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DEMV-Chef Karsten Allesch Ein Tag im Versicherungsvertrieb des Jahres 2025

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10.00 Uhr

Meine langjährig treuen Büropflanzen schicken mir eine Nachricht, dass sie Wasser brauchen. Also stehe ich auf und gieße sie.

Einen Atemzug später klingelt mein Smartphone, und ich nehme den Anruf an. Noch mit der analogen Gießkanne in der Hand begrüße ich Herrn Martin, einen meiner wichtigsten Firmenkunden. Er beschreibt mir aufgeregt, dass er letzte Nacht einen großen Versicherungsschaden hatte und meine Hilfe benötigt. Es stellt sich im Laufe des Telefonats heraus, dass er glücklicherweise vor drei Monaten die Versicherungsbedingungen seiner gesamten Firmenversicherungen im Rahmen einer Umdeckung umfangreich aktualisiert hat. Die Versicherung hatte für Bestandskunden die Beiträge erhöht, obwohl für Neukunden günstigere Beiträge gelten. Daraufhin hat mein Selbstverwaltungsprogramm ausgewertet, welche meiner Kunden davon betroffen sind. Per Knopfdruck habe ich alle 77 betroffenen Kunden informiert, dass der Risikoträger in 14 Tagen ausgetauscht wird. Es sei denn, der Kunde widerspricht.

Statt wie früher einzelne Kunden zu beraten, prüfe ich jetzt die Versicherungssituation von Kundengruppen. Sobald ich sicher war, welches Unternehmen die 77 Kunden am besten versichert, konnte ich die Umdeckung mit zwei Klicks erledigen.

Meine verbesserte Produktivität hat mich wettbewerbsfähiger gemacht. Und ich kann deutlich besser und schneller gewährleisten, dass meine Kunden aktuelle und passende Versicherungsbedingungen haben. Gerade in einem Markt, der nach wie vor immer transparenter wird, sind das entscheidende Faktoren.

11.00 Uhr

Ich lasse die Selektionsbearbeitung noch offen und kümmere mich erst einmal weiter um die Schadenangelegenheiten, in die mehrere Versicherer involviert sind. Zusätzlich zu der automatisierten digitalen Information an die Gesellschaften führe ich einige Telefonate mit den wichtigsten Ansprechpartnern dort, damit meinem Kunden Herrn Martin schnell geholfen wird. Die Bearbeitung von Schäden ist meinem Eindruck nach immer noch schneller, wenn ein persönliches Gespräch stattgefunden hat.

11.30 Uhr

Mein Selbstverwaltungsprogramm weist mich nun darauf hin, dass in einer halben Stunde meine monatliche Online-Schulung beginnt. Es geht um IT-Erweiterungen, die in meinem Arbeitsalltag relevant sind. Nur so kann ich gewährleisten, dass ich angesichts der dynamischen Entwicklungen noch entscheiden kann, welche digitalen Neuentwicklungen ich wie und warum nutzen möchte. Die verbleibende halbe Stunde bis zum Schulungsbeginn nutze ich, um mich weiter um die Kundenselektion zu kümmern.

12.00 Uhr

Die monatliche Online-Schulung meines Selbstverwaltungsprogramms startet. Schnell entwickelt sich eine lebhafte Diskussion. Denn diese Woche geht es um die Einführung einer Form der künstlichen Intelligenz. Diese erkennt Muster auf Basis der vorhandenen Datenströme und gibt daraufhin Empfehlungen. Das System listet mir alle Kunden auf, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent innerhalb von 12 Monaten einen Haftpflicht-Schaden haben werden. Die Diskussion unter den zugeschalteten Maklern dreht sich um Folgendes: Soll ich nun diesen Kunden mit Versicherungsschutz kündigen, um meine Gewinnbeteiligung nicht zu gefährden? Oder soll ich die Kunden ohne Versicherungsschutz ansprechen und die passende Versicherung vermitteln? Das System zeigt nicht an, wie es zu seiner Prognose kommt. Daher beschließe ich, diese Funktion nicht zu nutzen. Technik ist ja schön und gut, aber mit solchen Tools komme ich ansonsten wirklich in Gewissenskonflikte.

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