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10 Jahre Carmignac in Deutschland Der Carmignac Patrimoine – zu Recht eine Legende?

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Ob er sich von einem anderen Fonds des Hauses möglicherweise noch mehr verspreche? „Carmignac hat eine breite Palette an Fonds, hier kommt es maßgeblich auf die individuelle Situation an“, meint Witt. Sein Tipp: „Wenn man etwas mehr Risiko nicht scheut, kann zum Beispiel der Grande Europe ein spannendes Produkt sein. Hier wird konsequent auf europäische Aktien mit Wachstumspotenzial gesetzt.“

Horst Hillinger, Foto: Vermögensbutler

Horst Hillinger, Vorstand bei Vermögensbutler aus Ditzingen, zieht mit Blick auf den Carmignac Patrimoine einen bildhaften Vergleich: „Von der schnellen Jolle zum trägen Tanker.“ Starke Mittelzuflüsse hätten dem Fonds in der Vergangenheit zugesetzt, das Fondsmanagement habe die Anlagestrategie daraufhin anpassen müssen – „leider nicht zum Vorteil der Investoren“, wie Hillinger findet.

Fonds-Auszeichnungen spiegelten regelmäßig nur die Vergangenheit eines Fonds wider, erinnert der Vermögensprofi. Ob die kommenden 20 Jahre so erfolgreich wie die vergangenen 20 Jahre liefen, lasse sich mit ihnen nicht voraussagen.

Auf jeden Fall habe der Mischfonds seit geraumer Zeit an den niedrigen Zinsen zu knabbern: „Carmignac Patrimoine heißt bis zu 50 Prozent Anleihen – oder auch 50 Prozent zinsloses Risiko“, so Hillinger. Zinsen als wichtige Ertragsquelle der Vergangenheit fielen weitestgehend weg. Die nicht ganz so rosige Prognose des Anlageprofis: „Die aktuellen Zahlen sind nicht verheißungsvoll.“

Insgesamt findet Hillinger: „Es gibt nicht die einzig richtige Anlagestrategie.“ Der Carmignac Patrimoine sei dafür ein gutes Beispiel: „Für den Anlageerfolg ist eine Mischung unterschiedlicher Anlagestrategien entscheidend.“

Petra Ahrens, Foto: Maiestas

Petra Ahrens, Vorständin beim Kölner Haus Maiestas Vermögensmanagement, empfindet den Legendenstatus des Carmignac Patrimoine wiederum als verdient: „Das Management setzt auf Unternehmergeist, aktives Management und Erfahrung.“ Seine größten Erfolge habe der Fonds dennoch bereits in der rund 13 Jahre zurückliegenden Finanzkrise erzielt. Er habe daraufhin starke Zuflüsse gesehen und sei zu einem der größten Fonds Europas angewachsen.

Die jetzige Größe des Fonds – er verwaltet zwischen 10 und 11 Milliarden Euro – koste allerdings Flexibilität. „Für einen Mischfonds ist dies eine Größe, die man nicht so schnell bewegen kann. Sie lässt sich nicht so flexibel an Marktsituationen anpassen“, urteilt Ahrens. Zudem seien durch die vorgeschriebene hohe Anleihenquote von mindestens 50 Prozent „dem Fondsmanagement in Zeiten der Nullzinspolitik die Hände gebunden“.

Ahrens' Fazit: „Das Fondsmanagement leistet weiterhin gute Arbeit. Kurzfristig, auf ein Jahr betrachtet, und auch auf Zehn-Jahressicht liegt der Fonds jedoch eindeutig hinter dem Sektorendurchschnitt der anderen Mischfonds.“ Anleger seien daher gut beraten, sich auch vergleichbare Fonds auszuschauen.

Welche Carmignac-Fonds möglicherweise ebenfalls einen Blick Wert seien? Es kommt auf die Bedürfnisse der Investoren an, meint Ahrens. Dennoch hat sie einen Tipp: „Anleger, die mittel- und langfristig von steigenden Aktienmärkten ausgehen, sind mit dem Carmignac Investissement als strategischen reinen Aktienfonds besser aufgestellt.“ Der Ansatz des aktiven Market-Timings lasse sich dort bei rund 4 Milliarden Euro Volumen gut umsetzen – besser als im vergleichsweise schwerfälligen Dickschiff Carmignac Patrimoine.

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