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Der richtige Weg aus der Schuldenkrise

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4.    Auseinanderfallen der Eurozone
Solidarität wird aufgekündigt, alle Länder gewinnen geld- und fiskalpolitische Autorität zurück. Führt zu Abwertungswettlauf und Staatspleiten sowie einer Rezession in Deutschland wegen zu erwartender drastischen Aufwertung.

5.    Austritt einzelner Länder
Euroländer einigen sich nicht auf ein einheitliches Vorgehen, einzelne Länder werden aus der Eurozone gedrängt. Konsequenzen ähnlich wie unter Punkt 4.

6.    Euroland der unterschiedlichen Geschwindigkeiten
Harter Kern mit Ländern mit ähnlich ausgerichteter Wirtschafs- und Fiskalpolitik entsteht sowie eine Rest-Euro-Gruppe mit einem Euro II, der in einer festen Bandbreite zum Euro schwankt. Hieße zwei Notenbanken und Koordination der Politik. Kaum vereinbar mit den aktuellen Statuten der EU.

7.    „Durchwursteln“ von Krisengipfel zu Krisengipfel
Politik macht weiter wie bisher, rein reaktive Strategie. Märkten wird immer wieder die Möglichkeit geboten, die Politik unter Zugzwang zu bringen. Krise im Finanzdienstleistungssektor nicht ausgeschlossen.

8.    Gemeinsame Eurobonds
Defizite der Euroländer werden ganz oder teilweise durch zu refinanzierenden Anleihen über eine gemeinsame Bundesschuldenverwaltung durch die Emission gemeinsamer Anleihen refinanziert. Refinanzierung wird dann für finanzstarke Länder wie Deutschland teurer, für finanzschwache wie Griechenland billiger. Bonitätseinschätzungen für stärkere Länder werden sich verschlechtern. Erfordert einheitliche Finanz-, Steuer- und Wirtschaftspolitik.

9.    „Länderfinanzausgleich“
Besteht bereits über Kohäsions-, Agrar- und Infrastrukturfonds. Würde einen Prozess mit Transferzahlungen in Gang setzen, der zu gleichen Bedingungen in der Eurozone in einem Zeitraum von bis zu 15 Jahren führt. Konsequenz wäre hier die Vereinigten Staaten von Europa unter erheblichen Souveränitätsverlust der einzelnen Mitgliedsstaaten. Langfristiger Stabilitätsgewinn.

Diese neun Wege lassen sich einzeln oder in bestimmten Konstellationen auch kombiniert durchführen.

5 aus 9: Die richtige Reihenfolge

HSH-Chefvolkswirt Gojny empfiehlt folgendes Vorgehen: Start mit Austerity (Sparen), dann Herauswachsen flankiert von einem  Marshallplan, gefolgt von dem Länderfinanzausgleich und am Ende stehen dann die gemeinsamen Eurobonds.

Das Auditorium der Hamburger Finanzplaner stimmte dem Volkswirt weitgehend zu, auch wenn bezweifelt wurde, dass die für diese Schritte notwendige enorme Einigkeit der Euroländer jemals zu erzielen sei.

Gojny antwortete mit der Macht des Faktischen: „Letzten Endes wird man vor der Frage stehen, entweder die Grundwerte der Römischen Verträge zu verteidigen oder das Auseinanderbrechen der Union hinzunehmen.“ Erste Äußerungen von deutschen Spitzenpolitikern wie Ursula von der Leyen in Richtung „Vereinigte Staaten von Europa“ könnten bereits Vorboten einer solchen Entwicklung sein.

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