Überschussbeteiligungen Die laufende Verzinsung der Lebensversicherer steigt wieder an
Mit eher gemischten Gefühlen wartete man als Lebensversicherungskunde und wohl auch als Vermittler in den vergangenen Jahren zur Adventszeit auf die Deklaration der Überschussbeteiligungen für das kommende Jahr. Denn in jüngster Zeit kannten diese nur eine Richtung: Esging abwärts.
2018 erreichten die laufenden Verzinsungen der Anbieter sogar einen neuen Tiefstwert. In ihrer jährlichen Analyse zur Überschussbeteiligung deutscher Lebensversicherer stellte die Rating-Agentur Assekurata fest, dass der Marktdurchschnitt bei 2,83 Prozent lag. 2017 waren es noch 2,88 Prozent gewesen.
Und wie sieht es für 2019 aus? Nun, das Tal scheint durchschritten zu sein. Die allermeisten Versicherer halten ihre laufende Verzinsung für das Jahr 2019 konstant (eine Auswahl liefert die Tabelle links). Beim Marktführer Allianz etwa erhalten Kunden des Klassik-Tarifs für 2019 wie im Vorjahr eine laufende Verzinsung von 2,80 Prozent. Inklusive Schlussüberschuss und der Beteiligung an den Bewertungsreserven kommt eine Gesamtverzinsung von 3,40 Prozent zustande. Beim Tarif Perspektive aus der Gattung Neuen Klassik liegt die laufende Verzinsung bei 2,90 Prozent, die Gesamtverzinsung beläuft sich auf 3,70 Prozent.
Ein Versicherer, der die laufende Überschussbeteiligung für das Geschäftsjahr 2019 erhöht hat, ist die Ideal Lebensversicherung. Statt 3,00 Prozent bekommen Kunden 2019 nunmehr 3,30 Prozent gutgeschrieben. „Wir beteiligen unsere Kunden damit an unserer ausgesprochen guten, nachhaltigen Ertragssituation. Die antizyklische Kapitalanlagestrategie der Gruppe trägt weiter Früchte“, sagt Ideal-Chef Rainer M. Jacobus.
Auch der Lebensversicherer DEVK will seinen Kunden ab 2019 mehr Zinsen bieten. Die laufende Verzinsung für Verträge des DEVK-Lebensversicherungsvereins liegt nun bei 2,70 Prozent – das macht ein Plus von 0,3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Die DEVK Allgemeine Leben bietet im nächsten Jahr 2,50 Prozent, was eine Erhöhung um 0,2 Prozentpunkte bedeutet.
Hallo, Herr Kaiser!
„Die aktuellen Überschussdeklarationen können durchaus als positives Signal gedeutet werden. Die Branche zeigt hier, dass sie ihre Anlagestrategien und ihre Tarifgestaltungen erfolgreich an die herausfordernde Kapitalmarktsituation angepasst hat“, sagt Peter Schneider, Geschäftsführer des Analysehauses Morgen & Morgen.
Aber auch von der Politik gab es 2018 Schützenhilfe, die sich auf die Überschussbeteiligungen auch in diesem Jahr schon auswirkt: die Neuregelung der Zinszusatzreserve (ZZR). Mit der 2011 eingeführten Zinszusatzreserve will der Gesetzgeber sicherstellen, dass die Versicherungen ihre zugesagten Leistungen an die Kunden auch in Zeiten des Niedrigzinses erfüllen können. Ende 2017 umfasste der Reservetopf etwa 60 Milliarden Euro.
Wegen des rapiden Zinsverfalls mussten die Unternehmen dabei zuletzt aber immer höhere Summen aufwenden. Das Geld dafür holten sie sich zunehmend aus langfristigen Kapitalanlagen, die sie vor ihrem Ablauf verkauften – zum Nachteil auch der Kunden. Ohne eine Neuregelung der ZZR hätten die Lebensversicherer allein 2018 weitere 20 Milliarden Euro zurücklegen müssen – ein neuer Rekord.
Mit der neuen Berechnungsmethode werden es nach Schätzungen des Versicherungsverbands GDV nur noch etwa 5 Milliarden Euro sein. Und dieser deutlich langsamere Aufbau der Reserve verschafft den Versicherern nun wieder mehr Spielraum bei der Kapitalanlage, was die Kunden über eine stabil bleibende oder sogar steigende Verzinsung zu spüren bekommen.
Beim Lebensversicherer Debeka indes hat die Neuberechnung der Zinszusatzreserve bisher noch nicht angeschlagen. Er senkt seine laufende Verzinsung für dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 0,25 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent. Etwa 350.000 Kunden mit klassischen Verträgen seien davon betroffen. Das entspreche rund 10 Prozent aller Policen im Debeka-Bestand.