BVI erneuert Kritik an Hauptversammlungssaison „Dialog zwischen Eigentümern und Unternehmen war fast unmöglich“
Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) ist von der Hauptversammlungssaison 2021 enttäuscht: „Der Dialog zwischen Eigentümern und Verwaltung der Unternehmen war wie 2020 faktisch unmöglich. Die virtuellen Treffen auf Basis der COVID-19-Notgesetzgebung haben die Hauptversammlung als oberstes Kontrollorgan und Sprachrohr der Aktionäre spürbar entwertet“, sagt Thomas Richter, BVI-Hauptgeschäftsführer.
Nach einer Untersuchung des Fondsverbands haben nur ein Drittel von den im HDAX vertretenen 160 Aktiengesellschaften die Reden des Vorstands vorab veröffentlicht. Lediglich neun Unternehmen haben ihren Aktionären in der Hauptversammlung (HV) eine Nachfragemöglichkeit gewährt. Keine Gesellschaft erlaubte ihren Aktionären während der HV spontane Fragen. Allein die Deutsche Bank ließ sie zu Wort kommen.
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Die Einschränkungen für Aktionäre sollen laut BVI noch bis mindestens August 2022 bestehen. Grund dafür ist die Corona-Notfallgesetzgebung. Die Generaldebatte, wie sie aus der Präsenzhauptversammlung bekannt ist, muss trotzdem erhalten bleiben, fordert Richter. Deshalb wünscht er sich hybride Hauptversammlungsformate, damit der Dialog zwischen Aktionären und Unternehmen weiter stattfindet kann, aber auch die Möglichkeit zur virtuellen Teilnahme vorhanden ist.
Neben eingeschränkten Aktionärsrechten wurde auch die Qualität der Beschlussvorlagen bemängelt. Am meisten in Kritik geriet die Vorstandsvergütung. Unternehmen müssen ihre Vergütungssysteme gegenüber Investoren offenlegen und zur Abstimmung stellen. Bei 72 von 160 Gesellschaften entsprachen die Vergütungssysteme aber nicht den Vorstellungen der Fondsbranche, so der BVI.