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Chinas Demographie steht vor Herausforderungen Warum der Shift des Wirtschaftsmodells gelingen muss

Chinas Bevölkerung umfasst derzeit 1,3 Milliarden Menschen, was einem Fünftel der gesamten Menschheit entspricht. Das Land hat den großen Vorteil, dass 70 Prozent seiner Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sind; nur 15 Prozent sind älter als 59 Jahre. Der Anteil sowohl von Kindern als auch älteren Menschen im Land ist gering. Damit gibt es vergleichsweise wenige wirtschaftlich abhängige Menschen.

Von 1979 bis 2015 hatte in China die Ein-Kind-Politik Bestand. Mit ihr unterlag das Wachstum der Bevölkerung staatlicher Kontrolle – und es stellte sich eine enorme Verbesserung des Lebensstandards ein. 500 Millionen Menschen wurden nach Angaben der Weltbank aus extremer Armut befreit. Zwar dürfen ab dem 1. Januar 2016 alle Paare zwei Kinder haben. Aber es ist alles andere als sicher, dass die Abschaffung der Ein-Kind-Politik dazu beitragen wird, die Geburtenrate zu erhöhen. Zwar sinkt die Geburtenrate nicht mehr weiter ab, sie bewegt sich jedoch auch nicht wie gewünscht nach oben.

Chinas Bevölkerung wird extrem schnell altern

Sinkende Geburtenraten und eine längere Lebenserwartung beunruhigen Chinas Regierungsverantwortliche: Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter um 220 Millionen abnehmen. Schon jetzt beginnt sich in einigen Bereichen ein Arbeitskräftemangel abzuzeichnen. Kommen heute fünf Erwerbstätige auf einen Rentner, werden es 2040 nur noch 1,6 Erwerbstätige sein.

Nach den demographischen Prognosen der Vereinten Nationen wird sich der Anteil der über 65-Jährigen voraussichtlich verdreifachen, von 7 Prozent im Jahr 2000 auf 24 Prozent im Jahr 2050, wenn in China 330 Millionen ältere Menschen leben werden.

Die Betreuung dieser Menschen wird für Chinas Gesellschaft zur großen Herausforderung, denn bislang bietet für die meisten Armen die Familie den einzigen sozialen Rückhalt: Mitte der 2000er Jahre bezog nur jeder vierte Ruheständler eine Rente. Ein weiteres Viertel war weiterhin lohnabhängig, während die restliche Hälfte vor allem von den Unterstützungen eines Familienmitglieds, oft eines Kindes, lebte. In gewisser Hinsicht wird das Familienmodell weiterhin offiziell gefördert: Ein Gesetz aus dem Jahr 1996 schreibt vor, dass Kinder ihre Eltern unterstützen müssen. Doch der Lebensstil der jungen Generation, die sich für ihre teuren Immobilien in den Städten hoch verschulden muss, sind der dauerhaften innerfamiliären Unterstützung nicht förderlich. Um Arbeit zu finden, ziehen junge Menschen oft weit weg von ihrer Heimatregion. Chinas hohe Sparquote (46 Prozent des BIP im Jahr 2016 gegenüber einer globalen Rate von 26 Prozent, Angaben laut IWF) hängt ebenfalls mit der demographischen Entwicklung zusammen: Die Menschen sehen sich gezwungen für die Zukunft zu sparen, weil es kein universelles öffentliches Rentensystem gibt.

Bis 2035 schließt China bei der Überalterung zum Westen auf

China ist noch weit davon entfernt, das Wohlstandsniveau der großen Industrieländer zu erreichen. So liegen die Gesundheitsausgaben mit 5,6 Prozent des BIP deutlich niedriger als in Frankreich (11 Prozent) und den Vereinigten Staaten (16,6 Prozent). Der Staat finanziert nur 55,8 Prozent aller Gesundheitsausgaben, gegenüber 78,7 Prozent in Frankreich und 49,3 Prozent in den USA.

Bis 2035 werden 30 Prozent der Gesamtbevölkerung Chinas älter als 60 Jahre sein, wie in den entwickelten Ländern. Aber der Lebensstandard des Landes wird nicht derselbe sein, denn das Pro-Kopf-BIP dürfte dann nur etwa ein Fünftel desjenigen der entwickelten Volkswirtschaften betragen. Die Herausforderung für Chinas Regierung besteht darin, das chinesische Wirtschaftsmodell an die demografischen Veränderungen anzupassen und gleichzeitig die ökologischen Herausforderungen zu meistern. Vor diesem Hintergrund sind die Bemühungen Chinas zu sehen, unbedingt von einem Wachstumsmodell, das bislang vorrangig auf Exporten von Gütern mit geringer Wertschöpfung basiert, zu einem Wachstumsmodell zu wechseln, das auf Dienstleistungen und Innovation gründet.

Nach dem Willen der Regierung müssen sich alle Wachstumsziele der bevorstehenden demografischen Entwicklung unterordnen. China soll den Übergang zu einer konsumorientierten Dienstleistungswirtschaft schaffen, die den Begriff der nachhaltigen Entwicklung berücksichtigt.

Chinas Entschlossenheit, seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss über seine Grenzen hinaus geltend zu machen („One Belt, One Road“) lässt sich nicht zuletzt darauf zurückführen, dass in einem Land mit wenig Einwanderung zukünftig auf eine breite Basis billiger Arbeitskraft zurückgegriffen werden soll.

Fazit: Weitere Reformen des chinesischen Wirtschaftsmodells zu erwarten

In China ist es Staatsräson, dass die offiziellen politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen bis zu bestimmten Zieldaten umzusetzen sind. Ein solches Datum ist 2021, das hundertjährige Jubiläum der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas und Zieldatum für die Erreichung einer „mäßig wohlhabenden Gesellschaft“, einschließlich der Verdoppelung des Pro-Kopf-BIP gegenüber dem Niveau von 2010. Ein weiteres Zieldatum ist 2049, das hundertjährige Jubiläum der Gründung der Volksrepublik China. Bis dahin soll erreicht werden, „ein modernes sozialistisches Land zu sein, das wohlhabend und stark ist“.

Um diesen Zielen Taten folgen zu lassen, muss die Reform des chinesischen Wirtschaftsmodells fortgesetzt werden. Dabei sind neue Verschiebungen im Gefüge der Volkswirtschaften zu erwarten: Nach den ersten Jahrzehnten der Transformation erwirtschaftet China 18 Prozent des globalen BIP und steht für ein Drittel des globalen Wachstums.

Soweit nicht anders angegeben, beruhen die hier enthaltenen Ansichten auf Recherchen, Berechnungen und Informationen von Amundi Asset Management und haben den Stand 24.04.2019. Diese Ansichten können sich jederzeit ändern, abhängig von wirtschaftlichen und anderen Rahmenbedingungen. Es gibt keine Gewähr, dass sich Länder, Märkte oder Branchen wie erwartet entwickeln werden. Diese Veröffentlichung ist kein Verkaufsprospekt und stellt kein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Anteilen in Ländern dar, in denen ein solches Angebot nicht rechtmäßig wäre. Außerdem stellt diese Veröffentlichung kein solches Angebot an Personen dar, an die es nach der jeweils anwendbaren Gesetzgebung nicht abgegeben werden darf. Amundi Deutschland GmbH ist ein Unternehmen der Amundi Gruppe.

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