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Vom Glück fallender Rohstoffpreise

Jürgen Meyer von SEB Asset Management
Jürgen Meyer von SEB Asset Management
Jürgen Meyer ist Leiter Aktien Europa bei der Fondsgesellschaft SEB Asset Management und Fondsmanager des SEB Aktienfonds (WKN: 847347)

Den Rohstoffpreisen steht noch bevor, was die Schiffswelt bereits hinter sich hat: eine Korrektur, um nicht zu sagen eine Implosion. Das wird für die meisten Aktionäre weitere gute Perspektiven eröffnen.

Doch beginnen wir von vorn: Die gleichen Faktoren, die zu einem Überangebot an Schiffen geführt haben, führen mit zeitlicher Verzögerung zu einem Überangebot an Rohstoffen. Mit dem wirtschaftlichen Aufstieg Asiens und der damit einhergehenden höheren Nachfrage nach Rohstoffen stiegen die Rohstoffpreise – und die Frachtraten für Schiffe wuchsen im Gleichschritt mit ihnen an.

Überkapazitäten lassen Preise einbrechen

Ein Großteil des Gütertransportes läuft über die Weltmeere vor allem auf Container- und Schüttgutfrachtern. Gebräuchliche Maßstäbe für Frachtraten sind der Baltic Dry Index (Schüttgut) und Harpex (Harper-Petersen-Index; Containerschiffe).

Schwankte der Baltic Dry Index in den 80er- und 90er-Jahren um einen Mittelwert von zirka 1.500, so explodierte er nach 2003 geradezu, um am 20. Mai 2008 seinen Rekordwert von 11.793 Punkten zu erreichen. Die Aufträge für Schiffsneubauten stiegen und wiesen im Jahr 2007 ebenfalls Rekordwerte aus.

Die Finanzkrise und die folgende kurze Atempause des Welthandels lösten schließlich einen Preisverfall aus, der aber durch die entstandenen Überkapazitäten ohnehin bereits vorprogrammiert gewesen war. Am 5. Dezember 2008, also kaum ein halbes Jahr nach seinem Rekordstand, schloss der Baltic Dry Index bei 663 Punkten, niedriger als in den 80er-Jahren.

Heute notiert er bei rund 1.150 – also innerhalb der Preisspanne der 80er- und 90er-Jahre. Die Anbieter von Schiffen oder Rohstoffen waren nicht in der Lage, kurzfristig auf eine stark steigende Nachfrage zu reagieren.

Neue Rohstoffvorkommen zu finden, zu erschließen und abzubauen ist ein langjähriger Prozess, der 5 bis 10 Jahre Vorlaufzeit benötigt und zudem erst dann angestoßen wurde, als die Preise dies lohnenswert machten. Der „Vorteil“ der Schiffe war: Sie konnten binnen 1 bis 3 Jahren gebaut und genutzt werden – während das Gros der projektierten Minen und Ölfelder erst in den kommenden Jahren die Produktion aufnehmen wird. 

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