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„Wenn der Konjunkturzyklus endet, geht der Euro in seine letzte Existenzphase“

Lesedauer: 3 Minuten
Hannes Zipfel, Chefsökonom von der VSP
Hannes Zipfel, Chefsökonom von der VSP
„Die Illusion, die Eurokrise wäre mit einem Schuldenschnitt in Griechenland ihrer Lösung einen Schritt näher, ist an Naivität kaum zu überbieten“, sagt Hannes Zipfel, Chefökonom und Vorstand des Finanzdienstleistungsunternehmen VSP. „Der unmittelbare Schaden des griechischen Teilstaatsbankrotts wird auf etwa 250 Milliarden Euro geschätzt. Der mittelbare Schaden ist jedoch kaum bezifferbar“, so Zipfel weiter.

Wirtschaftlich sei Griechenland mit dem Schuldenschnitt nicht viel geholfen. Denn die Abhängigkeit von Transferhilfen in Verbindung mit starken Sparauflagen werde den Griechen erhalten bleiben. „Auch aufgrund der Ansteckungseffekte in Richtung Portugal, Spanien und Italien ist der Teilstaatsbankrott Griechenlands als eine weitere Eskalationsstufe der Eurokrise zu betrachten und nicht als Befreiungsschlag.“

Portugal verfügt laut Zipfel über ein gewaltiges Außenhandelsdefizit, ein staatliches Primärdefizit sowie eine kaum wettbewerbsfähige Industrie – vom maroden Bankensystem ganz zu schweigen. Die zuletzt drastisch verschärften Sparmaßnahmen der Regierung drücke das Land immer tiefer in die Rezession. Und in Folge der Rezession wachse der Schuldenberg immer weiter.

„Das Europa der zwei Geschwindigkeiten war nie deutlicher sichtbar als jetzt, elf Jahre nach der Einführung des Euro. Die Herkulesaufgabe der wirtschaftlichen Wiederbelebung Südeuropas kann nur die EZB finanzieren: Aus der Notenpresse und zum Preis eines Weich-Euro“, so der Chefökonom.

Klare Zeichen einer wirtschaftlichen Abkühlung

Der aktuelle Konjunkturzyklus zeige klare Anzeichen einer Abkühlung. „Das globale Wachstum wird sich im vierten Quartal deutlich abschwächen. Schwellen- und Rohstoffländer sowie starke Exportnationen wie Deutschland werden weiterhin wachsen – allerdings mit einer verminderten Dynamik“, prognostiziert Zipfel.

Aktien bleiben mittelfristig attraktiv

„Die Aktienmärkte befinden sich in einem extremen Spannungsfeld zwischen einer expansiven Geldpolitik und hoher politischer Unsicherheit“, sagt Zipfel. „Wir erwarten im Zuge einer Wachstumsabkühlung oder im Falle drohender Staatsbankrotte eine noch expansiver ausgerichtete Geldpolitik.

Die Notenbanken ziehen höhere Inflationsraten einer Vermögenspreisdeflation ganz klar vor.“ Negative Realzinsen sowie eine enorme globale Überschussliquidität stützen die Notierungen. Aktien bleiben daher mittelfristig attraktiv.

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