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Europäische Aktien Warum jetzt ein guter Zeitpunkt für mehr Europa im Depot ist

Das Kernkraftwerk Neckarwestheim bei Heilbronn, einer der drei letzten Reaktoren in Deutschland, die am 15. April 2023 abgeschaltet wurden
Das Kernkraftwerk Neckarwestheim bei Heilbronn, einer der drei letzten Reaktoren in Deutschland, die am 15. April 2023 abgeschaltet wurden: Atomkraft ist hierzulande Geschichte. | Foto: Imago Images / imagebroker

Eine der größten Überraschungen am Kapitalmarkt war 2022 die Widerstandsfähigkeit der europäischen Wirtschaft und der Aktienmärkte auf dem Kontinent. Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine hatten Analysten einen Einbruch der Unternehmensgewinne und eine Rezession in der Region erwartet. Viele erinnerten sich dabei daran, was in den USA nach den Ölpreisschocks in den 1970er-Jahren geschah: Eine Stagflation setzte ein und der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fiel bis auf Werte um die 20 Punkte; und damit weit in die Kontraktionszone, die bei 50 Punkten beginnt.

In der Eurozone sanken die Einkaufsmanagerindizes (PMI) zwar ebenfalls – aber nur auf 46. Eine Rezession wurde vermieden. Einer der Gründe: Unternehmen und Haushalte reduzierten ihre Energienachfrage deutlich. Außerdem war der Kontinent bei der Erschließung anderer Energiequellen wie Flüssiggas erfolgreicher als erwartet.

Unternehmensgewinne entwickeln sich positiv

Wie schon als Reaktion auf die Corona-Pandemie unterstützten die Regierungen Haushalte und Unternehmen in erheblichem Ausmaß finanziell. Das führte zwar zu einem weiteren Anstieg der Staatsverschuldung, federte aber den Wachstumseinbruch ab.

Schließlich sorgte die Dynamik, die in der Region nach den anhaltenden Covid-Lockdowns herrschte, für eine trotz höherer Preise starke Nachfrage. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ging zwar zurück, sein Pendant für den Dienstleistungssektor stieg aber, da die Verbraucher mehr Geld für Reisen, Freizeit und Gastronomie ausgaben.

 

Angesichts dieser Entwicklungen sind die Unternehmensgewinne 2022 nicht eingebrochen, sondern sogar um 6 Prozent gestiegen. Für 2023 prognostizieren die Analysten ein Gewinnwachstum von nur 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das ist jedoch zum Teil darauf zurückzuführen, dass die niedrigeren Energiepreise die erwarteten Gewinne bei den Finanzwerten ausgleichen.

Europa profitiert von chinesischer Wiedereröffnung

Unserer Meinung nach sollten Anleger darüber nachdenken, ihre Position in europäischen Aktien über das gesamte Marktkapitalisierungsspektrum hinweg aufzustocken – zum Beispiel mit Fonds, deren Manager sich durch fundamentale Stock-Picking-Fähigkeiten auszeichnen.

Dank des Rückgangs der Energiepreise unter das Niveau von vor der russischen Invasion in der Ukraine und der Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft haben europäische Aktien in diesem Jahr bisher eine gute Performance gezeigt.

Europa profitiert gleich in zweierlei Hinsicht von Chinas Abkehr von seiner Null-Corona-Politik. Der Konsum im Reich der Mitte dürfte sich erholen, was den europäischen Exporteuren zugutekommt. Außerdem könnten sich die Lieferketten entspannen. Das verringert die importierte Inflation. Das höhere chinesische Wachstum sollte sich darüber hinaus positiv auf die Schwellenländer insgesamt auswirken.

Europa bei Energiewende weltweit führend

Eine wichtige strukturelle Triebkraft für zusätzliche Gewinne ist das Engagement Europas für die Energiewende. Es werden erhebliche Investitionen getätigt, um die Umstellung auf erneuerbare Energien zu ermöglichen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stehen dem positiv gegenüber. Der Kontinent ist weltweit führend bei der Energiewende und viele Unternehmen haben ihre Emissionen erheblich reduziert.

Trotz des jüngsten Rückgangs der Gaspreise und einiger Erfolge bei der Substitution sind viele Unternehmen aus der fossilen Energiewirtschaft aber einem erheblichen Margendruck ausgesetzt. Vor diesem Hintergrund können längerfristig orientierte Anleger Positionen in weniger von fossilen Brennstoffen abhängigen Wettbewerbern eingehen, die im Laufe der Zeit ihre Preissetzungsmacht und ihre Führungsposition in der Branche ausbauen werden.

Inflation: Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale nicht gebannt

Nicht außer Acht lassen sollten Investoren aber die Risiken von Europa-Investments. So nimmt dank der Verbesserung der Lieferketten und der Normalisierung der Nachfrage nach dem starken Aufschwung infolge der Pandemie der Inflationsdruck zwar ab. Es besteht aber nach wie vor die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale.

Möglicherweise muss die Zentralbank eine Rezession herbeiführen, um die Inflation wieder auf den Zielwert zu bringen. Wir denken aber nicht, dass eine so deutliche Verlangsamung des Wachstums notwendig sein wird.

Angesichts der vergleichsweise defensiven, Value-orientierten Ausrichtung des Aktienmarkts sollte sich Europa in jedem Fall als widerstandsfähig gegenüber einer globalen Konjunkturverlangsamung erweisen.

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