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Aktualisiert am 06.12.2021 - 17:48 Uhrin MärkteLesedauer: 10 Minuten

Chefvolkswirt Thorsten Polleit Wie viel Politik braucht der Markt?

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Die Bildung der Güterpreise spielt im System der freien Märkte eine besonders wichtige Rolle. Steigt der Preis eines Gutes, so zeigt dies an, dass das betreffende Gut knapp ist (relativ zum Angebot anderer Güter). Zum einen hält das die Nachfrager an, sparsamer mit dem Gut umzugehen. Zum anderen bekommen Unternehmen das Signal, die Produktion des Gutes auszuweiten. Die erhöhte Produktionsmenge des Gutes wirkt seinem Preisanstieg entgegen und verbessert die Versorgungssituation der Nachfrager.

Ähnliches gilt bei einem Preisrückgang für ein Gut. Er signalisiert, dass das Gut relativ reichlich vorhanden ist, und dass die Unternehmer besser andere Güter, deren Preise sich relativ zum verbilligenden Gut verteuern, vermehrt produzieren sollen. Der Preismechanismus sorgt so gesehen dafür, dass die knappen Mittel in die Verwendungen gelenkt werden, in denen sie aus Sicht der Nachfrager den höchsten Nutzen stiften. 

Ein freies Marktsystem – und das ist sein Kernmerkmal – zeichnet sich durch Eigentum aus: Die Produktionsmittel befinden sich im Privateigentum. Der Unternehmer kann die Gewinne seiner Tätigkeit vereinnahmen, und er muss die Kosten seines Tuns tragen. Das Bestreben, sein Eigentum zu verhalten beziehungsweise zu vermehren, hält den Unternehmer in einem freien Markt dazu an, seine Produktionsleistung konsequent an den Wünschen der Nachfrager auszurichten. Er setzt seine Produktionsmittel ein, um Güter zu erzeugen, die nicht seinen eigenen Bedürfnissen, sondern die den Bedürfnissen der Käufer entsprechen. Er stellt folglich sein Eigentum in den Dienst der Kunden. Und die Kunden sind es, die mit ihrer Kauf- oder Nichtkaufentscheidung über Erfolg oder Misserfolg des Unternehmers entscheiden; man kann von Konsumentensouveränität sprechen.

Ein weiteres Charakteristikum des freien Marktsystems ist die Massenproduktion, also die Erzeugung von Gütern, die für den Verbrauch durch die breite Bevölkerung vorgesehen sind. Damit verbunden kommt es zu einer Tendenz einer ständigen Verbesserung des durchschnittlichen Lebensstandards für die große Zahl der Menschen, das heißt eine fortschreitende Bereicherung der Mehrheit der Bevölkerung. Man kann auch sagen (und die Marxisten-Sozialisten mögen das vielleicht gar nicht hören wollen): Das freie Marktsystem entproletarisiert den gewöhnlichen Menschen, erhebt ihn nach und nach zu dem Rang eines Bürgerlichen. 

Wie einleitend bereits erwähnt, entwickelt ein freies Marktsystem eine zunehmende, immer feiner zergliederte Arbeitsteilung, national wie international. Denn es ist die Arbeitsteilung, die die Ergiebigkeit der Arbeit erhöht. Sie hält die Menschen dazu an, diejenigen Güter zu erzeugen, bei deren Herstellung sie vergleichsweise geringe Kosten haben.

Die Arbeitsteilung erlaubt aber nicht nur, mit gegebener Arbeitsleistung mehr Güter herzustellen, sondern auch Güter zu erschaffen, die man ohne Arbeitsteilung gar nicht herstellen könnte. Vor allem eine dauerhafte Arbeitsteilung eröffnet den Menschen ungeahnte Wohlstandszuwächse. Das System der freien Märkte lässt eine arbeitsteilige Verbindung zwischen den Menschen auf aller Welt entstehen, bringt sie zusammen in einem kooperativen und produktiven Netzwerk zum allseitigen Vorteil. So gesehen ist der freie Markt ein Friedensprogramm für die Welt. 

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