Analyse der Solvenzberichte „Lebensversicherer kalkulieren zunehmend auf Kante“
Das Geschäft mit Berufsunfähigkeits-Policen sowie fondsgebundenen Produkten rettet die Lebensversicherung (LV), sagt Carsten Zielke. Demnach helfen die teilweise hochprofitablen Bereiche dabei, klassische LV-Policen mit Garantiezins zu stützen. Als Folge erwarte er einen stärkeren Wettbewerb in diesen Märkten, so der geschäftsführende Gesellschafter der Zielke Research Consult.
Die auf die Versicherer spezialisierte Beratungsgesellschaft aus Aachen hat aktuell 84 Solvenzberichte deutscher Lebensversicherer für 2018 untersucht. Positiv aufgefallen sei Zielke dabei, die Unternehmen in ihren Berichten immer mehr Transparenz gewähren. Hierbei gebe es allerdings eine Ausnahme: „Run-Off-Versicherer haben auch weiterhin Probleme damit, mit offenen Karten zu spielen.“
Außerdem sei auffällig, dass Unternehmen, die sich in Abwicklung befinden, eine besonders geringe Solvenz aufweisen. Wichtig ist Zielke dabei, ob auch sogenannte Übergangsmaßnahmen berücksichtigt werden oder nur die reine Solvenz zählt. „Zwölf Unternehmen hätten ohne Übergangsmaßnahmen keine ausreichende Solvenz.“ Darunter sind vier der neun untersuchten Run-Off-Versicherer.
„Unternehmen kalkulieren auf Kante“
„Die Unternehmen kalkulieren zunehmend auf Kante“, erklärt Zielke mit Blick auf die branchenweit sinkenden Risikomargen. Unter den zwölf Anbietern mit einer reinen Solvenzquote unter 100 Prozent findet sich zwar kein einziger der zehn Lebensversicherer mit hauptsächlich biometrischem Geschäft. Doch ein Ausweiten der Biometrie allein reiche nicht aus, um die Probleme zu lösen.
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Denn 21 der insgesamt 84 untersuchten Versicherer erwarten keine Gewinne oder haben zu geringe reine Solvenzquoten. „Uns besorgt, dass ein Viertel der Versicherer nur durch Übergangsmaßnahmen genügend Solvenz aufweist oder strukturell auf Verlust fährt“, kommentiert Axel Kleinlein. Er ist Vorstandssprecher des Bunds der Versicherten (BdV), mit dem Zielkes Studie zum dritten Mal erstellt wurde.
„Es ist besorgniserregend, dass ein Viertel der Unternehmen zwei der grundlegenden Voraussetzungen für ein dauerhaft funktionierendes Geschäftsmodell nicht aufweisen“, so Kleinlein weiter. „Dies sind deutliche Anzeichen für eine langandauernde und tiefgreifende Krise der Deutschen Lebensversicherer. Wir erwarten mindestens zunehmend ineffiziente Verträge bis hin zu Insolvenzen von Unternehmen.“