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Trotz deutlicher Kursverluste Warum das Zeitalter der Technologieaktien nicht vorbei ist

Computerchip
Computerchip: Die Nachfrage nach Halbleitern dürfte hoch bleiben – auch aufgrund des steigenden Bedarfs in der Automobilindustrie. | Foto: Imago Images / VCG
Pamela Hagerty, BNPP AM

Aktien aus dem Technologiesektor haben in den vergangenen sechs Monaten massiv an Wert verloren: Der von Wachstums- und Technologiewerten geprägte Nasdaq Composite Index ist zwischen dem 14. Dezember 2021 und dem 14. Juni 2022 um rund 29 Prozent gefallen.

Trotz der aktuellen Belastungsfaktoren sind wir bezüglich der langfristigen Aussichten aber weiterhin zuversichtlich. Es gibt aus unserer Sicht viele Möglichkeiten, in Unternehmen zu investieren, die bei der digitalen Transformation führend sind und von ihr profitieren.

Rotation von Wachstums- in Substanzwerte

Größtenteils aufgrund der anziehenden Inflation und steigender Zinsen war am Aktienmarkt zuletzt eine Rotation weg von Wachstums- und hin zu Substanzwerten zu beobachten. Diese könnte sich fortsetzen, da bei vielen besonders wachstumsstarken Unternehmen mit hoher Investitionstätigkeit ein größerer Teil des prognostizierten Cashflows in der Zukunft liegt als bei stabileren Wachstums- und Value-Titeln. Daher ist ihr Kurs-Gewinn-Verhältnis in jüngster Zeit massiv gesunken.

Derweil nimmt das Risiko einer Rezession zu, da die US-Notenbank und andere Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation die finanziellen Bedingungen verschärfen. Außerdem belasten der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegen Russland die Konjunktur. Hinzu kommen durch Zölle, Covid-19-Gegenmaßnahmen, Halbleiterknappheit und Frachtengpässe verursachte Unterbrechungen der Lieferkette. Schließlich gibt es speziell im Big-Tech-Sektor kartellrechtliche und andere regulatorische Risiken.

Gründe zu Optimismus für Technologieaktien

Trotz dieser Herausforderungen gibt es aber viele Gründe für Optimismus. Wir sind von mehreren langfristigen Trends überzeugt, die die digitale Transformation der Wirtschaft vorantreiben. Unserer Meinung nach werden Unternehmen weiterhin in die Digitalisierung investieren – beispielsweise in den Bereich Cloud Computing. Das IT-Forschungs- und Beratungsunternehmen Gartner hat seine Umsatzprognose für Cloud-Dienste im April 2022 für das laufende Kalenderjahr auf 500 Milliarden US-Dollar angehoben – das sind 37 Prozent mehr als noch im November 2020 erwartet worden waren.

Darüber hinaus sehen wir auch die zunehmende Einführung von künstlicher Intelligenz (KI). Diese hat sich zu einer grundlegenden Technologie mit einer Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten entwickelt – etwa in den Bereichen Automatisierung, Internet der Dinge und Finanztechnologie.

Insgesamt geht Gartner davon aus, dass das Wachstum der IT-Ausgaben der Unternehmen von mehr als 9 Prozent im Jahr 2021 in diesem Jahr auf 4 Prozent zurückgehen wird. Das ist aber noch immer ein gesundes Niveau.

Bewertungen im Technologiesektor deutlich gesunken

Ein wichtiger Punkt für Investoren ist die Frage, ob die Bewertungen „ausreichend“ gesunken sind. Das ist schwer zu beurteilen, da die Antwort subjektiv ist und von den makroökonomischen Bedingungen einschließlich der Schätzungen des risikofreien Zinssatzes beeinflusst wird. Wir sehen jedoch für das gesamte Spektrum der von uns beobachteten Unternehmen überzeugende Bewertungen.

Unsere primäre Bewertungsmethode ist die Discounted-Cashflow-Analyse. Unserer Meinung nach werden Unternehmen, die die digitale Transformation und die damit verbundenen Wachstumstrends anführen und beziehungsweise oder von ihnen profitieren, über einen langen Anlagehorizont ein starkes Wachstum bei Umsatz, Gewinn und freiem Cashflow erzielen.

Wir bewerten auch die Multiplikatoren im Vergleich zur Historie und zu anderen Unternehmen. Dabei hat beispielsweise der Softwaresektor erheblich korrigiert. Legt man den Unternehmenswert zum prognostizierten Umsatz der nächsten 12 Monate zugrunde, wird der Sektor derzeit mit 7,0x gehandelt. Das entspricht einem Rückgang von 60 Prozent gegenüber dem Höchstwert von 17,3x vor einigen Quartalen. Dieses Niveau liegt deutlich unter dem Fünfjahresdurchschnitt, aber immer noch über dem Mittelwert des Zeitraums 2014 bis 2018.

