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Demografischer Wandel Alternde Bevölkerung: So kann die Wirtschaft besser mit den Folgen umgehen

Arbeit mit einem Food-Roboter
Arbeit mit einem Food-Roboter: Die großen Fortschritte im Bereich der KI sind ein wichtiger Faktor für die strukturelle Anpassung an einen Rückgang der Erwerbsbevölkerung. | Foto: Imago Images / AFLO
Frédéric Leroux, Carmignac

Alternde Gesellschaften auf der einen und Bevölkerungswachstum auf der anderen Seite sind widersprüchliche Entwicklungen, die zu gegenläufigen Strategien führen. Auf der einen Seite werden Maßnahmen getroffen, um die Nachteile der Alterung auszugleichen. Auf der anderen Seite wird versucht, das Bevölkerungswachstum zu begrenzen. Und das, obwohl eine wachsende Bevölkerung die Finanzierung einer alternden Gesellschaft erleichtern würde.

Dieser Widerspruch lässt sich auflösen, indem Arbeit und Produktivität gefördert und die offizielle UN-Prognose zum Bevölkerungswachstum hinterfragt werden. So erwarten die Vereinten Nationen, dass die Weltbevölkerung von derzeit 8,1 Milliarden Menschen um weitere 2,3 Milliarden wachsen und ihren Höchststand erst etwa 2085 erreichen wird.

Alterungsprozess in Japan weiter fortgeschritten

Die Alterung der Bevölkerung hat erst dann potenziell negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum, wenn die erwerbstätige Bevölkerung, das heißt die Gruppe der 15- bis 65-Jährigen, abnimmt. Der Anteil der Erwerbstätigen weltweit an der Gesamtbevölkerung sinkt seit 2015 um weniger als 0,1 Prozent pro Jahr und beläuft sich heute auf 65 Prozent. Der Anteil der unter 15-Jährigen verringerte sich um etwas weniger als 0,2 Prozent pro Jahr auf derzeit 25 Prozent der Bevölkerung und der Anteil der über 65-Jährigen stieg in gleichem Maße auf aktuell rund 10 Prozent, wie aus dem World Population Prospect hervorgeht.

In Japan befinden sich nur 58,5 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter – 10 Prozent weniger als noch 1990 –, während die über 65-Jährigen 30 Prozent der Einwohner stellen. Das Beispiel Japan, wo der Alterungsprozess der Gesellschaft weiter fortgeschritten ist als in anderen Ländern der Welt, nährt häufig die Befürchtung, dass dem gesamten Planeten und insbesondere den am weitesten entwickelten Volkswirtschaften düstere Zeiten der Deflation drohen.

Was andere Länder von Japan lernen können

Mehrere Faktoren sprechen jedoch für eine Relativierung dieses Risikos und der Folgen für das Wachstum. Zunächst hat Japan seine niedrige Geburtenrate nicht durch Zuwanderung ausgeglichen. Ferner musste das Land die größte Immobilienkrise seiner Geschichte überwinden. Die Wirtschaftspolitik der Regierung hatte dabei zur Folge, dass einerseits der Deflationsdruck und die Verschuldung gestiegen sind und anderseits die Arbeitsmarkt- und insbesondere die Lohndynamik zum Erliegen kamen.

Länder mit alternder Bevölkerung könnten Lehren aus den Entwicklungen in Japan ziehen, um die negativen Folgen des demografischen Wandels zu begrenzen. In Japan lag das Wirtschaftswachstum pro Einwohner seit 1990 bei 0,89 Prozent, gegenüber 1,47 Prozent in den USA und 1,03 Prozent in Frankreich. In Anbetracht des Zusammenspiels einer stark alternden Bevölkerung und dreier erheblich rezessionsfördernder Faktoren ist dieses Ergebnis gar nicht so schlecht.

