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Amundi zu Brasilien-Investments „Ohne Politikwechsel erreichen Anleger ihre Kursziele nicht“

Yerlan Syzdykov, Global Head of Emerging Markets bei Amundi Asset Management

Ein Großteil des Optimismus an den Märkten, der mit dem Wahlsieg von Jair Messias Bolsonaro einhergeht, ist derzeit bereits in den Bewertungen brasilianischer Assets enthalten. Schon nach dem ersten Wahlgang, als sich Bolsonaro seinem Herausforderer deutlich überlegen zeigte, setzten brasilianische Aktien zu einer Rally an. Hintergrund sind die Erwartungen der Anleger, dass die neue Regierung die marktfreundlichen Maßnahmen der Vorgängerregierung ausbaut und beschleunigt umsetzt.

Unseres Erachtens ist Brasilien trotz des Wahlsiegs von Bolsonaro nicht hinreichend dagegen gefeit, dass die Politik Fehler begeht, die zu schwerwiegenden Folgen für die Zukunftserwartungen von Unternehmen, Verbrauchern  und Investoren führen könnten.

Kabinett und Regierungskoalition als wichtige Wegmarken

Zunächst einmal nimmt der neu gewählte Präsident sein Amt mit einer deutlich geringeren Zustimmungsquote als seine Vorgänger Dilma Rouseff und Luiz Inácio Lula da Silva auf. Damit verfügt Bolsonaro nicht über die nötige Unterstützung in Abgeordnetenhaus und Senat, um Reformen rasch durchzubringen. Folglich muss er eine solide Koalition schmieden, um seine Gesetzesvorhaben möglichst reibungslos auf den Weg zu bringen.

Auf kurze Sicht sind daher zwei Wegmarken entscheidend, die Bolsonaro rasch erreichen muss. Zum einen muss er ein Kabinett zusammenstellen. Zum anderen muss er im Kongress für eine handlungsfähige Koalition werben. Die bereits jetzt bekannten Namen für sein Kabinett deuten darauf hin, das seine erfolgreiche Regierungsbildung gelingen könnte: Onyx Lorenzoni, ein angesehener Politiker der Demokraten, ist als Stabschef vorgesehen. Als Wirtschaftsminister gilt der an der einflussreichen Universität Chicago ausgebildete Volkswirt Paulo Guedes für gesetzt. Guedes will sich, wie rasch nach seiner Aufstellung bekannt wurde, für die Rentenreform, niedrigere Zinszahlungen und einen verschlankten, effizienten Staat stark machen. Doch alle diesen notwendigen Reformen werden ihre Zeit brauchen.

Aktien, Fixed Income, Landeswährung Real: Warten auf positive Signale

Im Vorgriff auf einen Politikwechsel in Brasilien sind die Aktienbewertungen teils stark gestiegen: Sie erscheinen uns daher aktuell als nicht mehr günstig. Auf kurze Sicht erwarten wir einen Rückzug der Investoren und infolgedessen Gewinnmitnahmen. Sollte die neue Regierung hingegen Fortschritte bei den dringend notwendigen Reformen in den Bereichen Rente und Steuern erzielen, dürfte der Markt weiteres Aufwärtspotenzial haben. Derzeit nehmen wir jedoch eine neutrale Einschätzung gegenüber dem Markt ein: Die politische Diskussion befindet sich noch in der Richtungssuche und die Haltung der Regierung könnte sich jederzeit rasch ändern.

Sobald sich aber positive Signale zeigen, ist der brasilianische Markt einen genauen Blick wert. Als chancenreich sehen wir staatlich kontrollierte Unternehmen an, zum Beispiel Petrobras. Dreht der Markt nach oben, könnten hier im Zusammenhang mit einem verbesserten Management schlagkräftige Unternehmen erwachsen. Außerdem finden wettbewerbsstarke Unternehmen mit derzeit noch niedrigen Bewertungen unser Interesse. Nicht zuletzt sind zyklische Unternehmen einen Blick wert: Sie könnten von einem zukünftigen Wirtschaftsaufschwung profitieren.

Im Bereich Fixed Income scheint der Kreditmarkt gute Chancen zu bieten. In den kommenden Monaten dürfte sich dieses Marktsegment als relativ stabil erweisen, zugleich sehen die Bewertungen insgesamt noch vernünftig aus. Dennoch haben hier vorrangig Qualitätsunternehmen einen besonderen Reiz, die gute Zukunftsaussichten und solide fundamentale Kennzahlen aufweisen.

Seit Anfang Oktober hat der brasilianische Real gegenüber dem US-Dollar verlorenen Boden wieder gut gemacht. Dennoch schneidet die Währung unter allen Schwellenländer-Währungen weiterhin schlecht ab. Wir gehen von unverminderter Stärke der US-amerikanischen Währung in den kommenden Monaten aus und erwarten daher eine anhaltende Schwäche des Real gegenüber des US-Dollars. Gegenüber anderen Schwellenländerwährungen dürfte der Real jedoch allmählich aufwerten.

Der Ausblick steht und fällt mit der Inflationsentwicklung

Im ersten Halbjahr 2018 verschlechterte sich der makroökonomische Ausblick für Brasilien rapide. Streikwellen hielten im Mai das Land in Atem, doch inzwischen zeigen sich verhaltene Erholungstendenzen. Die Industrieproduktion und insbesondere die Herstellung von Investitionsgütern ziehen wieder an. Löhne und Gehälter legen wieder zu, die Arbeitslosigkeit geht leicht zurück. Zugleich bewegt sich die Inflation auf einem historisch niedrigen Niveau, dürfte im Jahr 2019 aber durchschnittlich 5 Prozent erreichen – was immer noch im Zielkorridor der brasilianischen Notenbank liegt. Gefährlich wäre eine höhere Inflation: Dann wäre die Kaufkraft der Verbraucher gefährdet und die Erholung der brasilianischen Volkswirtschaft stünde auf dem Spiel.

Soweit nicht anders angegeben, beruhen die hier enthaltenen Ansichten auf Recherchen, Berechnungen und Informationen von Amundi Asset Management und haben den Stand 28.10.2018. Diese Ansichten können sich jederzeit ändern, abhängig von wirtschaftlichen und anderen Rahmenbedingungen. Es gibt keine Gewähr, dass sich Länder, Märkte oder Branchen wie erwartet entwickeln werden. Diese Veröffentlichung ist kein Verkaufsprospekt und stellt kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anteilen in Ländern dar, in denen ein solches Angebot nicht rechtmäßig wäre. Außerdem stellt diese Veröffentlichung kein solches Angebot an Personen dar, an die es nach der jeweils anwendbaren Gesetzgebung nicht abgegeben werden darf. Amundi Deutschland GmbH ist ein Unternehmen der Amundi Gruppe.

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