Bundesbank-Studie So reagieren deutsche Anleger auf die Niedrigzinsen
„Seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 sind die Zinsen auf Spareinlagen immer weiter gesunken und verharren seither auf einem niedrigen Niveau“, berichtet Philipp Marek, Forschungsökonom im Forschungszentrum der Deutschen Bundesbank. Die aktuelle Bundesbank-Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen“ zeigt, dass dies zunehmend die Zinserwartungen privater Haushalte beeinflusst: 96,5 Prozent der Haushalte erwarteten im vergangenen Jahr, dass die Zinsen auf Sparguthaben für mindestens ein weiteres Jahr niedrig bleiben würden. Im Jahr 2014 glaubten dies nur 65,4 Prozent. Demgegenüber fiel der Anteil der Haushalte, die steigende Zinsen innerhalb eines Jahres erwarteten, von 10 Prozent auf 3,5 Prozent. Die Mehrheit der Haushalte (58 Prozent) ging 2016 sogar davon aus, dass die Zinsen noch mindestens drei weitere Jahre auf niedrigem Niveau verbleiben.
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Die Erwartung anhaltend niedriger Nominalzinsen wirkt sich auf das Sparverhalten aus: Der Anteil der Haushalte, die ihr Sparverhalten als Reaktion auf die andauernde Niedrigzinsphase bereits angepasst haben, hat sich gegenüber 2014 (23 Prozent) mehr als verdoppelt. Und etwa 36 Prozent (15 Prozent im Jahr 2014) der Haushalte gaben an, dass sie wegen der niedrigen Zinsen weniger oder überhaupt nicht mehr sparen, während 16,5 Prozent (7,6 Prozent im Jahr 2014) der Haushalte angaben, ihr Geld anders als bisher anzulegen. Lediglich 2 Prozent der Befragten antwortete, dass sie ihre Sparleistungen erhöht haben. „Dies deutet darauf hin, dass viele private Haushalte nicht versuchen, den Rückgang der Zinserträge durch eine bloße Erhöhung der Sparleistungen zu kompensieren“, kommentiert Marek.
Sparverhalten wird angepasst
Die Zahlen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung belegen ebenfalls, dass private Haushalte ihr Anlageverhalten zuletzt angepasst haben. Zwischen 2014 und 2016 büßten zum Beispiel die Bestände langfristiger Spareinlagen mit einer Kündigungsfrist von mehr als drei Monaten mehr als 30 Prozent ein, während das Volumen kurzfristiger Anlageformen wie Sichteinlagen (einschließlich Bargeld) um 22 Prozent zulegte. Sowohl Versicherungsansprüche als auch Kapitalmarktinvestitionen privater Haushalte haben zwischen Juni 2014 und Juni 2016 ebenfalls Zuflüsse verzeichnet. Ansprüche gegenüber Versicherungen sind um knapp 10 Prozent gestiegen. Das Geldvermögen, das in Form von Aktien und Investmentfondsanteilen angelegt ist, wuchs um 13 beziehungsweise 17 Prozent, wobei etwa 5 Prozentpunkte dieser Anstiege auf Kursentwicklungen zurückzuführen sind.