven für Negativszenarien, die statistisch einmal in 200 Jahren eintreten. Liegt die Bedeckungsquote eines Versicherers beispielsweise bei 90 Prozent, hat er die Anforderung an dieses extreme Ereignis zwar nicht erfüllt. Trotzdem kann er sehr wahrscheinlich seine aktuellen und künftig erwarteten Verpflichtungen erfüllen.

Und, das gibt Versicherungsmathematiker Guido Bader noch zu bedenken: „Den Solvabilitätsquoten liegen Modelle zugrunde, die Annahmen über lange künftige Zeiträume treffen. Und wir wissen aus Erfahrung, dass Modelle per se immer falsch sind.“ Na denn.

Bafin schaut genau hin

Zur Sicherheit greift die Bafin trotzdem ein, wenn absehbar ist, dass ein Unter nehmen die 100-Prozent-Mindestvorgabe unterschreiten könnte oder diese bereits unterschreitet. Sofern Versicherer ohne Anwendung von Übergangsmaßnahmen eine Unterdeckung aufweisen, kann die Bafin das Unternehmen auffordern, bestimmte Gegenmaßnahmen zu ergreifen – beispielsweise die Eigenmittel durch eine Kapitalerhöhung aufzustocken oder das Risikoprofil durch den Verkauf von Vermögenswerten mit höheren Risiken zu senken.

Eine Unterdeckung betrifft zum 31. Dezember 2017 elf Lebensversicherer (ein Jahr zuvor waren es 22): Athene (62 Prozent), Bayerische Beamten Lebensversicherung (60 Prozent), Familienfürsorge (80 Prozent), Frankfurter (48 Prozent), Frankfurt Münchener(21 Prozent), HDI (72 Prozent), Neue Leben (84 Prozent), Öffentliche Lebensversicherung Oldenburg (31 Prozent), PB Lebensversicherung (55 Prozent), Rheinland Lebensversicherung (26 Prozent) und Süddeutsche Lebensversicherung (22 Prozent). Sie befinden sich derzeit in Gesprächen mit der Finanzaufsichtsbehörde Bafin.

Abbau der Hochverzinser

Ist das prinzipiell etwas Schlimmes? Muss auch nicht sein. Beispiel Bayerische Beamten Versicherung. Sie hat sich bewusst und in Absprache mit der Bafin dafür entschieden, auf weitere finanzielle Maßnahmen zu verzichten, um die Quote (ohne Übergangsmaßnahmen) zu erhöhen.

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Warum? Bei dieser Gesellschaft werden die hochverzinslichen Verträge seit zehn Jahren immer weniger. Im Jahr 2021 werde deshalb automatisch die entsprechende SII-Quote bei 100 Prozent liegen, so ein Sprecher des Unternehmens. In den Jahren danach werde die Quote bis über 400 Prozent nach oben gehen, was den Risikokapitalbedarf senke und Eigenmittel generiere.

Die Solvenzquoten der Versicherer für 2017

Der Zweitmarkthändler Policen Direkt hat eine Tabelle mit den Solvenzquoten der Versicherer erstellt. Wir haben hier nur Versicherer mit einem Marktanteil von mindestens einem Prozent berücksichtigt. Zu den Begriffen: Die SCR-Quote netto zeigt den Kapitalpuffer für Extremereignisse ohne Übergangsmaßnahmen (LTG) und Volatilitätsanpassung (VA) an, die SCR-Quote brutto mit diesen Maßnahmen.

100 Prozent muss die SCR-Quote brutto mindestens betragen. Die MCR-Quote beschreibt die Mindestkapitalanforderungen für das „normale“ Geschäft. Auch sie muss mindestens bei 100 Prozent liegen.

                                    Quelle: Policen Direkt, Sortierkriterium: Marktanteil

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