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Vontobel-Stratege über Chinas Handels-Coup Wie das RCEP-Freihandelsabkommen die Welt verändert

Container im Hafen von Shanghai
Container im Hafen von Shanghai: 15 Länder der Asien-Pazifik-Region haben ein Handelsabkommen vereinbart. | Foto: imago images / Imaginechina-Tuchong

Inmitten des Handelskonfliktes zwischen den USA und China ist im Asien-Pazifik-Raum die bisher größte Freihandelszone der Welt entstanden. Auf ein entsprechendes Abkommen haben sich am vergangenen Sonntag die Staats- und Regierungschefs von China, Japan, Südkorea, Australien und Neuseeland mit der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN geeinigt, zu der unter anderem aufstrebende Länder wie Laos, Thailand, Vietnam und Indonesien gehören. Die Freihandelszone, die insgesamt 15 Staaten und rund 30 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung umfasst, betrifft rund 2,2 Milliarden Menschen und übertrifft selbst das am 1. Februar 2019 in Kraft getretene Economic Partnership Agreement (EPA) zwischen der Europäischen Union und Japan, das 40 Prozent des Welthandels abdeckt.

Durch das nun unterzeichnete Freihandelsabkommen RCEP wird der Schwerpunkt der Weltwirtschaft weiter nach Osten verschoben. Für China bedeutet das Abkommen die Chance, seinen wirtschaftlichen Einfluss weiter auszubauen. Für Unternehmen aus den USA und Europa dürften sich dagegen die Wettbewerbsbedingungen in der Region erschweren. Welche Auswirkungen das Abkommen auf die globale Wirtschaftsordnung haben könnte, erklärt Sven Schubert von Vontobel Asset Management:

Frage: Dient das kürzlich unterzeichnete Freihandelsabkommen RCEP dem strategischen Bestreben Chinas, eine stärkere Grundlage für seine „One-Belt-One-Road“-Initiative zu schaffen und sich von der von den USA abhängigen globalen Handelslandschaft zu lösen?

Ja und nein. China hat kürzlich auf seiner 19. Tagung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei seine strategischen Prioritäten für die nächsten fünf Jahre vorgestellt. Der Parallelumlauf (innen- und außenpolitisch) ist zur obersten Priorität geworden. Die inländische Zirkulation bedeutet, dass China den Binnenmarkt stärken will, indem es autark und weniger abhängig von Warenimporten wird, die für die chinesische Wirtschaft entscheidend sind.

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Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat gezeigt, dass die chinesische Wirtschaft nach wie vor von Gütern wie der Halbleitertechnologie – China produziert hier nur 30 Prozent dessen, was es verbraucht – aus dem Ausland abhängig ist. Dies ist nur eine der Abhängigkeiten, die die Trump-Administration als Hebel gegen China eingesetzt hat.

Aber auch die externe Zirkulation ist Teil der Strategie. China wird für ausländische Investoren und Produzenten offen bleiben und seine Kapitalmärkte wahrscheinlich noch weiter liberalisieren. Im zweiten Quartal – nach starken Abflüssen in der ersten Hälfte – erreichten die asiatischen Kapitalzuflüsse (Aktien und Anleihen) ein Siebenjahreshoch. Dies ist zu einem guten Teil der Öffnung der chinesischen Finanzmärkte für Ausländer zu verdanken. Dieser Trend sollte sich in Zukunft weiter fortsetzen, da China künftig Kapital von ausländischen Investoren benötigen wird, um in der Wertschöpfungskette weiter nach oben zu klettern. Daher hat China ein großes Interesse daran, gute Handelsbeziehungen aufrechtzuerhalten, wird aber seine Abhängigkeit von für die Wirtschaft kritischen Gütern verringern wollen.

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