Bernd Raffelhüschen „Jedem Deutschen fehlen im Alter durchschnittlich 660 Euro pro Monat“
Inwiefern können deutsche Verbraucher diese Einbußen durch kapitalmarktorientierte Produkte auffangen?
Sie können die Einbußen so gut wie komplett über die zusätzliche Vorsorge – also die staatlich geförderte private Altersvorsorge in Form der Riester-Rente, der betrieblichen Altersversorgung und/oder die Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes auffangen.
Wie gut das funktioniert, zeigen die Ergebnisse des Vorsorgeatlas. Die knapp 20 Millionen Menschen, die neben der ersten auch in der zweiten Schicht sparen, können zusammengenommen durchschnittlich über 60 Prozent des letzten Bruttoeinkommens ersetzen und somit aller Voraussicht nach ihren gewohnten Lebensstandard im Alter fortführen.
Bei Betrachtung der verschiedenen Alters- und Einkommensklassen zeigt sich jedoch, dass nicht alle Bevölkerungsgruppen hierüber ausreichend abgesichert sind. Dies gilt insbesondere für die 20- bis 34-Jährigen und für Menschen mit einem Einkommen von mehr als 2.000 Euro pro Monat. Sie müssen neben der geförderten Vorsorge noch Geld- und/oder Immobilienvermögen mit Kapitalmarktprodukten aufbauen.
Die Menschen, die alle Vorsorgemöglichkeiten der drei Schichten nutzen, sichern durchschnittlich 83 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ab. Unabhängig von der Alters- und Einkommensklasse liegen die durchschnittlichen Ersatzquoten somit deutlich über 60 Prozent. Das zeigt, dass alle drei Schichten der Vorsorge zusammen zu auskömmlichen Alterseinkommen führen und das Vorsorgesystem somit funktioniert.
Sollte die staatliche Förderung der privaten Altersvorsorge per Riester- und Rürup-Rente in Richtung kapitalmarktorientierter Produkte reformiert werden?
Eine Reform der privaten Altersvorsorge über die Riester- oder Rürup-Rente hat keinen zwingenden Bedarf. Das zeigt sich deutlich in unserer Studie. Man kann die Riester-Rente sicherlich an der ein oder anderen Stellschraube optimieren, indem man beispielsweise die steuerliche Förderhöchstgrenze dynamisiert. Aber insgesamt ist das System gut und funktioniert, obgleich sicherlich die Renditen nach Kosten in den unterschiedlichen Formen der Riester-Renten erheblich divergieren.
Aktienbasierte Riester-Produkte laufen mit Renditen von etwa 8 Prozent und ohne Anrechnung von Zulagen oder Wertentwicklungen. Andere Riester-Renten, die sich im Wesentlichen in Staatsanleihen refinanzieren sind da zumindest im Moment nicht so gut aufgestellt. Viel wichtiger als das ständige Herummäkeln wäre es aber, wenn man die Menschen nicht immer wieder mit überzogenen und pauschalen Diskussionen verunsichert, sondern echte ökonomische Aufklärung betreiben würde.