 

Neben dem Zuzug von Arbeitskräften, für den die Menschen der aufnehmenden Länder immer deutlicher nach Regulierung verlangen, gibt es weitere Lösungen, um die Auswirkungen einer alternden Bevölkerung zu mindern.

Zu den wichtigsten Ansätzen zählen

  • die Steigerung der Erwerbsquote durch eine stärkere Beschäftigung von Frauen,
  • die Anhebung des Renteneintrittsalters oder die Erhöhung der Arbeitszeit (was heute allerdings in den Industrieländern aufgrund sozialer Bestrebungen kaum durchsetzbar scheint).
  • Die Steigerung der Produktivität durch den verstärkten Rückgriff auf Investitionen, Weiterbildung und Innovationen ist zudem nach wie vor unerlässlich.

Die großen Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) dürften in dieser Hinsicht höchstwahrscheinlich ein wichtiger Faktor für die strukturelle Anpassung an einen Rückgang der Erwerbsbevölkerung sein. Denn die potenziellen Produktionssteigerungen – und damit die Chancen, fehlende Arbeitskräfte zu ersetzen – sind auf längere Sicht enorm. Die Euphorie rund um künstliche Intelligenz ist aus dieser makroökonomischen Perspektive daher völlig gerechtfertigt.

Bevölkerungswachstum: Höchststand schon bald erreicht?

Die Prognose eines Anstiegs der Weltbevölkerung von heute 8,1 Milliarden auf etwa 10,4 Milliarden Menschen bis 2085 stammt von den Vereinen Nationen. Unabhängige Schätzungen von Earth for all für den Club of Rome gehen hingegen von einer Höchstzahl von circa 9 Milliarden Menschen um das Jahr 2045 aus und erwarten anschließend einen Rückgang auf circa 7,5 Milliarden Menschen bis 2100.

Während die Prognose der Vereinten Nationen ausschließlich Rückschlüsse aus bereits erhobenen demografischen Daten ziehen, simulieren konservativere Modelle die Beziehungen zwischen sozioökonomischen Entwicklungstendenzen und den Grenzen des Planeten.

Der unlängst konstatierte Rückgang der Bevölkerung Chinas trat deutlich früher ein als von den jüngsten Prognosen erwartet und stärkt die Glaubwürdigkeit der Annahme, dass der Höchststand bereits bald erreicht sein wird. Sollten sich diese „dynamischeren“ Prognosen in Zukunft bestätigen, könnten wachstumskritische Ansätze, die auf der Angst vor einer Überbevölkerung des Planeten fußen, an Bedeutung verlieren. Ein derartiger Umschwung würde dank einer realistischeren Berücksichtigung der globalen Herausforderungen in Bezug auf die Energiewende ein sichereres Wachstum und eine höhere Produktivität ermöglichen.

Anleger können Vorteile von Demografie und Innovationen nutzen

Arbeit und technischer Fortschritt würden für Wachstum und Produktivitätssteigerungen sorgen. Zusammen mit einem, durch den bevorstehenden Bevölkerungsrückgang ermöglichten, pragmatischeren Ansatz bei der Nutzung von Rohstoffen würden sie dazu beitragen, dass die Wirtschaft besser mit den Folgen einer alternden Bevölkerung umgehen kann. Die Automatisierung, bei der Japan aus Notwendigkeit heraus führend geworden ist, die künstliche Intelligenz, die geradezu wie gerufen kommt, und Fortschritte der Forschung in anderen wichtigen Bereichen (wie etwa Nanotechnologie) zeigen, dass die Menschheit noch immer Antworten auf die Herausforderungen der Natur und ihrer starken Zyklizität finden kann.

Das Thema Innovation, allen voran bei KI, aber auch die je nach demografischer Situation unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung schaffen vielfältige Anlagegelegenheiten und Möglichkeiten zur geografischen Diversifizierung. Mit einem aktiven globalen Ansatz können die Vorteile dieser Situation wirksam genutzt werden.

>> Für mehr Infos, kontaktieren Sie die Experten von Carmignac

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