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Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner Das Produktivitätsparadox

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Wichtig ist hier vor allem die Umsetzung des technischen Fortschritts in den Betrieben. Die Erfindung der Dampfmaschine hat für die Volkswirtschaft per se überhaupt nichts gebracht. Erst als sie in den Betrieben zum Antrieb von Maschinen oder im Verkehr als Lokomotive genutzt wurde, wurde sie volkswirtschaftlich bedeutsam und hat die Produktivität erhöht.

Bei dieser Umsetzung hapert es vielfach. Es müssen neue Maschinen angeschafft, Produktionsprozesse umgestaltet, Personal muss geschult werden. Per Saldo erhöht das den Output in den meisten Fällen zunächst überhaupt nicht. Es steigen nur die Kosten. Wenn sich nach einer gewissen Zeit die positiven Effekte zeigen sollten, kommen oft schon wieder neue Technologien, deren Einführung wieder Geld kostet. Das ist ein permanenter Prozess, eine Innovation löst die andere ab. Man muss sich nur die großen IT-Abteilungen in den Unternehmen an- schauen, die immer größer werden. All das verlangsamt das Wachstum der Produktivität.

Technischer Fortschritt erfordert Zeit
Hinzu kommt, dass die Umsetzung des technischen Fortschritts in den Betrieben mit sehr unterschiedlichem Tempo erfolgt. Große Unternehmen können es sich meist leisten, Innovationen schneller einzusetzen. Im Mittelstand dauert es in der Regel etwas länger. Nach Berechnungen der OECD haben lediglich fünf Prozent der Betriebe ihren Output je Stunde zwischen 2001 und 2013 um 40 Prozent erhöht. Die restlichen 95 Prozent - vor allem Mittelständler - haben ihre Produktivität in dieser Zeit dagegen kaum angehoben. Im Durchschnitt ergibt sich daraus eine Zunahme von gerade einmal zwei Prozent - also fast gar nichts.

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Daneben gibt es noch einen anderen Faktor, der nichts mit dem technischen Fortschritt zu tun hat. Die Rahmenbedingungen des Wirtschaftens müssen stimmen. Eine Volkswirtschaft kann technisch noch so gut und fortschrittlich sein und viele Patente anmelden. Wenn ihre Straßen und Brücken schlecht sind und die Güter nicht schnell genug transportiert werden können oder wenn es bei der Aus- und Weiterbildung der Arbeitskräfte hakt, bleibt das Wachstum niedrig und die Produktivität erhöht sich nur langsam.

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