Am deutlichsten sind die Bewertungen der besonders wachstumsstarken Unternehmen gesunken. Basierend auf Daten von Morgan Stanley für Firmen, die ein jährliches Umsatzwachstum von 30 Prozent oder mehr erwarten, haben sie von 38,5x Anfang 2021 um rund 72 Prozent auf 10,6x nachgegeben.

Unternehmen mit einem prognostizierten jährlichen Umsatzwachstum von 15 Prozent oder weniger werden jetzt mit 4,4x gehandelt. Das liegt 20 Prozent unter dem 5-Jahres-Durchschnitt und entspricht dem Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2018, auch wenn die Korrektur geringer ausgefallen ist.

Optimismus für die Chipindustrie

Viele Anleger befürchten eine künftig sinkende Nachfrage nach Halbleitern. Wir sind jedoch der festen Überzeugung, dass die Wachstumstreiber der Branche so überzeugend sind, dass diese wahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein und vermutlich nicht alle Segmente der Branche gleichzeitig betreffen wird. Daher bleiben wir im Sektor übergewichtet.

Zwar gibt es Anzeichen für einen Rückgang der Verkäufe von PCs und Smartphones. Derzeit übersteigt die Nachfrage nach Computerchips das Angebot jedoch bei weitem:

  • Das Managementteam des US-amerikanischen Halbleiterherstellers Global Foundries berichtete, dass die Nachfrage zu Beginn dieses Jahres 25 Prozent über der Produktionskapazität lag.
  • Der CEO von TSMC erklärte im April, dass das Unternehmen 2022 mit knappen Produktionskapazitäten rechnet. Es arbeitet aktiv an einer Kapazitätserweiterung im Jahr 2023 und darüber hinaus und begründet dies mit einem strukturellen Anstieg der langfristigen Nachfrage nach 5G- und Hochleistungscomputeranwendungen.
  • Der CEO von ASML berichtete von einem Treffen mit einem Manager eines Industriekonglomerats. Dieser berichtete ihm, dass er Waschmaschinen kaufe, um die Halbleiter in den Geräten für seine Produkte wiederzuverwenden.

Da die Nachfrage so viel höher ist als das Angebot, kann die Branche möglicherweise eine leichte Rezession verkraften, ohne dass ein Überangebot entsteht.

Nachfrage aus vielen Sektoren, konzentriertes Angebot

Aus unserer Sicht sind die primären Triebkräfte für die steigende Nachfrage nach Halbleitern die strukturellen Wachstumstrends, die der digitalen Transformation zugrunde liegen. Halbleiter sind eine Grundlagentechnologie für Cloud, künstliche Intelligenz, Automatisierung und Internet der Dinge. In der Geschichte der Chipindustrie hat sich das Nutzungsspektrum von Großrechnern über PCs und Smartphones bis hin zu diversifizierten Industrie-, Automobil- und High-Performance-Computing-Anwendungen ausgeweitet.

Diese vielfältigen Nutzungsbereiche verringern die Nachfrageschwankungen in der Branche. Daten von World Semiconductor Trade Statistics (WSTS) und J.P. Morgan zeigen, dass die Volatilität der jährlichen Wachstumsrate für Halbleiter von 12 Prozent in den 1990er-Jahren auf heute 8 Prozent gesunken ist.

Auf der Angebotsseite hat sich die Struktur der Halbleiterindustrie in den vergangenen 20 Jahren ebenfalls deutlich verbessert. Das Aufkommen und der Erfolg der Auftragsfertigung hat Innovationen von Unternehmen ermöglicht, die sich lediglich auf das Design der Chips konzentrieren. Die Herstellung beschränkt sich hingegen auf relativ wenige Firmen. Das führt zu einer strategischeren Kapazitätsplanung und mindert das Risiko eines Überangebots. Gleichzeitig stellen die zunehmende Kapitalintensität und die technologische Komplexität erhebliche Hindernisse für neue Marktteilnehmer dar.

Mit Blick auf die Zukunft sehen wir also Potenzial für ein anhaltend starkes Wachstum in der Halbleiterindustrie. Dazu beitragen dürfte insbesondere die Nachfrage aus der Automobilbranche.

Im Jahr 2013 waren in einem Auto Chips im Wert von knapp über 300 US-Dollar verbaut. 2021 waren es bereits fast 700 US-Dollar. Dieser Trend wird sich fortsetzen: In einem durchschnittlichen Elektro- oder Hybridfahrzeug sind Halbleiter im Wert von über 900 US-Dollar verbaut; bei High-End-Fahrzeugen können es bis zu 1.200 US-Dollar sein.

Digitale Transformation setzt sich fort

In den vergangenen Monaten war das Marktumfeld für Wachstums- und Technologieinvestoren aufgrund der herausfordernden makroökonomischen Situation schwierig.

Die digitale Transformation der Wirtschaft wird sich jedoch fortsetzen. Wir bleiben daher in Bezug auf die Wachstumstreiber, die diesen Trend untermauern, positiv. Auch die Bewertungen erscheinen nach der jüngsten Korrektur überzeugender. Daher halten wir an unserer Anlagestrategie fest.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.