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Fondsmanager Hans-Peter Schupp Das Comeback der wahren Werte

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Unter den Auto-Aktien lassen sich ebenfalls aussichtsreiche Value-Titel finden. Nach wie vor besteht hier die Kunst darin, aus einer Vielzahl just-in-time-gelieferter Teile ein qualitativ hochwertiges Fahrzeug zu fertigen. Dabei ist die Antriebsart eher von untergeordneter Bedeutung - das erste Elektroauto gab es schon im 19. Jahrhundert. Das sieht offenbar auch Tesla-Chef Elon Musk so ähnlich. Nach der Übernahme von Grohmann sind die Kalifornier jetzt mit der ATW Automation bei dem zweiten auf Produktionsabläufe spezialisierten deutschen Mittelständler eingestiegen.

Ein anschauliches Beispiel für einen Value-Wert aus dem Automobilbereich ist Renault. Die Beteiligungen an Nissan und Daimler sind an der Börse fast so viel wert wie der gesamte Konzern. Anleger bekommen also das operative Geschäft der Franzosen gewissermaßen kostenlos dazu. So richtig Sinn macht das nicht. Weitere Value-Aktien finden sich unter den Ölkonzernen. Zwar gewinnen erneuerbare Energien Marktanteile, doch auch Öl wird noch Jahrzehnte lang gebraucht werden. Selbst im Tech-Bereich gibt es vereinzelt unterbewertete Substanzwerte.

Wann kommt die Sektor-Rotation?

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wann Value-Aktien wieder ins Laufen kommen und was dafür als Auslöser infrage kommt. Der zweite Teil lässt sich beantworten. So könnten steigende Zinsen der Beliebtheit von Growth-Aktien ein Ende setzen. Je höher die Zinsen notieren, desto weniger sind die künftigen Gewinne in der Gegenwart wert.

Auch zunehmende M&A-Aktivitäten könnten bei Value-Aktien wieder für mehr Interesse sorgen. Wenn dann angemessene Preise beziehungsweise Aufgelder auf die vorherigen Börsenkurse gezahlt werden, würden die wahren Werte der Value-Aktien wieder ans Tageslicht kommen. Wann so etwas passiert, lässt sich dagegen kaum beantworten. Erfahrungsgemäß brauchen Value-Investoren einen langen Atem. Die zurückliegenden 13 Jahre, in denen Substanzwerte nicht wirklich gefragt waren, stellen aber zumindest eine ungewöhnlich lange Geduldsprobe dar.


Über den Autor:
Hans-Peter Schupp arbeitet seit 2008 bei dem von ihm mitgegründeten Finanzdienstleister Fidecum als Portfoliomanager. Zuvor leitete er das Asset Management bei der Mainfirst Bank.

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