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Tassos Stassopoulos von AB im Interview „Beim Essen erfahren wir viel“

Tassos Stassopoulos ist Manager des Emerging Consumer Portfolios von AB
Tassos Stassopoulos ist Manager des Emerging Consumer Portfolios von AB
DAS INVESTMENT.com: Herr Stassopoulos, was liegt in Ihrem Kühlschrank zu Hause?

Tassos Stassopoulos: Wegen unserer Kinder hat sich der Inhalt von gesunden Standardprodukten hin zu Premiumprodukten entwickelt. Bevor wir unsere Zwillinge bekamen, lagen da Probiotika, Diätgetränke und fettarme Milch drin. Jetzt ist das alles nur das Beste – für die Kinder. Aber das ist eine wunderbare Einstiegsfrage die zeigt, wie der Kühlschrank nicht nur die jeweilige Lebenssituation widerspiegelt sondern auch, was für uns und unsere Zukunft wichtig ist.

Vielen Dank.

Ein Kühlschrank kann sogar noch mehr aussagen. Ich war vor kurzem in Mexiko. Dort gibt es eine große Ladenkette, die Kredite an Leute vergibt, die kein regelmäßiges Einkommen haben und deshalb kein Darlehen von der Bank bekommen würden. Deren Kreditprüfer gehen zu den Kunden nach Hause und schauen in die Kühlschränke. Wenn die leer sind, ist wohl auch gerade kein Einkommen vorhanden und die Prüfer lehnen den Kredit ab. Eine Stereoanlage sagt wenig über die aktuellen Einkünfte aus.

Würde armen Menschen ein höheres Einkommen nicht mehr helfen als ein Kredit?

Das eine kann zum anderen führen. In Indien sagte uns eine Frau mit niedrigem Einkommen, dass ein Kühlschrank ihr Leben umwälzen könnte. Denn dann müsste sie nicht so oft zum Markt und könnte Essen vorbereiten und lagern. Damit könnte sie mehr arbeiten und eben auch mehr Geld verdienen. Das zeigt, wie gut Kredite helfen können, wenn sie für die richtigen Dinge verwendet werden.

Man sagt, Sie schauen anderen Leuten auch gern in die Kühlschränke. Wie suchen und kontaktieren Sie eigentlich willige Kandidaten?

Wir nutzen die gleichen Marktforscher wie einige große Lebensmittelhersteller für genau dieselbe Arbeit. Wir geben ihnen ein Bild davon, welche Art Konsumenten wir suchen sowie Angaben darüber, wie viele Menschen im Haushalt leben sollen, welche Generationen, welche Einkommen und so weiter. Die Marktforscher schicken dann so genannte Recruiter los, um geeignete Kandidaten zu finden und leiten die repräsentativsten davon an uns weiter.

Da klingeln einfach fremde Leute an den Türen und fragen die Menschen aus?

Die Recruiter sind Leute aus der Gegend, die sich vor Ort gut auskennen. Sie erzählen den Menschen von uns, dass wir überall auf der Welt forschen und ihr Leben verstehen wollen. Wir investieren viel Zeit in unser Research und wollen sicherstellen, dass unsere Ergebnisse die wahren Wünsche und Sorgen der Menschen darstellen. Eine reine Datenanalyse vom Schreibtisch oder ein Fokus auf nur eine Region sagt nicht viel aus oder kann zu den falschen Erkenntnissen führen.
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