LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 4 Minuten

Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner Steigt der Ölpreis auf 100 US-Dollar je Barrel?

Seite 2 / 4

Ölpreis von 100 US-Dollar hätte erhebliche Konsequenzen

Was bedeutet ein Preis von 100 US-Dollar je Barrel für die Weltwirtschaft? Drastische Ölpreiserhöhungen hat es in der Ge­schichte schon oft gegeben. Wir wissen also, was passiert. Das ist erst einmal tröstlich. Es wird keine Überraschungen geben. Andererseits hat eine Verteuerung des Öls drei erhebliche erhebliche Auswirkungen: Erstens verringert es das Wirtschafts­wachstum. Die Verbraucher haben weniger Kaufkraft für andere Dinge. Die Unternehmen haben höhere Kosten. Die Gewinnmargen geraten unter Druck. Das tut gegenwärtig angesichts der allgemeinen Konjunkturschwäche besonders weh. Allerdings steigen die Einnahmen der Ölförderländer. Sie werden mehr kaufen, was dann dem Welthandel und exportintensiven Volkswirtschaften wie Deutschland zugute kommt.

Die Research Firma Oxford Analytics schätzt, dass das Wachstum der Weltwirtschaft bei einem Ölpreis von 100 US-Dollar
um 0,6 Prozentpunkte zurückgehen würde. Deutschland käme nahe an, vielleicht sogar in eine Rezession.

Zweitens steigt die Inflation. Eine Erhöhung des Ölpreises um zehn US-Dollar geht gemäß einer Daumenregel mit einer Preissteigerung um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte einher. Die Geldentwertung im Euroraum würde also auf über zwei Prozent steigen. Benzin würde wieder richtig teuer. Ob die Geldpolitik gegensteuern würde, hängt von den Zweitrundeneffekten über die Löhne ab. In früheren Jahren haben die Gewerkschaften in solchen Situationen verantwortlich agiert.

Drittens verschieben sich die Preisverhältnisse zwischen den Energieträgern. Saubere Energie wird relativ billiger. Aus Umweltsicht ist das zu begrüßen. Manche Initiativen wie etwa eine neue CO2-Steuer wären unnötig. Andererseits weiß niemand, wie dauerhaft der Ölpreisanstieg ist. Insofern könnte die Freude begrenzt sein.

Tipps der Redaktion